Elizabeth Longius
Sprachen, die Fächer die Elizabeth nie wirklich interessierten, aber trotzdem passte sie auf, die ganze Zeit über folgte sie dem Unterricht, auch als nach der hausaufgabe nachgefragt wurde. Sie holte diese aus ihrem Block raus und hatte diese vor sich liegen. Der Lehrer ging durch die Klasse und fing an, die Sachen einzusammeln, als er dieser wieder vorne stand legte er die Sachen auf sein Pult und guckte in die Klasse.
"Jeder der die Hausaufgabe nicht hatte bekommt eine 6", sagte er und setzte sich wieder, "Wie ihr wisst müssen Tests nicht angekündigt werden, genauso wenig wie Lernkontrollen und das war eine. Ihr könnt die Sachen morgen nachzeigen, jedoch wird euch trotzdem eine Note abgezogen, dafür das ihr es zu spät abgegeben habt."
Als Elizabeth das hörte, seufzte sie innerlich und öffnete ihren Block. Sie konnte sich heute einfach nicht auf den Unterricht konzentrieren. Anscheinend hat sie sich auch leicht etwas eingefangen, da sie sich sonst immer prima konzentrieren konnte. Sie öffnete die Seite, wo sie als letztes aufgehört hatte zu zeichnen. Es war ein noch eher formloser Charakter, eine Skizze, mehr nicht. Sie zeichnete still an dieser weiter, folgte dem Unterricht aber trotzdem weiterhin. Sie wollte selbst wenn sie abgelenkt war nichts verpassen. Die gestellten Fragen konnte sie beantworten, da diese nicht sonderlich schwer waren und dann klingelte es zum Stundenende. Die kurze Pause fing an, danach würde die zweite Stunde mit dem gleichen Thema losgehen. Sie bewegte sich nicht vom Platz und zeichnete weiter. Die meisten Schüler unterhielten sich einfach nur in Ruhe, während sie sich langweilte. Ihr Kopf brummte schon leicht, aber es war noch erträglich. Sie zeichnete weiter, als sie bemerkte, das der Lehrer etwas an die Tafel schrieb. Der quietschende Ton vergewaltigte einem förmlich das Gehör und alle guckten zur Tafel.
'In zwei Wochen schreiben wir einen ersten Vorbereitsungstest für die Abschlussprüfungen', stand an dieser. Liz zückte ihren Terminplaner und trug diese Information auch direkt ein. Dann steckte sie diesen wieder in die Tasche und zeichnete einfach still weiter.

Tadashi, der die Hausaufgaben nicht hatte, fragte sich, ob es sich lohnte, diese überhaupt nachzumachen. Denn wenn er eine fünf hatte würde er ja trotzdem eine sechs bekommen. Blöderweise durfte er sich sowas nicht mehr leisten und musste es nachholen. Er hatte da gar keine andere Wahl. Da er so oder so immer alles vergraß, kritzelte er es sich in Großbuchstaben auf die Hand und hoffte, dort heue noch einmal hinzusehen.
Das Blöde war, dass es eine Doppelstunde war. Sprich, auch wenn sie Pause hatten, war die Arbeit immer noch nicht vorrüber. Eine Stunde war viel praktischer als eine doppelte. Bei einer konnte nicht so viel durchgenommen werden und man musste sich nicht über einen dermaßen langen Zeitraum auf etwas konzentrieren, woran man nicht im geringsten Interesse hatte. Da Tadashi sich eh nie konzentrierte, könnte es ihm im Grunde egal sein. Dennoch hatte er keine Lust auf eine weitere Stunde mit diesem durchgeknallten Menschen vorne am Pult. Der Lehrer war wirklich einer der schlimmsten. Hatte immer schreckliche karierte Klamotten an und sah so aus, als würde er noch bei seiner Mutter wohnen. Seine Aussprache war allerdings am schlimmsten. Er nuschelte manchmal dermaßen stark, dass selbst die Streber sich richtig anstrengen mussten um überhaupt zu verstehen was er sagte. Der Meinung war Tadashi zumindest. Das konnte doch wohl niemand auf Anhieb verstehen, oder?
Die Pause war schnell vorbei. Zu schnell, wenn man Tadashi nach seiner Meinung fragen würde. Aber da die Meinung von Schülern hier nicht zählte ging es direkt weiter und Tadashis Gedanken schweiften erneut ab, sobald der Lehrer den Mund öffnete.

Elizabeth Longius
Die Stunde war wirklich zu lang, die Pause zu kurz. Es war das erste mal, das sich Liz so etwas dachte, aber auch nur kurz. In der Stunde war sie weit aus sicherer als draußen, wo sie wieder ausgesperrt werden könnte oder noch schlimmeres passieren könnte. Sie legte die Zeichnung bei Seite und versuchte, sich wieder voll zu konzentrieren. Der Unterricht war wirklich keine Schwierigkeit, der Lehrer jedoch schon. Es war nicht schön, gebannt nach vorne zu sehen, weil man ihn immer wieder sah. Sie mochte ihn aber auch so nicht, weil bereits Gerüchte im Umlauf waren, das er sich an schwächeren Schülerinnen vergreifen würde. Sie glaubte die Gerüchte zwar nicht wirklich, aber ein wenig Wahrheit war an jedem Gerücht dran, so hieß es ja. Man hörte, wie ein Lineal auf den Lehrerpult donnerte und der Lehrer blickte in eine der hinteren Reihen, zu ein paar Mädchen, welche angeblich am Quatschen waren, jedoch nichts gesagt hatten. Anscheinend ließ er gerne Wut an anderen aus. Liz versuchte sich aber einfach auf den Unterricht zu konzentrieren. Immer wieder war lautes quietschen zu hören, als der Herr an der Tafel schrieb und seine Stimme ging einem auf den Geist, aber irgendwie hatte sie es dann doch überstanden. Sie packte ihre Sachen zusammen und nahm die Tasche. Sie zog sich noch die Jacke über, den Schal packte sie in die Tasche und stand dann auf. Sie ging aus dem Raum nach draußen und dann langsam zum nächsten Unterrichtsraum. Irgendwie war es komisch, diesmal kam keiner an und wollte sie mobben, irgendwie wurde sie heute generell ganz schön gemieden. Es störte sie nicht wirklich, auch wenn es deprimierend, so alleine zu sein. Sie musste innerlich wieder seufzen und kam dann beim Raum an, pünktlich zum Klingeln. Sie mochte es nicht, wenn zwei Unterrichtsblöcke nacheinander kamen, es war kaum Zeit zwischen den Stunden und es war anstrengender als normaler Unterricht. Sie setzte sich auf ihren Platz und packte die Sachen aus. Physik, das einzige Fach, das ihr nicht sonderlich lag und wo sie sich immer wieder anstrengen musste, um nicht zurück zu fallen. Es half nicht wirklich gegen die Kopfschmerzen und für sie gab es keinen Faktor, der es einfacher machte. Zwar war die dickbrüstige Lehrerin sicherlich für jeden Kerl in der Klasse ein Hingucker, aber ihr half das kein Stück. Sie holte ihr Zeug für den Unterricht raus und guckte dann nach vorne. Dann kam auch schon die Lehrerin in den Raum.

Tadashi verließ den Raum früher als die meisten anderen um zwischenzeitlich noch eine Zigarette zu rauchen. Jedoch ging er natürlich nicht ohne dem ein oder anderen Mädchen sein Kompliment auszusprechen. Der Breitnase teilte er mit, dass ihr Schal hässlich war und aussah wie aus dem letzten Jahrhundert. Karos waren einfach nicht mehr modern und gehörten nirgens drauf. Einer anderen erklärte er, dass sie gefälligst mal zum Friseur sollte, da ihr wasserstoffblond bereits rauswuchs und man den dunkelbrauenen Ansatz mehr als deutlich erkennen konnte. Kein hübscher Anblick.
Ein hübscher Anblick erwartete ihn allerdings auch nicht im nächsten Raum. Zwar war seine Physiklehrerin eine der Lehrerinnen, deren Möpse siche sehen lassen konnten, allerdings war auch der Rest ihres Körpers eher umfangreich. Wie viel man nur essen musste, um einen dermaßen breiten Hintern zu bekommen? Naja wahrscheinlich sah das sons kaum ein Schüler so, aber Tadashi sah ungern Fett an Frauen. Er hatte nichts gegen einen großen Busen, aber breite Hüften konnte er weniger leiden.
Doch da er heute morgen eh viel zu früh dran war, gönnte er sich jetzt eine kleine Zwischenpause. Für 10 Minuten verschwand er hinter der Schule und zog in Ruhe an seiner Zigarette. Dementsprechend spät kam er schließlich auch in den Unterricht. Glücklicherweise war die Lehrerin eine der wenigen, die keine besonders große Autorität besaß und sich dessen auch bewusst war, im Gegensatz zum Lehrer der vorrigen Stunde, der sich dermaßen aufgeblasen hat und vor lauter Wut beinahe jede Stunde einen hochroten Kopf bekam. So gesehen war sie praktisch schon seine Lieblingslehrerin, trotz der eher molligen Figur. Aber Lehrerinnen sollten an für sich auch nicht gut aussehen. Das würde einen nur unnötig ablenken und darauf bringen, sich vielleicht auf eine andere Weise eine gute Note zu beschaffen. Das konnte er nicht auch noch gebrauchen.

Elizabeth Longius
Die zwei Stunden Physik waren für sie die Hölle. Zwar hielt die Lehrerin den Unterricht eher einfach, doch Liz hätte schwören können, das man hätte sehen können, wie ihr Schädel qualmte. Es war jedes mal so. Ihr Schädel tat nach den Physikstunden immer höllisch weh. Ihre Mitschriften sahen in dem Fach auch ziemlich chaotisch aus.
Als die Pause nach der ersten Stunde kam, war sie dankbar und ließ den Kopf auf die Arme fallen, welche sie auf dem Tisch liegen hatte. Sie ruhte sich ein wenig aus, war zwar wach, aber blendete absolut alles aus. Auch den einen Mitschüler, der sie leicht von der Seite anstupste, bemerkte diesen dann aber doch irgendwie, guckte zur Seite, so das sie diesen sah. Er hatte ein Lächeln aufgesetzt und hielt ihr die Aufgabe hin, die sie grade behandelt hatten.
"Könntest du mir das hier vielleicht nochmal erklären, ich habs im Unterricht nicht verstanden", fragte dieser sie und sie nickte. Sie stand auf, mit ihrem Block in der Hand und ging zum Platz von dem Jungen. Sie musste in die Hocke gehen, um auf ihre Mitschrift zu gucken. Sie zeigte dem Jungen, wie er was machen musste und als die Pause auch fast vorbei war, hatte er es anscheinend doch verstanden, "Danke für die Erklärung. Ich wette die letzten Prüfungen vor den Abschlussprüfungen werden nochmal richtig schwer. Wenn ich wieder was nicht verstehe, könntest du mir das dann wieder erklären?" "Frag mich dann einfach und ich versuch es irgendwie hinzukriegen." "Okay"
Sie lächelte den Jungen, nahm ihren Block wieder und ging dann zurück zu ihrem Platz, als die zweite Stunde anfing. Das war aber kein Stück einfacher und Liz haben die wichtigen paar Minuten Erholung wirklich gefehlt. Es war nicht einfach, dem Unterricht zu folgen, vor allem mit solchen Kopfschmerzen, aber das würde sie auch noch bis zum Ende überstehen. Liz war so aufmerksam wie es nur irgend möglich war, aber legte den Kopf dann doch auf den Tisch. Sie hielt sich die Hände an den Kopf, hörte aber immer noch zu. In der Klasse war Getuschel zu hören, aber das interessierte sie nicht, sie blendete es einfach aus. Sie wusste nicht, wie lang die Stunde noch war, aber sie versuchte, so gut wie möglich dem Rest des Unterrichts zu folgen.

Tadashi starrte eine Stunde lang die Wand an, bis die Pause folgte. Denn dan konnte er wenigstens die Arme auf dem Tisch verschränken und seinen Kopf darauf ablegen, ohne einen negativen Eindruck zu hinterlassen. Heute machte niemand einen sonderlich wachen Eindruck. Währenddessen schien die Heulsuse, die er wohl in nächster Zeit Streberin nennen konnte, irgendeinem der eher dummeren Schüler, den eindruck hatte Tadashi zumindest von ihm, was gerade im Unterricht gemacht wurde. Miss Allwissend kann einfach alles erklären und es gibt nichts, das sie nicht versteht. Bei dem Gedanken rollte er mit den Augen. Warum zur Hölle konnten sich manche leicht konzentrieren und anderen viel es so schwer. Das Mädel wusste gar nicht wie gut sie es hatte. Leute wie der Typ von vorhin gaben sich echt Mühe und schafften es trotzdem nicht.
Es klingelte und die Pause war zuende. Gut so. Das hinderte Tadashi daran solche absurden Gedanken weiter auszumalen. Was interessierte ihn das überhaupt? Er gehörte schließlich zu der Sorte Schüler, die sich einfach gar keine Mühe gaben. Aber anscheinend konnte sich die Streberin im Moment doch nicht konzentrieren, denn sie schien im Unterricht beinahe einzuschlafen, während die Lehrerin sie kritisch und verwundert beäugte. Soetwas war man ja gar nicht von der Heulsuse gewohnt. Normalerweise beobachtete sie alles aufmerksam und meldete sich sofort, wenn irgendeine Frage in den Raum geworfen wurde.
Hinter ihm begannen einige Mädchen zu kichern. Tadashi hatte nur ansatzweise mit bekommen worum es ging. Sie lästerten wohl gerade über ein Mädchen aus der Nachbarklasse. Und das einzig und allein aus dem Grund, weil sie eine super Figur hatte und von Jungs förmlich angezogen wurde. In dem gespräche wurde sie mehrmals als Schlampe betitelt, was Tadashi eher unangemessen fand.
Er wüsste jedoch gerne Mal, über welches Mädchen sie sich unterhielten. Vielleicht war sie ja einen Blick werd, auch wenn das weibliche Geschlecht dieser Schule im Grunde eher unattraktiv war.

Elizabeth Longius
Die zweite Stunde zischte förmlich an ihr vorbei, als sie den Tisch auf dem Kopf liegen hatte. Das Klingeln hätte sie sogar fast überhört und kam wieder hoch. Sie wirkte leicht benommen, zumindest bewegte sie sich so schnell und hatte ihre Sachen dann eingepackt. Die meisten waren schon draußen, da die Pause jetzt anfing und die Lehrerin kam zu ihr an den Tisch. Sie guckte das Mädchen noch etwas verwundert an.
"Sagen sie mal Miss Longius, wieso haben sie den die zweite Stunde so verschlafen?" "Ich weiß auch nicht, ich habe ja versucht aufzupassen, aber mein Kopf tut schon seit heute morgen weh und Physik liegt mir einfach nicht so wirklich, weshalb die Kopfschmerzen schlimmer geworden sind. Könnte ich dann bitte auch gehen, ich bräuchte jetzt dringend eine Pause." "Tu das und versuch dich in der nächsten Stunde besser zu konzentrieren. Dir ist sicher bewusst das die Prüfungen gar nicht mehr so weit entfernt sind."
Elizabeth nickte und stand dann auch direkt auf. Sie hätte schwören können, das ihr kurz schwarz vor Augen war, aber auch nur so kurz, das sie es lediglich bemerkte. Sie ging langsam aus dem Raum raus. Sie war dankbar dafür, das die Pause jetzt war. Schnell fand sie eine Bank im Flur. Die meisten Schüler waren trotz der Kälte draußen, was sie nicht verstehen konnte, es war ihr aber auch egal. Sie legte ihre Tasche ab und nahm sich die Wasserflasche, welche sie sich eingepackt hatte und trank ein paar Schlücke. Sie steckte die Flasche wieder weg und nahm sich dann ihr Brot. Sie biss ein paar mal rein, wickelte dieses aber dann wieder in die Folie und steckte es weg. seufzend lehnte sie sich etwas zurück und hatte die Hände an der Wand. Dann hob sie aber die Hände und massierte sich leicht die Schläfen. Sie war der Meinung, es würde ihr helfen und irgendwie tat es das auch, zumindest sah sie das so. Was sie jedoch verwirrte war die Tatsache, das sie am Lächeln war, obwohl ihr Schädel weh tat. Sie musste leicht seufzen und saß erstmal nur da. Ab und zu liefen ein paar Leute an ihr vorbei, aber sie konzentrierten sich nicht wirklich auf sie, genauso wenig wie sie auf diese. Solange niemand sie wieder doof anmachen würde, war ihr eigentlich alles egal.

Und schon wieder eine Pause. Warum mussten sich Schultage eigentlich auch immer so in die Länge ziehen? Als hätte man sonst nichts besseres zu tun? Da war man schon jeden Tag bis Nachmittags da und was brachte es einem? Auf jeden Fall nicht mehr als ne Menge Langweile und unnötige Hausaufgaben, die dafür sorgen, dass man sich auch daheim beziehungsweise nach der Schule noch mit dem Unterricht beschäftigen musste. Wer hatte sich diesen Schwachsinn eigentlich ausgedacht?
Passender weise lief Tadashi in diesem Moment an einem Plakat vorbei, das die Menschen dazu aufforderte zu spenden um in Afrika Schulen zu errichten. Tadashi sollte froh sein, so viel Bildung mit zu bekommen und Perspektiven für seine Zukunft zu haben. Stattdessen verfluchte der Weißhaarige das englische Schulsystem und fand es in allen andern Ländern besser als hier. Naja gut, außer eventuell in den Entwicklungsländern, in denen die Sterberate von Kindern um einiges höher ist als in europäischen Staaten. Aber was solls. Er hatte eh nicht genu, um etwas daran ändern zu können. Er hatte eh kein Geld um irgendetwas zu spenden. Es reichte ja schon kaum dafür, täglich etwas essen zu gehen. Lag wahrscheinlich daran, dass es ein wenig teuer war, im Vergleich zum selber kochen. Vielleicht sollte er einfach demnächst ausziehen, dann konnte er selbst kochen. Allerdings wäre die Miete wahrscheinlich auch nicht das billigste und dann wäre seine Schwester vollkommen auf sich alleine gestellt. Nicht der beste Plan. Er würde sie einfach mitnehmen, wenn er auszog, allerdings könnte das auch etwas komplizierter werden.
Das Klingeln riss Tadashi aus seinen Gedanken und er musste unwillkürlich laut aufstöhnen. Noch mehr Unterricht. aber wenigstens war es die letzte Stunde für heute. Aber was er danach machen sollte wusste er auch nicht genau. Die Hausaufgaben von heute morgen. Das musste er machen.

Elizabeth Longius
Die Pause verging schneller als sonst, zumindest fühlte es sich so für Liz an. Das Klingeln rüttelte sie wach, holte sie aus der Stille und wieder sah sie Schüler in Bewegung. Sie stand auf, nahm ihre Tasche und ging dann auch in Richtung Unterrichtsraum. Es war die letzte Stunde, Geografie. Sie hatte nicht sonderlich Lust darauf, noch irgendwie Unterricht zu machen, weil ihr Schädel trotz der Pause noch rebellierte, aber nicht so schlimm wie in Physik. Die Kopfschmerzen setzten aber auch ihrem Gleichgewichtssinn schwer zu. Sie taumelte eher, als richtig zu laufen und hielt sich die Hand an den Kopf. Ab und zu stütze sie sich an die Wand, bis sie im Unterrichtsraum war. Sie ging zu ihrem Platz und setzte sich hin. Der übliche Trott trat ein. Sie holte die Sachen raus, suchte das was sie brauchte und wartete darauf, das der Lehrer kommen würde. Sie hatte Glück, das der Lehrer sie nicht so taumelnd gesehen hatte, da dieser definitiv etwas anderes vermutet hätte, als eine einfache Gleichgewichtsstörung. Sie nahm ihren Block und suchte nach der Zeichnung, die sie heute früh angefangen hatte. Als sie diese gefunden hatte, kramte sie den Bleistift aus der Federtasche und fing an, die Zeichnung weiter zu machen. Der Lehrer schien diesmal ordentlich zu spät zu kommen, den erst nach 10 Minuten sah man ihn rein sprinten. Es war ein anderer Lehrer als sonst, er sah noch aus wie ein Referendar und hatte locker 3 große Karten mit sich rum getragen. Liz wusste jetzt schon, das die Stunde der blanke Horror werden würde. Sie blätterte im Block bis zu einer leeren Seite weiter, um dem Unterricht zu folgen. Wie üblich quatschten die anderen Schüler nur, jedoch war die Reaktion des Lehrers darauf Gold wert. Er brach förmlich in Panik aus, man sah wie er wild in seinen Sachen kramte, hörte die schweren Landkarten auf den Boden fallen und sah wie er schwitzte. Liz schlug sich nur leicht die Hand vor den Kopf und guckte sich etwas in der Klasse um. Sie wusste, das sie nie im Leben heil zu Hause ankommen würde, wenn ihr niemand helfe. Doch wirklich kennen tat sie nur 3 Leute aus der Klasse, zumindest hatte sie mit den Dreien schon geredet. Das kleine Mädchen von Gestern war nicht da, was etwas enttäuschend war, blieben nur der Junge, dem sie in Physik geholfen hatte und Tadashi, der das nie im Leben tun würde.

Tadashi beobachtete belustigt, das Schauspiel, das sich ihm vorne am Pult darbot. Der Lehrer war wirklich ein Frischling in seinem Beruf. Es wunderte ihn nur, dass er nicht erst einem der Lehrer zusah und dann im Rahmen des Referendariats eingie Unterrichtsstunden hielt. Näheres dazu erläutert hatte der junge Mann allerdings nicht. Er war mit den Karten in den Raum gekommen und hatte ohne ein Wort der Vorstellung knallhart mit dem Unterricht angefangen. Es war jedoch nicht sonderlich schwer zu erkennen, dass er vollkommen überfordert war und dringend jemanden mit Erfahrung benötigte, der ihm half.
Gott sei Dank war Tadashi nicht einer dieser peinlichen Streber, die sofort aufsprangen und halfen die Karten aufzueben. Zwei Mädels und ein Junge. Die beiden Mädchen waren beste Freundinnen und sahen haargenau gleich aus. Blond gefärbte Haare - Tadashi hatte noch nie verstanden, warum sich so viele Menschen die Haare mit dieser hässlichen Farbe versauten -, ähnlicher Kleidungsstil und teilweise gingen sie sogar im Partnerlook. Der Kerl dagegen war einer dieser, Tadashis Meinung nach, hässlicher Typen mit einer gigantischen Hornbrille, total glatt gestriegelten Haaren und den Klamotten die Mutti noch jeden Morgen für sie rausholte. Was ihn jedoch wunderte war, dass die Heulsuse alias Streberin nicht den geringsten Versuch unternahm. Aber wahrscheinlich gehörte sie eher zu der Sorte Mensch, die zwar alles konnten und sich immer meldeten, sich allerdings nicht offensichtlich bei einem Lehrer einschleimten, wie die drei anderen das gerade taten.
Tadashi jedoch erlaubte sich den kleinen Scherz das Fenster zu öffnen, wodurch der Wind die Karten zusätzlich durcheinander flattern lies. Der Lehrer und die drei Schleimer liefen den Karten hinterher wie einem Hund, der es gerade geschafft hatte dem Herrchen die Leine zu entreißen.
Es sah einfach nur vollkommen albern aus und der halbe Kurs schien bestens unterhalten zu sein.

Elizabeth Longius
Liz sah, wie die 3 Schüler nach vorne kamen und ihm helfen wollten, als sich Tadashi den Scherz mit dem Fenster erlaubte. Als sie das alles so sah, konnte selbst sie sich nicht ein kleines Lachen verkneifen. Die Stunde war schon fast gelaufen, als die 3 und der Lehrer die karten wieder hatten und wieder da waren. Der Lehrer gab es direkt auf, nahm die Sachen und verschwand wieder, vor Unterrichtsschluss. Liz haute sich leicht die Hand vor die Stirn, aber es war ihr erstmal egal. Sie ließ auch erst einmal alles liegen und stand auf. Sie ging zu dem Jungen, dem sie vorhin geholfen hatte. Man konnte deutlich sehen, das sie sich noch immer nicht wirklich erholt hatte und noch immer am Taumeln war. Sie stützte sich leicht an seinem Tisch ab und guckte zu ihm runter. Dieser guckte sie leicht verwundert und verwirrt an.
"Was ist los?" "Könntest du mir helfen nach hause zu kommen? Ich kann kaum richtig stehen und verletze mich nur." "Ich würde dir gerne helfen, aber ich muss mich beeilen, sonst komm ich zu spät zu meinem Nebenjob. Tut mir Leid." "Dann frag ich wen anders."
Sie ging direkt in die andere Richtung zu Tadashi und wäre auf dem Weg zu ihm fast umgekippt und stützte sich auch auf seinem Tisch ab.
"Komm jetzt bloß nicht mit nem blöden Kommentar", sagte sie zu ihm, während sie sich immer noch abstützte. Sie merkte das ihre Beine langsam nach gaben. Niemals würde sie so zuHause ankommen. Schon redete sie weiter. "Ich wollte dich fragen ob du mir helfen kannst, nach hause zu kommen. Ich kann wegen meiner gleichgewichtsstörung nur schlecht die Balance halten und wegen meinen Kopfschmerzen kann ich das im Moment noch schlechter als sonst. Also bitte ich dich darum, ob du mir helfen kannst. Falls ich irgendwas für dich tun kann, um mich zu revanchieren, falls du es machst, sags einfach."
Sie guckte ihn Hoffnungsvoll an, auch wenn sie eigentlich nicht daran glaubte, das er ihr helfen würde, als sie im Taumeln fast auf seinen Tisch knallte, sich aber noch rechtzeitig fangen konnte.

Das war die Lösung. Da kam die Heulsuse und fragte ihn, ob er sie nach Hause bringen konnte und bot ihm dafür an, sich zu revanchieren. Chackpot. "Du könntest mir die Hausaufgaben für die Stunde heute morgen nachmachen?" Er sah sie fragend an. Vollkommen ernst. Tadashi wusste zwar nicht, wo die Pinkhaarige wohnte, aber so weit weg konnte es schon nicht sein. War nicht ein dermaßen großer Aufwand, nahm er zumindest an. Er bräuchte länger für die verdammten Hausaufgaben als sie Heim zu bringen. Außerdem hätte er dadurch eine leicht verdiente gute Note, das hieß, wenn sie mitspielte.
Währenddessen verschwand der Schüler, den sie eben noch gefragt hatte hastig zu seinem angeblichen Nebenjob. Ob er wirklich einen hatte oder es gegenüber seinen Eltern einfach als Ausrede benutzte um sich still und heimlich mehr Zeit zu verschaffen für was auch immer - Drogen, Alkohol, irgendeine Freundin, die mehr geworden war als eine Freundin und von den Eltern nicht akzeptiert wurde, was auch immer -. Tadashi wusste, dass die wenigsten in dem Alter und kurz vor den Abschlussprüfungen einen Nebenjob hatten. Sie ließen sich Zeit zum lernen, feiern oder was auch immer sie in ihrem Leben als wichtig erachteten. Tadashi war einer der wenigen, der neben der Schule arbeitete. Er war allerdings wahrscheinlich auch einer der wenigen, der das Geld wirklich gebrauchen konnte und nicht alles von seinen Eltern in den Arsch geschoben bekam. Wenn man rauchte, wurde man nunmal nicht mehr so leicht finanziert wie früher und seine Mutter hatte ihm noch nie wirklich viel bezahlt. Er hatte sich schon immer seine Kleidung und Schulbücher selbser kaufen müssen. Das positive daran war, dass er früh gelernt hatte mit Geld umzugehen und es nicht vollkommen sinnlos zu verschwenden.
Damit es seine Schwester einmal besser hatte, hatte er bereits vor einem Jahr, als er 18 wurde, ein Konto eröffnet auf das er jeden Monat das übrige Geld überwies. Vielleicht müsste sie sich dann keine Sorgen um ihre Zukunft machen und könnte das tun, was ihr Spaß machte.

Elizabeth Longius
Als sie seine Antwort hörte, musste sie Lächeln und nickte dann freundlich.
"Ich kann dir die Sachen machen, ist kein Problem für mich", sagte sie freundlich und ging dann erst einmal zurück zu ihrem Platz. Sie packte ihre Sachen ein, aufpassend das sie nicht umfiel und zog die Jacke an. Noch schnell den Schal umgeworfen und dann ging sie mit der Tasche zu Tadashi. Er war deutlich größer als sie und sie lehnte sich etwas an ihn, hoffend das er sie auch wirklich fest hielt. Sie könnte es nicht gebrauchen, wenn er sie einfach fallen lassen würde. Sie würde sterben, allein der Kälte wegen. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, das er ihr helfen würde, da ihm die gute Note gut tun könnte. Schon gingen die Beiden los, als Tadashi sein Zeug hatte. Eigentlich wollte sie ja still bleiben, entschied sich dann aber dagegen, "Es dauert nicht weit von hier bis zu mir, zu Fuß höchstens 20 Minuten. Wir müssen eigentlich nur nach Rechts vom Schultor aus und dann nur noch grade aus. Tschuldigung falls das nicht ganz so auf deinem Weg liegt, aber jedenfalls danke das du mir hilfst. Hast du eigentlich Geschwister Tadashi?"
Sie fragte ihn das erst, als sie aus dem Schulgebäude raus waren. Würde er sie hier stehen lassen, dann könnte sie vielleicht noch wen anders finden, würde sie aber später fragen, könnte es übel ausgehen. Sie guckte Tadashi an. Auch wenn er sich zu allen unfreundlich zeigte, glaubte sie trotzdem, wie bei jedem anderen auch, das er etwas gutes, etwas freundliches und liebenswertes an sich hatte. Bei dem Gedanken musste sie leicht schmunzeln, guckte aber schnell nach unten in den Schnee und tippte ihre Fingerspitzen aneinander.

Die Rosahaarige hakte sich bei ihm unter und Tadashi ließ sie. Ihm war vollkommen bewusst, dass das hier seinen Ruf vollkommen runter ziehen würde, aber hatte bereits im Klassenraum dagegen gewirkt. Es brauchte nur ein kleines Zwinkern in Richtung der Jungs, die Nachmittags vorzugsweise irgendein Mädchen aufsuchten - wenn es sein musste sogar eine Prostituierte - und die ganze Klasse war der Überzeugung, dass Tadashi wieder jemanden gefunden hatte, den er ausnehmen und danach einfach fallen lassen konnte.
Das hatte er jedoch, entgegen seiner Gewohnheit nicht vor. So gebrechlich und unkoordiniert wie sie war, erinnerte sie ihn an seine Schwester. Sie war eines dieser Mädchen, das bereits ausstrahlte, beschützt werden zu wollen. Wenn er sich jetzt mit einem Mädchen unterhalten würde, würde er sie, um Pluspunkte zu sammeln mit Bella vergleichen, die im Film einfach nie alleine zurecht kam und einfach total von ihrem Freund abhängig war, der sie immer und überall beschützte. War er mal nicht da, war die Gefahr groß, dass ihr irgendetwas zustieß. Diese Ausstrahlung hatte auch dieses Mädchen, das sich da gerade an ihm abstützte und dessen Namen er nicht einmal kannte. Aber warum auch? Er brachte sie einfach nur nach Hause, 20 Minuten, und die Sache war gegessen. Morgen würde sie einfach daheim bleiben, gesund werden und konnte dann wieder selbstständig Heim laufen.
Nach einer Weile fragte er sich, was er hier überhaupt machte. Normalerweise war das wirklich überhaupt nicht seine Art. Eigentlich müsste er sie jetzt, wäre er wirklich konsequent genug, einfach loslassen und im Schnee liegen lassen, bis irgendwer sie fand und sie mit einer Unterkühlung im Krankenhaus landete. Tadashi war jedoch noch nie Gewalttätig gewesen. Er hatte Respekt vor dem Leben und vermied es somit die Gesundheit anderer Menschen aufs Spiel zu setzen. Und die Streberin neben ihm würde garantiert nicht nur mit einigen Frostbeulen davonkommen. Aber auf die psychischen Auswirkungen achtete Tadashi sowieso nie. Soweit dachte er nicht.
Die Heulsuse unterbrach ihn mitten in seinen Überlegungen und fragte ihn nach Geschwistern, die er hatte oder nicht. Aber da Tadashi sicher niemandem von seiner Schwester erzählen würde, wartete er noch eine Weile ab, bevor er die Frage verneinte und somit einfach behauptete, dass er Einzelkind war. Dem war auch besser so. Es ging niemanden etwas an, dass eine Art bessere Hälfte jeden Abend zu Hause darauf wartete, dass Tadashi Heim kam und ihr gute Nacht wünschte.

Elizabeth Longius
Sie hatte seine Antwort gehört und seufzte. Irgendwie tat er ihr Leid, auch wenn er definitiv kein Mitleid von ihr haben wollte. Deswegen sprach sie es auch nicht aus. Der Rest des Weges war dann eher still. Sie hielt sich nur so fest, das sie ihn nicht störte, aber auch nicht umkippte. Dann waren sie nach kurzer Zeit auch schon da. Auch wenn sie nicht wusste, ob es ihn stören würde oder nicht, umarmte sie ihn ganz kurz und ging dann wackelig zur Tür.
"Ich bring dir dann morgen früh noch die Hausaufgabe vorbei und dann ist die ganze Sache hier vergessen, wenn du so willst", sagte sie lächelnd, "Solltest du irgendwann mal bei den hausaufgaben oder so Hilfe brauchen, dann kann ich versuchen die Sachen zu erklären, auch wenn ich nicht alle so verstehe, wie ich es sollte."
Liz drehte sich um und ging dann vorsichtig rein und schloss die Tür hinter sich. Sie ging auch weiterhin vorsichtig durch die Wohnung durch und legte ihre Sachen ab. Sie zog die Uniform aus und die angenehmen Sachen an und nahm dann die Sachen raus, die sie für die Hausaufgaben für Tadashi raus. Es würde sicherlich ein bisschen dauern, aber sie würde es so gut wie nur möglich machen, damit er ihr dankbar war. Sie wollte nicht immer nur eine Last für alle sein und jemandem zu helfen war da eine gute Lösung. Die Aufgabe war nicht schwer und sie legte ihre letzte Konzentration in diese hinein. Es brauchte wirklich seine Zeit, doch sie hatte es dann auch schon fertig. Ihre Mutter war noch nicht da. Sie ging in die Küche und zur Klassenliste. Sie tippte die Nummer von Tadashis Haus ein und rief an. zu Wort meldete sich seine Mutter. Sie meinte nur zu dieser, das Tadashi später etwas abholen könnte, wenn er Zeit fände und nach einer Verabschiedung legte sie auf. Sie ging in ihr Zimmer und hatte noch schnell einen Zettel geschrieben, der ihrer Mutter sagen sollte, das sie morgen nicht zur Schule könne und ließ sich aufs Bett fallen. Durch das viele arbeiten mit den Kopfschmerzen war sie so erschöpft, das sie direkt einschlief, als sie mit dem Kopf auf dem Kissen landete. Sie hatte sich wahrscheinlich einfach nur etwas leichtes eingefangen und müsste etwas zu hause bleiben, aber das wusste sie jetzt selber nicht so genau.

Bevor Tadashi überhaupt etwas sagen konnte war das Mädchen auch schon im Haus verschwunden. Die Zeit hätte nicht einmal für ein danke gereicht, welches Tadashi allerdings niemals laut ausgesprochen hätte. Das letzte Mal, dass er sich bei jemandem bedankt hatte war, als er elf gewesen war und ihm seine Großeltern einen Computer geschenkt hatten. Mittlerweile war der Computer meistens außer Betrieb und seine Großeltern durch einen Autounfall gestorben. Irgendwie verschwand alles nach einer Zeit oder wurde unnötig.
Als er also die Heulsuse heimgebracht hatte ging er kurz etwas essen. Heute allerdings bloß einen Hotdog, den er sich an einem Stand kaufte, da er heute früher zur Arbeit musste. Einer der fest angestellten Mitarbeiter war krank geworden und man versuchte ihn so gut zu ersetzen wie nur möglich. Für gewöhnlich wäre es Tadashi ja egal, ob die Firma dadurch leidet oder nicht, aber da er dadurch zusätzliches Gehalt bekam, sah er zu, dass er pünktlich dort war und die Pizzen auslieferte.
Als er später abends nach Hause kam, rief ihn seine Mutter in die Küche. Irgendwie merkwürdige. Er hatte schon tagelang nicht mehr mit ihr gesprochen. Was sie wohl wollte? Aber sie berichtete ihm bloß von einem Mädchen, das angerufen hatte und von der sie ausrichten sollte, dass er später etwas abholen könnte. Tadashi war enttäuscht. Er hatte irgendwie gehofft, seine Mutter hätte an Vernunft gewonnen und würde sich wieder ein wenig mehr um den Haushalt und ihre Kinder kümmern. Aber das würde wahrscheinlich in diesem Leben nicht mehr passieren. Da konnte er warten bis er schwarz wurde.
Als er in seinem Zimmer angekommen war, sah er auf die Uhr. Es war zu spät, um noch einmal bei ihr vorbeizufahren. Zu dieser Uhrzeit schliefen für gewöhnlicih die meisten Haushalte Englands.Zu dieser Zeit noch irgendwo jemanden wachzuklingeln war wahnsinnig unhöflich und ignorant. Und im Grunde hatte er sich gerade auf den Weg mahen wollen, um diesen Plan in die Tat umzusetzen, als seine kleine Schwester in sein Zimmer getapst kam und ihn fragte, ob sie bei ihm schlafen könnte. Hotaru war zwar eigentlich schon etwas älter, konnte aber trotzdem besser einschlafen, wenn sie nicht alleine war. Früher hatte sie sich noch zu ihrer Mutter ins Bett gequetscht, doch diese beachtete das mitlerweile kaum noch und deshalb kam sie immer häufiger zu ihm.
Tadashi hatte ihr gegenüber noch nie 'Nein' gesagt und tat es auch diesen Abend nicht. Dann würde er die Hausaufgabe eben morgen früh abholen.

Elizabeth Longius
Für Liz hatte die Nacht schon ziemlich früh angefangen, zu früh sogar. Trotzdem schlief sie die ganze Zeit. Ihre Mutter kam erst gegen späten Abend. Es war nichts besonderes für sie und sie müsste noch arbeiten. Ann ging in das Zimmer ihrer Tochter und sah diese so auf dem Bett liegen. Sie legte Liz ordentlich hin und deckte das Mädchen zu. Liz hatte Fieber, das merkte Ann sehr schnell. Sie holte dem Mädchen einen Lappen, getränkt in kaltes Wasser und legte diesen auf ihre Stirn. Dann ließ sie das Mädchen vor erst erstmal in Ruhe schlafen. Sie arbeitete an ihrem PC und kam nur später nochmal, um den Lappen wegzunehmen. Dann schaltete sie das Licht im Zimmer des Mädchens aus und schloss die Tür.
Für Liz verging die Nacht schnell. Sie wachte trotzdem erst kurz nach ihrem Wecker auf, den sie vergessen hatte auszustellen. Sie merkte, das es ihr ein wenig besser ging, zumindest so gut um aufstehen zu können. Das tat sie dann auch. Die Sachen waren zum dauer liegen zu ungemütlich. Sie Ging zu ihrem Schrank und nahm sich dann ihren Pyjama raus, welchen sie sich anzog. Duschen und alles war ihr jetzt erstmal egal, sie ging in die Küche und machte sich einen heißen Tee. Es dauerte nicht lange und mit diesem ging sie zurück in ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett. Das Bett war gemütlich, immer schön weich und schlafen tat ihr Gut. Sie trank langsam ihren Tee und hatte sich am Anfang noch leicht die Zunge verbrannt, aber es war nichts schlimmes. Sie guckte auf den Tisch und sah das ihr Zettel weg war, die Hausaufgabe für Tadashi aber noch da lag. Sie stellte die Tasse auf dem Nachttisch ab und stand nochmal kurz auf. Sie ging zum Tisch und nahm sich ihren Block. Die Hausaufgabe würde seinen Arsch retten und vielleicht wäre er ihr auch dankbar dafür, aber sie legte keine Hoffnungen darauf. Sie Nahm den Block und setzte sich mit diesem dann wieder aufs Bett, als sie das Knurren ihres Magens hörte. Sie stand noch einmal auf und ging zu ihrer Tasche, wo sie noch das halbe Brot von gestern hatte. Auch wenn es von Gestern war, es war essbar und das tat Liz jetzt auch, das Brötchen essen. Sie wusste nicht, wann Tadashi kommen würde, aber sie wusste, das ihre Mutter noch schlafen würde.

Tadashi stand am nächsten Morgen früher auf. Er musste ja schließlich noch zur Heulsuse und unglücklicherweise wohnte sie in einer komplett anderen Richtung, was bedeutete, dass er erst einmal an der Schule vorbei musste und danach wieder zurückmusste. Er bschloss allerdings, dass es zu weit war, um zu laufen und nahm daher das Fahhrad. Aber zuvor genoss er noch sein Frühstück in allen Zügen. Dadurch, dass er dort ziemlich viel Zeit vertrödelte folgte eine Katzenwäsche und seine Haare würden den ganzen Morgen keinen Kamm gesehen haben. Daraufhin zog er sich eine Mütze über und Handschuhe an, da der Gegenwind doch schon ziemlich frostig war.
Als er bei der Rosahaarigen ankam, meinte er, seine Nase nicht mehr spüren zu können. Sie war ein einziger Eiszapfen geworden, aber wenigstens seine Ohren waren dieses Mal vom gröbsten verschont worden.
Als er vor dem Haus stand fragte er sich kurz, ob er klingeln sollte und damit Familienmitglieder, die vielleicht noch schliefen wecken sollte, aber nach nur kurzer Zeit drückte er einfach auf die Klingel. Sollte doch der Rest auch aufstehen, immerhin war es spät genug und wenn er nicht schlafen durfte, sollten andere es auch nicht genießen dürfen.
Er hatte das Fahrrad an die Hausmauer gelehnt und er selbst lehnte ebenfalls dagegen. Er kam sich vor, wie ein Bettler, der gerade nach Almosen fragte und es war ihm wirklich unangenehm. Im Grunde war er selbstständig und machte auch alles, was getan werden musste auf eigene Faust. Umso schlechter fühlte er sich, wenn andere etwas für ihn taten. Nicht wegen der Mühe, die sie dabei hatten, sondern wegen seinem gekränkten Stolz, der dabei kleine Splitter riskierte.
In Zukunft würde er es einfach wieder selbst machen und fertig. Das war ja, wie sie am Tag zuvor noch gesagt hatte, sowieso nur eine einmalige Gelegenheit.

Elizabeth Longius
Liz aß in ihrem Zimmer und wartete. Sie wartete auf das Klingelzeichen, womit ihr Tag beendet wäre. Sobald sie Tadashi die Sachen übergeben hätte, wäre er wieder weg und sie würde sich wieder hinlegen. Dann würde der übliche Trott einsetzen und die Beiden wären wieder wie immer. Eigentlich wollte sie das nicht. Sie wünschte sich irgendwie, das dieser Moment des Wartens ewig anhielt. Eine Gelegenheit, endlich nicht in Angst und Schrecken zu leben. Doch ehe sie sich versah, ertönte die Klingel. Ihre Mutter war eine Person, die von sowas nicht geweckt werden würde, höchstens ihre Schwester wäre aufgewacht, wenn sie noch da wäre und dann würde sie Tadashi die Leviten lesen. Irgendwie fand Liz die Vorstellung lustig, Tadashi schnee überschüttet zu sehen, fertig gemacht von einem Mädchen, aber dazu würde es nie kommen. Sie rüttelte sich etwas, schnappte sich die Hausaufgaben und ging dann zur Tür. Sie wartete noch einen sehr kurzen Moment. Sollte sie ihm jetzt wirklich aufmachen? Das kleine bisschen Frieden zwischen den Beiden zerstören? Dann fiel ihr aber ein, was passieren könnte, wenn sie die Bitte nicht erfüllt, ihn ablehnte und ihn in der Kälte stehen ließ. Sie öffnete die Tür und guckte ihm im Pyjama entgegen. Auch wenn sie nun schon eine Zeit lang auf war, sie sah immer noch total verschlafen und müde aus. Sie hielt ihm die Aufgabe entgegen und brachte irgendwie ein verschlafenes Lächeln zustande.
"Hier hast du deine Aufgabe Tadashi", sagte sie und musste kurz gähnen. Es war ganz schön kühl, was Liz erst jetzt merkte und sie fing an leicht zu zittern. Es wäre vorbei wenn sich die Tür schließen würde. Es wäre okay, vielleicht würde es doch noch irgendwann passieren, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht würde er ja doch etwas netter sein, aber den Gedanken schob sie doch zur Seite. "Es ist sicher nicht perfekt, aber es ist das Beste was ich tun konnte. Ich hoffe ich konnte dir damit einen Gefallen tun und sollte nochmal irgendwas sein, dann frag einfach. Hoffentlich frierst du dich draußen nicht zu Tode."
Sie hielt sich die Arme verschrenkt an die Brust und rieb etwas unter ihren Schultern an der Seite des Körpers. Bewegung erzeugte Wärme, wie es immer so schön hieß und vielleicht half es ja, schließlich taten es im Winter immer so viele. Sie wartete eigentlich darauf, das er sich bedanken würde oder sich wenigstens nett verabschieden würde, aber wahrscheinlich würde er einfach abhauen, schließlich ist die Sache gegessen. Sie hätte ihm die Tür vor der Nase schließen sollen, weil jetzt könnte er sie noch mit Schnee einseifen. Trotzdem wartete sie darauf, das er irgendwas tat.

Mit einem Danke bedankte Tadashi sich nicht. Das würde er in der Zukunft definitiv zu vermeiden wissen. Er hatte es schon seit Jahren nicht mehr gemacht und hatte auch nicht vor, mit dieser Tradition zu brechen. Ein Danke war viel zu freundlich für ihn. Ein Nicken sollte ausreichen. Seiner Meinung nach zumindest. Das war Tadashis Art, sich bei jemandem zu bedanken, auch wenn das doch relativ selten vorkommen.
Mit einem Kopfschütteln verneinte er jedoch ihr Angebot. "Ist schon gut, ich bekomm das in Zukunft auch irgendwie alleine hin." Immerhin war er selbstständig genug dafür und wollte definitiv nicht von einem Mädchen abhängen. Sie waren diejenigen, die von ihm abhingen und nicht anders herum. Das würde er definitiv nicht zulassen, was auch der Grund dafür war, dass er das Angebot der Rosahaarigen ablehnte.
"Ach es geht schon, ich friere nicht sonderlich schnell," was auch stimmte aber in diesem Fall eher einer Lüge gleichkam. Nach der Radtour war sein Gesicht wie schockgefrostet und er hatte kaum noch Gefühl darin, aber da er ja eh nachher in der Schule war, die definitiv zu genüge geheizt wurde, war das Problem eher gering. Im Gegensatz zu einigen Memmen die er kannte, konnte er sowas aushalten und zog sich nicht direkt wie ein winselnder Hund zurück.
Die Heulsuse dagegen schien zu frieren. Äußerst dick angezogen war sie ja nicht, da war es auch kein Wunder, dass es nicht lange dauerte, bis sie zitterte. Außerdem war sie offenkundig erkältet. Die Augenringe und verstrubbelten Haare, sowie das zeitweise Schniefen, sprachen eine deutliche Sprache. Sie sah echt schrecklich aus, man sah ihr wirklich an, dass sie krank war. Und in diesem Fall konnte er noch nicht einmal darüber scherzen oder sie damit aufziehen. Es war schließlich nicht so, als hätte Tadashi nicht auch eine halbwegs ordentliche Erziehung genossen und wüsste nicht, was Anstand ist und was nicht. Dummerweise trennte er körperliche Schmerzen von seelisschen. Auf Menschen die seelisch kaputt waren prügelte er hemmungslos mit verletzenden Worten ein, während er Menschen mit körperlichen Schmerzen nicht anrührte.

Elizabeth Longius
Liz lächelte leicht, als er ihr Angebot freundlich ablehnte. Wahrscheinlich müsste er auch gleich los, um nicht zuspät zu kommen. Auch wenn sie nicht wusste wieso, umarmte sie ihn einfach nochmal. Es war einfach nur eine schwache, freundliche Umarmung und nachdem sie sich auch verabschiedete, ging sie dann wieder in ihre Wohnung und schloss die Tür. Ein wenig des kalten Windes konnte man noch in der Wohnung spüren, weshalb sie nochmal ein wenig zitterte. Sie seufzte leicht und ging dann vorerst einmal ins Badezimmer. Sie ließ sich ein heißes Bad ein und zog sich aus. Sie war wirklich ab und an am Schniefen, was sie aber erst jetzt bemerkte. Sie ging kurz zum Spiegel und sah, das sie nicht unbedingt super aussah, aber sie durfte das, schließlich war sie krank und sollte eigentlich im Bett liegen. Als das Bad fertig war, zog sie sich den Pyjama aus und legte diesen zur Seite. Sie legte sich in die Wanne und gab sich einem ausgiebigen, langem Bad hin. Sie hatte die Augen leicht geschlossen und wollte sich in der Wärme etwas entspannen.
//Eigentlich ist er ja schon ganz nett//, dachte sie sich und schüttelte dann den Kopf, //Ach, ich sollte den Gedanken gleich vergessen. Wahrscheinlich macht er mich wieder fertig, wenn ich zurück komme. Ich sollte gar nicht erst anfangen, irgendwie dran zu glauben, das ich mich irgendwann mal mit ihm anfreunden könnte. Wahrscheinlich interessiert er sich sowieso nicht für mich. Trotzdem würde ich schon gerne ein wenig mehr über ihn wissen.//
Sie seufzte und ließ sich dann kurze Zeit unter Wasser sinken. Sie hatte sich mittlerweile immer noch entspannt. Nach einiger Zeit war sie dann aber fertig und trocknete sich ab. Sie föhnte sich die Haare trocken und kämmte diese ein wenig. Sie putzte sich die Zähne und ging dann zurück in ihr Zimmer. Sie nahm ihren Block und Stift, dazu die Fernbedienung und schloss die Zimmertür. Sie schaltete sich leise Fernsehen an und fing an, still vor sich hin zu zeichnen. Als sie merkte, das ihre Zeichnung sie an Tadashi erinnerte, war sie leicht schockiert, musste aber leicht lachen.
//Hoffentlich krieg ich bald gute Einfälle zum Zeichnen//, dachte sie sich und zeichnete einfach weiter drauf los.

Die Streberin verabschiedete sich von Tadashi indem sie ihn umarmte. Natürlich war ihm das nicht so wirklich recht, aber sie war schon verschwunden, bevor er etwas hatte sagen können. Tadashi war nicht der Typ für Umarmungen, er hatte bislang nie etwas davon gehalten. Seiner Meinung nach waren One night stands das Beste; man hatte danach seine Ruhe. Auch wenn das gerade nur freundschaftlich gemeint war - dessen war sich der Weißhaarige sicher - empfand er es als unangenehm und war froh, als sie im Haus verschwunden war. Seltsames Mädchen. Machte anderer Leute Hausaufgaben, bot absolut faulen Leuten, die sie definitiv bloß ausnehmen würden an, ihnen auch weiterhin zu helfen und umarmte vollkommen Fremde Leute einfach mal spontan. Naja, vielleicht nicht vollkommen fremd, aber sie kannte ihn auch nicht wirklich. Genauso wie er sie, wobei er es im Moment auch nicht darauf anlegte, neue Leute kennen zu lernen. Er war froh, wenn er seine Ruhe hatte, täglich seine Zigaretten bekam und seiner Mutter nicht so oft gegenübertreten musste.
Für den Schulweg lies er sich, wie immer, ziemlich Zeit und kam heute wieder zu seiner gewohnten Uhrzeit. Es war doch immer noch am besten, wenn er jeden Tag diese zuverlässig genervten Blicke abbekam. Was war ein Tag schon ohne die ganze 'was für ein Idiot'-Gedanken der anderen, die definitiv deutlich in ihren Gesichtern abzulesen waren. Warum auch immer, aber ihm gefiel es mehr, dass ihn keiner mochte. Er wollte nur ungern im Mittelpunkt stehen und von allen gemocht werden. Es war viel besser, wenn man sich selbst halbwegs treu blieb und sich nicht, nur wegen irgendeiner Beliebtheitsskala, total verbog. Das konnte sowieso nicht gut enden. Tadashi genoss es mehr am unteren Ende dieser Skala zu stehen und von Lehrern wie auch Schülern eher verabscheut als gemocht zu werden. Wenn einen jemand hasste, wusste man wenigstens woran man war, während Freundschaft einem häufiger nur vorgespielt wurde und man am Ende doch wieder alleine dastand.

Elizabeth Longius
In Tagen der Krankheit war das bett des Menschen bester Freund und Schlaf die größte Hilfe, aber sie hatte sich erst ordentlich ausgeschlafen und konnte deswegen schlecht wieder einschlafen. Nach einer halben Stunde hatte sie das Bild fertig gezeichnet, was Tadashi verblüffend ähnlich sah. Sie wusste nicht recht, was sie damit machen sollte, da sie es eigentlich gar nicht wollte, aber irgendwie doch. Sie legte es in den Block hinein und blätterte die nächste Freie Seite auf. Langsam kamen ihr Ideen, weswegen sie damit weiter machte, die Charaktere für ihren Manga zu zeichnen. Sie gab sich für ihre Charaktere immer besonders mühe, da sie hoffte, das der Manga irgendwann mal bekannt werden würde, doch ob das passierte, das konnte sie nicht beurteilen. Plötzlich kam ihre Mutter ins Zimmer und klopfte leicht an die Tür. Sie setzte sich zu Liz aufs Bett und lächelte das Mädchen an.
"Du bist also wieder am Zeichnen?", fragte sie lächelnd, "Warum schläfst du nicht noch eine Runde?" "Weil ich schon so viel geschlafen habe und nicht müde bin. Ruhe und Entspannung reichen zur Kur aus und ich werde schon genug schlafen. In ein paar Tagen habe ich das sowieso überwunden." "Daran zweifel ich auch gar nicht. Hey Liz, wer ist den der Kerl auf dem Bild da in deinem Block." "N-Niemand." "Hast du etwa einen Freund?" "Nein, er ist nicht mein Freund, nur ein Klassenkamerad." "Und wieso zeichnest du ihn dann?" "ich weiß auch nicht wieso. Mir ist nichts anderes eingefallen." "Wer ist das den, scheint ja ein ziemlicher Prachtkerl zu sein." "Der Junge der mir Gestern nachhause geholfen war." "Also war dieser jemand schon hier?" "nein, nur vor der Tür. Er hat mir einfach nur her geholfen, mehr nicht." "Na dann. Schon komisch das du ihn dann zeichnest." "Was kann ich dafür das mir nichts anderes eingefallen ist. Ich hatte keine Lust wieder ein Bild von Schwester zu zeichnen und dann wieder den ganzen Tag zu weinen." "Okay"
Danach verschwand ihre Mutter wieder aus dem Zimmer. Sie legte den Block etwas beiseite und guckte aus dem Fenster.
//Warum sollte ich mich in Tadashi verlieben?//, fragte sie sich, //Das wäre dumm, einfach nur bescheuert.//

Tadashi brachte den Schultag relativ schnell hinter sich. Heute hatten sie eine Doppelstunde Sport, was er immer ganz entspannend fand. Allerdings konnte er das Thema nicht leiden, doch der Lehrer meinte zu Beginn der Stunde, dass sie in der nächsten Woche mit einem neuen anfangen und Hochsprung hinter sich lassen würde. Tadashi hoffte auf Ausdauerlauf. Da konnte er einfach seine Musik mitbringen, eine halbe Stunde laufen und wurde von niemandem gestört. Das entspannte ihn ungemein und baute Agressionen ab. Vielleicht sollte er in seiner Freizeit auch mal alufen gehen. Allerdings war er meistens zu faul und hatte soweiso nicht so viel Zeit übrig. Höchstens eine Stunde und das würde sich seiner Meinung nach auch nicht wirklich lohnen.
Der Sportstunde folgte Biologie, Englisch und Chemie. Nach der Spanischstunde die ihn zuletzt beinahe in den Wahnsinn trieb, da er in Spanisch einfach nicht gut war und auch nicht wirklich wusste, warum sie es an der Schule überhaupt lernen mussten, war er froh, endlich aus dem deprimierenden Gebäudekomplex namens Schule herauszukommen.
Heute beschloss er an einem Fischstand etwas zu essen. Jeden Tag nur Fast Food konnte auf Dauer nicht gesund sein, daher bestellte er sich einen Salat und einen Lachs. Er mochte Fisch, was er allerdings nicht sonderlich leiden konnte war Pferd, Hund oder dergleichen. Er fand es abartig, dass Menschen Tiere aßen, die eventuell sogar mal als Haustiere gehalten wurden. Wenn er dieser Einstellung jedoch weiter nachging würde er zum Schluss kommen, dass man generell kein Fleisch essen sollte. Dafür schmeckte es Tadashi allerdings zu gut, weshalb er einfach ausblendete, dass das, was er da gerade aß einmal gelebt hat und vielleicht Schmerzen kurz vorm Tod hatte.

Elizabeth Longius
Liz lag die meiste Zeit des Tages im Bett. Sie hasste es, wenn sie krank war. Es war das Einzigste, was sie noch schlimmer fand, als gemobbt zu werden, weil sie alleine war und das Gefühl hatte, keiner würde sie bemerken. Zwischen durch hatte sie doch ein paar mal versucht zu schlafen, was aber nicht klappte. Als sie ihren Magen knurren spürte, stand sie auf. Ihre Mutter war bereits außer Haus und kümmerte sich um die Arbeit. Liz ging in die Küche und fing an, sich etwas zu kochen. Sie war keine sehr begabte Köchin, doch es reichte um jeden Gaumen zu füllen. Sie machte sich eine heiße Suppe mit dem frischesten Sachen, die sie im Kühlschrank finden konnte. Es dauerte nicht allzu lange und sie stellte die Herdplatte wieder aus und nahm sich eine Schüssel. Mit der Schüssel und einer Scheibe Brot ging sie dann zurück ins Zimmer und setzte sich aufs Bett. Die Suppe war noch ziemlich heiß, weshalb sie diese erst einmal zur Seite stellte. Sie guckte sich etwas im Zimmer um. Sie mochte die Einsamkeit nicht. Wäre sie früher krank geworden, hätte sich irgendein Familienmitglied bei Möglichkeit frei genommen und sich um sie gekümmert, doch alleine war alles langweilig. Sie löffelte dann ihre Suppe und aß das Brot. Diese war immer noch ziemlich heiß, aber es störte sie nicht sonderlich. Als sie mit dieser fertig war, stellte sie die Schüssel zur Seite und legte sich dann wieder hin. Sie vermisste die Vergangenheit und wünschte sich, sie könnte es alles rückgängig machen. Wäre das Leben anders gelaufen, dann wäre sie jetzt wahrscheinlich eine andere Person. Sie würde sich nicht alles gefallen lassen und hätte vielleicht sogar Freunde. Sie zog sich die Decke über den Kopf und guckte in die Dunkelheit. Ungewissheit, etwas das sie fürchtete. Die Gefahr vor dem, von dem sie nicht ahnt, das es passieren könnte. Sie kam wieder unter der Decke und guckte auf den fernseher, den sie mittlerweile wieder ausgeschaltet hatte. Es war einfach nur ein alter Stromfresser und es lief selten etwas interessantes. Sie schnappte sich kurzer Hand ein altes Fotoalbum. Eines, nachdem sie sicherlich weinen würde, wenn sie durch war. Es waren Bilder von damals, von ihr und ihrer Schwester. Sie wollte sich diese Erinnerungen jetzt aber wieder durch den Kopf gehen lassen.