Tadashi merkte nichts von alledem. Nicht, dass Liz sich plötzlich nicht mehr wohl in ihrer Haut fühlte, was er durchaus daran hätte erkennnen können, dass sie so schweigsam war. Nicht, dass sie wohl lieber woanders wäre, als hier mit Tadashi und auch nicht, dass sie scheinbar Probleme mit dem Schlucken hatte.
Der Weißhaarige sah aus dem Fenster und betrachtete die Straße. Er war sich sicher, dass man hier spannenderes geboten bekam, wenn es nicht gerade mitten in der Nach war. Normalerweise konnte er sich immer eine Weile damit beschäftigen, andere Menschen zu beobachten, Vorbeigehende zu betrachten oder einfach nur in die Gegend zu starren. Aber hier war es dermaßen leer, dass ihm schnell langweilig wurde. Die dunkle, nasse Straße machte wirklich nicht viel her. Über seine Finanzen wollte er mit Liz auch nicht unbedingt reden. Das ging sie sowieso eigentlich nichts an und er fragte sich, warum er überhaupt geantwortet hatte. Früher hätte er ihr einen Vogel gezeigt und ihr klipp und klar gesagt, dass es sie nichts anging und sie ihn gefälligst in Ruhe lassen sollte. Die Tatsache war jedoch, dass er freiwillig mit ihr hier saß und sich freiwillig darum bemühte halbwegs menschlich zu wirken und nicht wie der Arsch, der er sonst immer war. Aber warum. Seit wann benahm er sich menschlich, das war doch nicht normal!
Um wieder zu seinem normalen Verhalten zurückzukehren aß er einfach schweigend weiter. Weiterhin nicht bemerkte, wie stumm Liz doch war und dass sie offenbar Rollen getauscht hatten: Tadashi hatte aufeinmal mehr geredet als insgesamt in der letzten Woche und Liz fing an noch weniger zu sprechen als Tadashi.

Egal wie die Zeit die sie da saß, Liz fühlte sich nicht wirklich besser, als hätte man ihr eine dicke, rostige Fessel um den Hals gelegt, welche trotz allem stark genug war, um sie zu unterdrücken und genau das quälte sie. Sie konnte einfach nicht verstehen wieso, aß aber einfach weiter, bis sie selbst fertig war, doch trotzdem konnte sie sich nicht zu Wort melden. Sie sackte einfach wieder auf der Couch zusammen und bemerkte Tadashis gelangweilten Blick nach draußen.
"Äh...", sagte sie leise, wusste dann aber auch nicht weiter und hätte heulen können. Wieso sagte sie etwas und wusste dann nicht, worüber sie reden sollte. Allein der Gedanke zerfraß sie, das sie möglicherweise die Person verlieren würde, mit der sie sich wenigstens etwas unterhalten konnte. Nicht nur das, war er nicht der, der sie überhaupt nach draußen gelotzt hat? Sie wusste einfach nicht was sie tun sollte und guckte beschämt nach unten, "Danke..."
Als sie sich durch den Kopf gehen ließ, warum sie Danke gesagt hatte, wäre sie am liebsten weggerannt, aber andererseits half es gegen das dreckige und schmerzhafte Gefühl. Wie genau es half und warum konnte sie sich nicht erklären, aber es half einfach und das war doch besser als der vorherige Zustand.
"Danke das du mich mitgenommen hast", murmelte sie dann etwas leiser und guckte derweil noch immer nach unten, "Ich weiß das ich nervig und anstrengend sein kann, wahrscheinlich für dich noch viel mehr als für andere, aber genau deswegen finde ich es unglaublich von dir, das du mich trotz allem mitgenommen hast."
Sie wusste nicht genau, was der Antrieb für sie war, das zu sagen, aber es löste das Gefühl irgendwie. Es nahm ihr einfach die Angst und schenkte ihr ein wenig Hoffnung darauf, das Tadashi sie nicht einfach hier sitzen lassen würde.

Tadashi blickte verwundert auf, als Liz sich bedankte. Aber noch verwunderter war er, als sie sich selbst als nervig und anstrengend betitelte. Wie kam sie denn bitte darauf? Sie war ja alles, aber wirklich nicht nervig und anstrengend. Linda, die ihn mal im Supermarkt verfolgt hatte und ihn stundenlang zugelabert hatte. Die war nervig und anstrengend, aber so war Liz nicht und würde es ja wohl auch nie werden. Zumindest hoffte Tadashi das. "Erstens. Du bist nicht nervig und anstrengend sondern höchstens pessimistisch und steckst alles ein, egal wie beleidigend oder beschissen es ist." Immerhin half sie jedem, der sie um Hilfe fragte und vermutlich sogar dann, wenn es für sie selbst einen Nachteil bedeutete. Im Job später würde sie deswegen wohl eher Probleme bekommen. Immerhin brauchte man dort auch Konkurrenzdenken. Man musste sich selbst manchmal vorne anstellen und diese Eigenschaft bzw. dieses Talent fehlte ihr. Sie war dennoch definitiv nicht eine dieser Ziegen, deren größtes Problem die Schuhe des Typen am Nachbartisch oder der Geschmack der Freundin einer Bekannten war. Diese Leute waren anstrengend, aber nicht sie.
"Und zweitens. Wofür bedankst du dich? Ich dachte du hättest keinen Spaß daran und würdest soetwas eher als Geldverschwendung ansehen." Immerhin hatte er den ganzen Abend nicht geredet, sie wurde auf der Tanzfläche begrabscht, hatte Füße, die nicht viel aushielten und meinte, sie würde ihr Geld eher sparen als wegzugehen.

"Ja, ich weiß das ich mich beschwert haben bei der ein oder anderen Sache, aber ich weiß auch nicht, trotz allem hat mir der Abend bis jetzt ziemlich gut gefallen", sagte sie und ihr Blick war noch immer nach unten gerichtet, "Es tut gut, mal raus zukommen und ich weiß auch nicht, trotz den ganzen Sachen die ich mies fand, war es irgendwie schön. Frag mich nicht wieso."
Die Antwort für die erste Frage wusste sie jedoch noch nicht und je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr stieg ihr Schamesröte ins Gesicht, weil sie einfach nicht glauben konnte, das sie nervte. Früher hatte man ihr andauernd an den Kopf geworfen, das sie einfach nur ein nerviger Klotz am Bein sei. Warum das jetzt nicht mehr so sein sollte, konnte sie einfach nicht verstehen und guckte dann trotzdem hoch, ihr Gesicht deutlich errötet.
"Wirklich?", fragte sie dann einfach, "Bis vor ein paar Jahren waren die einzigen Kommentare von Fremden an mich, das ich immer stören würde und alles aufhalten würde und dann hat es generell aufgehört, das man mir irgendwelche Kommentare entgegen geworfen hat, dann kamen nur noch beleidigungen und Befehle. Das ist einfach kompliziert..."
Ja, für sie war es wirklich kompliziert. Zwischenmenschliches Verständnis kannte sie eher weniger. Das Verständnis ihrer Mutter stempelte sie eigentlich immer als Mitleid und Mütterlicher Intuition ab, jedoch von Fremden kannte sie keine wirkliche Nähe, eher Abweisung und genau das machte es ihr unter anderem auch schwer, sich mal zu weigern oder auf Leute zu zugehen. Sie konnte es einfach nicht verstehen, weil sie es nie wirklich kennen gelernt hatte. Wie sollte man etwas beherrschen, was man nicht kannte?

"Na dann." Dann hatte der Abend wenigstes doch etwas Positives. Er hatte gedacht, sie hätte sich nur gelangweilt und würde soetwas ihr Lebne lang nicht mehr machen. Definitiv nicht. Er dachte, sie hätte die Ausgehschiene bereits abgeschrieben. Aber anscheinend hatte er sich getäuscht. Gott sei Dank hatte er sich getäuscht. Leute, die sich ihr Leben lang in ihrem Haus verkrochen und nur an Silvester und Halloween vor die Tür kamen, waren ihm noch nie sonderlich sympatisch gewesen. Gut, dass Liz nicht sojemand war. Er fragte auch nicht wieso. Die Frage stellte er sich. Wieso hatte sie ihre Meinung so plötzlich geändert oder die ganze Zeit eine andere Meinung gehabt, ihm aber nicht gesagt was sie dachte. Dennoch äußerte er diese Fragen nicht. Sie hatte ihn darum gebeten.
Es wunderte ihn allerdings, dass sie als Feedback von anderen immer gesagt bekommen hatte, dass sie störte. Sie war ein derart gutmütiger Mensch, der sich garantiert für jeden einsetzte, egal wie schlecht er sie behandelt hatte - da war er ja schließlich das beste Beispiel -, dass er sich niemals gedacht hätte, dass sie für Andere lästig war. Gut, vielleicht hat sie sich ja damals auch wie eine Klette an diejenigen gehängt, die sie mal um Rat gefragt haben, sie aber bloß ausnutzen wollten. Das wusste er nicht. Jedenfalls fand er, dass es übertrieben war, sie als nervig zu bezeichnen. Es gab definitiv schlimmere Beispiele, da war er sich sicher. "Das ändert sich wider," versicherte er ihr, asl sie meinte, dass sie mittlerweile überhaupt keine Kommentare mehr bekam. "Du gehst doch garantiert studieren? Da wird man dich respektieren," schließlich gibt es dort keine Arschlöcher, wie mich; sponn er den Gedanken weiter. Auch wenn er einsah, dass er ein Idiot war. Er hatte schon vor langer Zeit beschlossen, sein Verhalten nicht zu ändern. Und was tat er gerade?

"Kann sein", sagte sie leicht seufzend und senkte den Kopf dann wieder, "Aber was wenn ich zu schlecht bin und wieder nicht akzeptiert werde? Kann schon sein das ich die Sache vorerst possitiv angehen sollte, aber um ehrlich zu sein..."
Da kam sie plötzlich ins Stocken. Sie wusste einfach nicht, ob sie es jetzt frei heraus sagen sollte. Sie hatte Angst, Angst davor, das sie wieder vollkommen von vorne Anfangen müsste, Leute kennen zu lernen oder wieder in neue Fallen zu geraten. Sie mochte den jetzigen Trott irgendwie, sie konnte sich damit abfinden. Sie wusste genau, wer sie ignorieren würde und wer sie nieder machen würde, doch wenn sie wieder neu anfangen müsste, dann wäre kein Trott vorhanden. Dann wüsste sie nicht, was sie machen müsste, wann sie es machen müsste und wie. Zudem kam noch die Sache, das sie nicht gerne unter vielen Leuten war, geschweige den redete und die Uni-Klassen waren sicherlich ebenfalls groß. Das Mädchen musste erneut seufzen, bevor sie dann wieder zu Tadashi guckte, die Röte aus dem Gesicht gewichen.
"Nein, zu schlecht werde ich schon nicht sein, ich habe einfach nur Angst", sagte sie und ließ den Kopf den wieder hängen, "Wieso habe ich solche Angst davor, neues zu tun? Was ist schlimm daran, neu anzufangen, einen anderen Charakter aufzubauen, einen stärkeren und mir Freunde zu machen? Wieso muss es alles so schwer sein? Könnte das Leben nicht einfach eine Nummer leichter sein?"

"Tja," da konnte Tadashi ihr jetzt auch nicht wirklich helfen. Er selbst hatte kein Problem damit, Neues auszuprobieren. Erkennbar war das schon allein daran, dass er jedes Wochenende aufs Neue in eine andere Kneipe oder in einen anderen Club ging. Er hatte keine Angst vor Neuem aber sie anscheinend schon. Angst vor dem Unbekannten. Der Weißhaarige war nicht in der Lage das nachzuvollziehen und was das anging, mit seinem Latein am Ende. "Ich denke darüber musst du mit jemand anderem sprechen. Ich bin da wohl nicht die beste Anlaufstelle." Okay, das war jetzt nicht unbedingt das, was sie hatte hören wollen, aber besser als das, was er ihr zu so einem Satz noch vor einer halbe Woche gesagt hätte. Er hätte sie ungläubig angesehen, sie angemotzt, was ihr den überhaupt einfiele, dass er Interesse daran hätte, mit ihr über ihre Probleme zu reden und ihr gesagt, dass sie sich gefälligst einen Psychologen nehmen sollte, da ihr Verhalten nicht normal ist. Gerade im Moment sah er die Sache jedoch ein klein wenig anders. Auch wenn er es sich selbst nicht unbedingt zugeben wollte, er kannte Liz. Zumindest ein kleines bisschen und wusste ein kleines bisschen, dass sie ihm hier kein Theater vorspielte, sondern wirklich meinte, was sie sagte. "Tut mir Leid, aber da kann ich dir wirklich nicht helfen. Das Einzige, was ich dir wirklich raten kann: Trau dich mal. Es wird schon nicht so schlimm werden." Das hatte sie sich selbst früher immer erklärt. Was konnte schon so schlimmes passierern. Schlimmeres als das, was im Moment ihr Leben ausmachte. Weniger Freunde konnte sie kaum noch bekommen. Da konnte sie dann ja wohl anfangen, sich neue zu suchen oder?

"Ist nichtt schlimm das du keinen wirklichen Rat für mich weißt, habe ich aber auch nicht wirklich erwartet", sagte sie mit einem Lächeln, das Resignation wiederspiegelte, bevor sie sich wieder in die Lehne reinsacken ließ und aus dem Fenster guckte, "Sollte ich vielleicht tun, wie genau ich das bewerkstelligen soll weiß ich zwar nicht, aber mir fällt da schon was ein, irgendwie schaff ich das."
Zwar redete sie die positiven Gedanken, doch irgendwie konnte sie diese nicht wirklich in sich aufnehmen, sondern saß einfach nur da und guckte weiterhin nach unten.
//Jetzt hör verdammt nochmal auf zu Bocken! Siehst du nicht was hier mit dir passiert Liz? Er versucht dich aufzubauen, dir zu helfen und dich aufzumuntern, jetzt lass dir doch endlich helfen!//, dachte das Mädchen und hielt sich mit den Armen fest, als sei ihr kalt, jedoch war es einfach ein erneutes Gefühl von unbehagen in ihr und sie konnte sich dieses mal nicht dazu bringen, hoch zu gucken, //Jetzt glaub ihm doch einfach, er will dir nicht irgendwie schaden! Er hört sich das an, was du sagen willst, er will dir helfen, selbst wenn er nicht weiß wie! Auch wenn er dich früher nicht gerecht behandelt hat, er bessert sich, er unterstützt dich!//
Liz wollte ihrer inneren Stimme nicht mehr zuhören. Sie hatte in allem Recht und sie wollte dem Weißhaarigen Jungen ja trauen, aber sie hatte in so gut wie niemanden vertrauen, sie wollte sich nie wieder auf jemanden verlassen oder auf diesen bauen, um dann in der Einsamkeit zu enden. Sie hasste es, das sie niemanden trauen konnte, doch hatte Tadashi ihr nicht grade eben erst gesagt, das sie sich ändern sollte? Während sie immer noch an sich zweifelte, rollte eine einsame Träne über ihre Wange, doch sie stoppte den Tränenfluss. Sie wollte jetzt nicht weinen, sie wollte nicht wieder so schwach wirken wie erst letztens, sie wollte stärker werden und das hatte sie sich auch vorgenommen. Auch wenn die Zeit für sie immer eine Miserie war, die letzten Tage waren ihr so wichtig, nahezu heilig, sie war froh, das man sie beachtete und genau das war es, was jetzt wieder auf der Klippe stand. Sie war sich sicher, das man sie fallen lassen würde, würde sie schwäche zeigen, sie spürte die Verzweiflung in sich, schluckte diese aber runter und löste die Arme von sich und langsam aber sicher griffen die Worte von Tadashi in ihrem Kopf.
"Trau dich...", wiederholte sie leise und dann guckte sie wieder hoch, mit einem Lächeln im Gesicht und drückte die Daumen, die Hände zu Fäusten gefaltet und guckte dem Jungen Gegenüber entgegen, "Ich versuchs!"

Im Gegensatz zu vorhin sah Tadashi dieses Mal ihre Unsicherheit. Es war ja auch nur zu offensichtlich. Man musste sie schließlich nur ansehen und sah die Träne, die auf dem Weg ihre Backe hinunter gestoppt wurde. Doch auch dieses Mal sagte Tadashi nichts dazu. Nur dass er dieses Mal schlicht und einfach mit der Situation überfordert war. Auf dem Friedhof war sie auch ziemlich aufgelöst gewesen. Aber klar, es war ja schließlich auch ein Friedhof, da hatte man allen Grund, zu weinen und es hinterfragte niemand. Aber hier war die Situation eine ganz andere. In diesem Moment war nicht sonderlich schwer zu erraten, warum sie unsicher war, warum sie sich gerade nicht vor Lachen den Bauch hielt. Wäre er einer dieser normalen Menschen, würde er sie jetzt fragen, ob alles okay war und er ihr vielleicht irgendwie helfen konnte. Er dagegen übersah es einfach und nickte. "Ist nicht so schwer, glaub mir." Er reagierte bloß auf das, was sie an ihn gewandt gesagt hatte und ignorierte alles andere.
Sein Schnitzel hatte er mittlerweile zur Hälfte verputzt und war noch nicht einmal annähernd satt. Na hoffentlich reichte das zum satt werden, sonst würde er sich später noch etwas bestellen. "Hast du Haustiere." Okay, das war jetzt vollkommen aus jedem Zusammenhang gerissen, das musste sogar er zugeben. Aber er hatte einfach keine bessere Idee und dieses elende Gesicht konnte er sich nicht länger mit ansehen. Sie brauchte wirklich dringend eine Ablenkung. Egal welcher Art.

Als sie plötzlich die Frage des Jungen hörte, war sie irritiert. Warum wollte er plötzlich wissen, ob sie Haustiere hatte. Der Zusammenhang war irgendwie sinnlos, aber zugleich fand sie es lustig. Eigentlich hätte sie erwartet, das er den Abend abbrechen würde, weil sie nicht mehr so happy ist wie vorher, aber scheinbar wollte er noch weiter reden. Vielleicht interessiert er sich ein wenig für mich, dachte sie sich, musste innerlich aber anfangen zu lachen, warum sollte er den Interesse an mir haben. Wahrscheinlich will er im Momemt noch nicht so viel von mir wissen, dachte sie, musste dann aber auch so anfangen zu lachen. Es dauerte ein wenig, bis sie sich wieder eingekriegt hatte und im Nächsten Moment lächelte sie den Jungen wieder an.
"Nein, Haustiere hatte ich keine und werde auch mit Hoher Wahrscheinlichkeit keine haben, zumindest nicht in naher Zukunft", sagte sie und aß dann weiter. Es dauerte nicht mehr lange und Beide waren auch schon fertig. Für ihren Teil war Liz auf jeden Fall mehr als satt. Ob Tadashi das war, konnte sie nicht wirklich feststellen, lächelte aber wieder zu ihm, nachdem sie sich mit der Serviette den Mund leicht geputzt hatte und legte dieses dann zur Seite.
"Tadashi, hast du den Haustiere?", fragte sie dann und guckte ihn freundlich an, als ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoss, "Warum frag ich überhaupt, wenn deine Schwester sowieso zum Tierfriedhof geht. Da kommt die Frage eigentlich überflüssig."
Sie lachte nochmal kurz, während sie überlegte, wie sie das Gespräch weiter führen könnte und da kam ihr auch ein Einfall.
"Du Tadashi, du hast ja vorhin erzählt, das du in den Bars hauptsächlich Mädchen aufreißt, da interessiert es mich, hattest du überhaupt schonmal eine richtige, feste Freundin?", fragte sie dann und guckte ihn an, die Interesse leicht im Blick liegend, aber auch nur schwach und eher noch immer Lächelnd.

Okay, er wurde definitiv nicht satt davon. Er hatte immer noch Hunger. Manchmal verfluchte er es regelrecht immer noch in der Wachstumsphase zu stecken, auch wenn er jetzt nur noch geringfügig weiterwuchs. Aber wenn es so weiter ging, würde er immer mehr essen, als jeder normale Mensch und das würde Geld kosten. So wie alles im Leben immer Geld kostete. Selbst der Tod war nicht umsonst, denn der kostete das Leben.
Tadashi schob diesen Gedanken beiseite. Er wusste auch nicht mehr so ganz genau, wie er jetzt von seinem Schnitzel zum Tod kam und beließ es dabei einfach noch eine Currywurst zu bestellen. Das musste dann aber reichen, mehr gönnte er sich für heute nicht.
Tadashi hatte schon nicken wollen, als Liz sich ihre Frage praktisch selbst beantwortete. Er selbst hatte kein Haustier, aber ihre Schwester hatte mittlerweile eine Schildkröte. Der Grund für eine Schildkröte war, dass diese länger lebten und seine Schwester in nächster Zeit nicht noch einmal miterleben wollte, wie eines ihrer Haustiere starb. "Eine feste Beziehung meinst du?" Die Frage kam etwas überraschend. Und mal wieder verblüffte es ihn, dass er gerade nochmal nachgefragt hatte. Für gewöhnlich antwortete er einfach, was er dachte statt nochmal nachzufragen, ob er die Frage überhaupt richtig verstanden hatte. Was war nur los mit ihm? Hatte er vielleicht einfach doch zu viel getrunken und redete deswegen so viel? "Ja," antwortete er schließlich. "Aber keine sonderlich lang anhaltende. Es war der erste und definitiv auch der letzte Versuch." Eine feste Beziehung war nichts für ihn. Das hatte er auch dieser Beziehung damals gelernt. Ihm war die Bindung zu eng geworden und sie wollte sich immer enger an ihn binden. Das hatte einfach nicht zusammen gepasst und überhaupt mochte er den Gedanken nicht, nicht mehr tun und lassen zu können, was er wollte. Eine Beziehung brachte schließlich auch Einschränkungen mit sich.

"Oh, verstehe", sagte sie leicht lächelnd, innerlich aber vor Verwirrung total aufgewühlt. Eigentlich hätte sie am liebsten gefragt, wieso er keine feste beziehung wollte, anstatt sich durch die Nacht zu vögeln, bis er sich irgendeine Krankheit einfangen würde. Aber es ging sie nichts an, da jeder seine Gründe hatte. Vielleicht würde sie ihn später fragen, sollte sie nicht schon kurz nach dem ankommen einschlafen. Dann stützte sie die Arme mit den Ellenbögen auf den Tisch und legte sich mit dem Kinn auf ihre übereinander geschobenen Handflächen, kurz nach draußen in die schwarze Nacht blickend, bevor sie sich wieder dem weißhaarigen Jungen vor sich zu wendete. Mittlerweile hatte sie die Ablehnung einer festen Beziehungen des Jungen akzeptiert und sich sogar vorgenommen, doch nicht nachzufragen. Warum sollte sie auch, es würde lediglich den falschen Gedanken erwecken.
"Tadashi, mal so rangehängt an die Frage von eben, wenn dir nun ein Mädchen plötzlich ihre Liebe erklären würde, wie würdest du dann reagieren? Also wenn sie dir beispielweise an den Hals fällt, dich festhält und an sich drückt oder dich einfach nur küsst, was würdest du dann machen?", fragte sie ihn, als sie sich plötzlich an vorhin erinnerte. War es wirklich richtig ihre Klassenkameradin so alleine zu Hause sitzen zu lassen, sie einfach ohne Mitgefühl abservierend. Zwar war es mehr als untypisch, dass so etwas passierte, aber zeigte es nicht doch, das Jemand etwas für sie übrig hatte. Bei dem Gedanken musste sie leicht den Kopf hängen lassen, bevor sie ihn wieder anguckte, "Würdest du Diejenige einfach abblitzen lassen, also ganz kalt halt, oder würdest du vorerst bei ihr bleiben, ihr das alles schonend beibringen? B-Bitte denk jetzt nichts falsches... Ich bin einfach nur interessiert.....und hab wahrscheinlich einen Riesenfehler begangen...."
Während sie sprach wurde sie ab dem kurzen Moment, der sie Rot werden ließ immer leiser werden, bewusst das sie einer Person unbewusst weh getan hatte. Ob sie das wieder gut machen könnte?

"Öhm." Über die Frage musste Tadashi erst einmal einige Sekunden nachdenken. Er war Gott sei Dank noch nie in einer solchen Situation gewesen und hatte neimanden abblitzen lassen müssen. Klar, ihm filene schon ab und an mal Frauen an den Hals, wie Liz es formulierte. Allerdings ging es dabei nie um eine feste Beziehung sondern eher um Unverbindliches. "Naja, ich würde ihr wahrscheinlich sofort sagen, wie ich die ganze Sache sehe." Das war sogar noch positiv ausgedrückt. Vielleicht würde er auch auf sie zugehen, so tun, als wäre er total verknallt in sie. Er wusste es nicht, aber es war nur zu gut möglich, dass er in einer solchen Situation dem Mädchen etwas vorspielen würde und sie fallen lassen würde, nachdem er sie in sein Bett bekommen hätte. Er war sich dessen bewusst, dass dieses Verhalten einfach nur beschissen war, aber er war wenigstens ehrlich zu sich selbst und im Klaren darüber, wie sein eigener Charakter aussah: verdreht, egoistisch, immer für Sex zu haben und ums kurz zu fassen, ein Arschloch eben. Eigentlich machte er sich daraus nichts, aber für einen kurzen Moment wurde ihm bewusst, was er für einen Schaden anrichtete und, dass er Menschen dauerhaft wehtat. Aber soetwas interessierte Liz wohl eher weniger. Und selbst wenn, würde er das nicht erzählen. Klar, wer setzte sich schon mit einem Mädchen in einen Imbiss und erzählte ihr, wie verkorkst man selbst war? Aber sie schien auch nicht so ganz auf der Höhe. Zumindest schien sie über irgendetwas nachzudenken, was sie belastete. Zwar zog Tadashi die Augenbrauen fragend nach oben, doch blieb er still. Es ging ihn ja nichts an. So wie sie ebenfalls einige Details seines Lebens nichts angingen.

Der Atem von Liz stockte leicht bei der Antwort von Tadashi und im nächsten Moment spielten sich in ihrem Kopf richtige Horrorszenarien vor, was mit dem Mädchen passiert sein könnte, das ihr vorhin die Liebe gestanden hatte. Anstatt sich der Sache zu stellen war Liz einfach abgehauen. War sie deswegen ein schlechter Mensch, oder konnte man es erklären. Von Sekunde zu Sekunde schaukelte sich in ihr die Sorge auf und sie ballte die Hand, welche sie auf der Tischplatte liegen hatte zur Faust und hatte den Kopf immer noch eher am Hängen.
"Arghh, ich weiß dass das jetzt nicht unbedingt die beste Gelegenheit ist, die Verabredung zu beenden, aber ich habe so ein Gefühl, das es einer Person im Moment absolut nicht gut geht und ich so schnell wie möglich zu dieser gehen sollte", sagte sie, während sie bereits am Aufstehen war, "Weil wirklich gut habe ich mich schon vorhin nicht verhalten und ich will nicht das sie auf irgendeine dumme Idee kommt. Ich zahl das Essen hier auch, aber ich muss dringend los."
Sie wollte sich grade zur Seite drehen, als wieder einer ihrer Schwindelanfälle einsetzte und sie auf die Knie sackte, sich an Tischplatte und Bankkante festhaltend, um nicht umzukippen, //Scheiße Verdammte, warum muss das ausgerechnet jetzt passieren?! So komm ich nicht voran und was wenn sie sich jetzt wirklich was antut und ich kann ihr nicht helfen. Nein, hör auf an sowas zudenken, dann hast du auch mehr Zeit es zu verhindern!//, dachte sie sich und sie versuchte aufzustehen, was jedoch einfach nur wacklig war und sie auch nicht wirklich stand, //Komm schon, jetzt funktionier doch bitte, du blöder Körper! Nie kann man sich auf dich verlassen! Und das ausgerechnet wo man vielleicht meine Hilfe braucht! Jetzt hör auf zu rebellieren, damit ich los kann!//, dachte sie und wollte nach vorne laufen, doch wirklich gut sah das nicht aus, "Kacke Verdammte", fluchte sie murmelnd und ging weiter, doch ihr Körper war wie verhext und wollte ständig zur linken oder rechten Seite wegkippen.

Plötzlich schien es Liz ziemlich eilig zu haben. Natürlich sagtet er nichts dagegen, als sie das gesamte Essen bezahlte. Eigentlich gehörte es sich anders herum aber da er auch nicht gerade genug Geld hatte, um dieses aus dem Fenster zu schmeißen, protestierte er nicht, sondern lies sie einfach bezahlen. Als sie dann aber direkt vor dem Tisch zusammenklappte, saß er nicht mehr einfach nur da und sah zu. Das war doch nicht normal. In der Schule war sie auch schonmal fast zusammengebrochen. War sie denn wirklich vollkommen gesund oder hatte sie irgendeine äußerlich nicht unbedingt sichtbare Krankheit?
"Alles in Ordnung?" Er zog sie wieder auf den Stuhl, auf dem sie vorhin noch gesessen hatte. Vielleicht sollte sie sich mit ihrem Vorhaben ja doch noch ein wenig Zeit lassen. Auch wenn sie nicht wirklich so aussah, als wenn sie Zeit hätte. Im Gegenteil. Auf einmal schien sie ein ziemlich schlechtes Gewissen zu haben und wollte irgendetwas äußerst dringend erledigt wissen. Was war denn jetzt in sie gefahren? Hatte er irgendetwas falsches erzählt? Naja gut, es war vielleicht nicht äußerst höflich, ein Mädchen direkt abzuweisen, aber es brachte ja wohl nichts, ihr Hoffnungen zu machen. War es das, weshalb Liz jetzt so dringend weg musste. Oder hatte das eifnach nichts mit ihm zutun und das, worüber sie gesprochen hatten, hatte sie an etwas erinnert. Erst jetzt viel Tadashi auf, dass er das Mädchen mit den rosanen Haaren eigentlich gar nicht kannte. Vielleicht hatte sie ja einen Freund und ihr war bewusst geworden, dass es vielleicht nicht die feine Art ist, mit einem Jungen nachts unterwegs zu sein, auch wenn da nichts mehr ist als Freundschaft. Oder hatte ihr ihre Mutter gesimst, dass sie gefälligst heim kommen sollte? "Was ist los?" Tadashi hatte beschlossen, dass sämtliches rumrätseln nichts bringen würde. Der einfachste Weg war sie zu fragen.

"Jaja, mir gehts gut, das ist einfach nur ein Gleichgewichtsverlust den ich schon seit ich meiner Kindheit habe", sagte sie, als sie saß, wollte aber eigentlich direkt wieder aufstehen, holte bei der Frage von grade aber erst einmal Luft und versuchte auch etwas, sich zu beruhigen, "Bevor ich bei dir war, war ich bei dem einen Mädchen aus unserer Klasse, dieses lila haarige, das mich noch schlimmer fertig macht als du es bis jetzt gemacht hast", sagte sie und stupste die Finger aneinander, "Und sie hat mir halt gesagt, wieso sie das tut und ich glaube ich habe komplett falsch reagiert, weil ich sie hab alleine da sitzen lassen, anstatt mit ihr über die Sache zu reden. Sie hat mich einfach überrumpelt und ich stand unter Schock und mir ist erst jetzt wieder eingefallen, das ich damit wahrscheinlich mehr Schaden hinterlasse hab als ich es eigentlich vermutet habe. Aber jetzt muss ich zu ihr weil ich Angst hab das sie sich irgendwas antut und ich nicht will das sie nur wegen einem Missverständnis zwischen uns irgendeine Dummheit begeht. Aber jetzt bockt mein blöder Körper wieder rum, wie er es immer macht wenn irgendwas schlimmes passiert und das einzige was ich schaffe ist es, das ich mir nur noch mehr Sorgen mache und mir immer schlimmere Sachen ausmale, was sie sich antun könnte. Aber nur wegen diesem dummen Gleichgewichtssinn komm ich kein Stück voran. Ich krieg die Kretze, immer wenn es wichtig ist, wirklich immer dann fängt mein Körper wie verrückt an rumzuspinnen und einfach zu blockieren, nicht das machend, was ich machen will."
Liz seufzte und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
"Sie war die erste Fremde, die wirklich etwas für mich empfunden hat und ich drehe ihr nur kalt die Schulter zu und flüchte mit einem Lächeln vor meiner eigenen Angst davor, das ich wieder Jemanden verlieren könnte, der auch mir etwas bedeuten könnte", sagte sie und hätte wieder heulen können, tat dies jedoch nicht und seufzend guckte sie wieder Tadashi an, "Ich hasse dieses Gefühl. Das Gefühl der Hilfslosigkeit wenn du genau weißt, das jemand deine Hilfe braucht oder sie will. Wieso kann ich nicht einfach einen Körper haben, der nicht dann die Arbeit verweigert, wenn es nötig ist."

Dieses Gefühl kannte Tadashi nicht. Es gab niemanden, der jemals seine Hilfe benötigt hätte, weshalb er sich mit einer solchen Situation nie hatte auseinandersetzen müssen. Aber irgendwie fuchste (wie schreibt man das? :3) es ihn schon, dass das noch schlimmer war als alles, was er ihr jemals angetan hatte. Dabei dachte er, er wäre der Meister allen Übels. Aber allem anschein waren zwischenmenschliche Probleme schlimmer als einfaches Mobbing. "Okay, vielleicht solltest du dich zuerst einmal beruhigen. Hast du dir mal zugehört. Du redest ohne Punkt und Komma." Dass sie gar keine Luft brauchte, die sei zwischendurch einatmen müsste, wunderte ihn. Aber wenn sie sich nicht bald abreagierte, würde das nie etwas werden mit dem Aufstehen. Nachdem er ihr noch eine Weile zugesehen hatte, stand er schließlich auf und stützte sie. Als sie vor dem Imbiss standen, sah er sie fragend an. "Weißt du wo die nächste Bahn ist?" Tadashi nahm sich vor, dass er sie nur bis zur Bahn bringen würde. Dann würde es ihr ja wohl besser gehen und sie würde wieder alleine gehen können. Immerhin war er kein Wohltäter sondern hinterlies für gewöhnlich den gegenteiligen Effekt. Also. Nur bis zur Bahn.
Außerdem wurde er so merkwürdige angesehen, als er Liz über die Straße schleppte. Als wenn er gerade irgendeine Straftat begangen hätte. Gut, er fände es wahrscheinlich auch etwas merkwürdig, wenn er mitten in der Nacht zusehen würde, wie ein Typ ein Mädchen über die Straße schleppt, aber in diesem Fall bot er ihr nur seine Hilfe an. Was wirklich schon seltsam genug war. Sie war echt kein guter Umgang für ihn.

Liz hörte ihm zu und versuchte dann auch erstmal runter zu kommen, was jedoch alles andere als einfach war. Als Tadashi sie stützte, war die Sache schon um einiges einfacher, da sie wusste, das sie vielleicht doch eine Chance hatte, zu dem Mädchen zu kommen. Als die Frage von ihm kam, musste sie einen kurzen Moment nachdenken, dann fiel es ihr aber wieder ein.
"Die müsste hier ganz in der Nähe sein, ich sag dir einfach, wo du lang laufen musst", sagte sie dann und ging vom weißhaarigen gestützt in Richtung des Bahnhofs, während sie noch immer versuchte, sich zu beruhigen. Es dauerte wirklich nicht lange, es hat vielleicht 7 oder 8 Minuten gedauert, doch wirklich viel Zeit hat es nicht in Anspruch genommen. Deprimierend war jedoch die Tatsache, dass die Bahn grade weggefahren war. Liz setzte sich auf die Bank beim Bahngleis und nahm ein paar tiefe Atemzüge.
"Danke das du mir bis hier her geholfen hast, du bist wirklich ein Retter in der Not", sagte sie lächelnd, auch wenn sie wusste, dass es sehr selten vorkam und vorkommen würde, das er ihr so hilft, aber trotzdem war sie ihm dankbar. Dann lehnte sie sich etwas zurück und atmete weiter langsam, //Alles ist in Ordnung, du fährst zu ihr und ihr wird es gut gehen, dann unterhalten wir uns erstmal und am Besten bleibe ich erst einmal bei ihr, damit sie nicht auf irgendwelche dummen Ideen kommt. Sie wird das sicher verstehen und ich glaube, dass es uns Beiden danach auch sicherlich besser geht.//
Liz fing an, wieder wie üblich zu atmen und stand vorsichtig auf, nachprüfend, ob sie den Boden unter den Füßen nicht verlieren würde, doch tatsächlich konnte sie richtig stehen. Sie lächelte und machte ein paar Schritte, bevor sie ein wenig herum tänzelte, um zu gucken, wie viel sie im Moment schaffen würde und da sie nicht umkippte, war sie sich sicher, dass sie das schaffen würde, als die Bahn bereits zu sehen war.

Der Retter in Not? Auf weißem Ross in letzter Sekunde herbei geeilt, bevor die Jungfer in Nöten vom Drachen getötet wird? Tadashi? Nie im Leben. Das war keine Rolle, die er jemals in einem Film spielen würde. Das passte einfach nicht zusammen. Tadashi und Ritterlichkeit. Es war wirklich vollkommen untypisch für ihn, dass er überhaupt geholfen hatte. Normalerweise war er der Meinung, dass sich jeder um seinen eigenen Scheiß zu kümmern hatte und selbst dafür sorgen musste, dass er klar kam. Ihm hatte ja schließlich auch nie jemand geholfen, wenn er gerade Mal Hilfe nötig gehabt hätte. Was das anging, war Tadashi richtig Egoistisch geworden. Er selbst ging über alles andere in der Welt. Immerhin war ja auch er derjenige, der sein Leben zu leben hatte. Niemand anderes. War er tot, war sein Leben vorbei. Starben andere, lebte er weiter. Also warum sollten ihn die Nöte anderer interessieren? Wahrscheinlich hätte Tadashi keinerlei Probleme bei irgendwelchen Naturkatastrophen zu überleben. Er würde alles, bis auf seine Schwester, hinter sich lassen und sich aus dem Staub machen.
Also warum hatte er Liz gerade geholfen. Vielleicht weil sie so dermaßen hilflos aussah, wie eine zerbrechliche Puppe der vielen Porzellanpuppen, die seine Oma in einem Regal sitzen hatte. Man hatte immer das Gefühl, dass alles kaputt gehen würde, wenn man sich nur umdrehte. Genau so hatte Liz auf ihn gewirkt. Zusätzlich waren ihre Backen so rot geworden und der Rest ihres Gesichtes so dermaßen weiß, was sie noch mehr einer Puppe ähnlicher machte. Tadashi brachte das Ganze auf den Gedanken, dass es ja nicht schaden konnte, anderen Menschen zu helfen, wenn man sich selbst keine Umstände bereitete oder? Wenn er einfach so, ohne ein Problem oder Umstand für sich selbst zu schaffen, anderen helfen konnte, war das doch auch nichts schlechtes oder?

Während er so darüber nachdachte, beachtete er nicht mehr wirklich, wie Liz aufstand und ihre Grenzen austestete. Erst als sie begann zu tanzen und wirklich auf Risiko zu gehen, wurde er wieder wach und beobachtete das Ganze. Würde sie jetzt wieder zusammenklappen, würde er sie solange nicht in Ruhe lassen, bis er sie vor der Haustür abgeladen und so lange gewartet hätte, bis sie das Haus betreten hätte. Er müsste auf dem Heimweg ja sowieso da vorbei, also wäre es auch kein Umstand. "Weißt du wann die Bahn kommt?" Er hatte keine Ahnung, in welche Richtung sie wollte und welche Bahn sie betreten würde. Aber verpasst sollte sie diese doch auch nicht.

"Da hinten ist schon die Bahn, heißt, dass unsere Verabredung wohl jetzt schon vorbei ist", sagte Liz lächelnd, doch irgendwo tief in ihr schlug die Wehmütigkeit so stark wie ihr Herz es noch am Vortag tat. Als die Bahn zum stehen, der Fahrtwind ihr Haar durch die Luft pusteten, suchte sie etwas festen Stand, doch bevor die Bahn zum stehen kann, kam sie schnell auf Tadashi zu, ihre Arme um ihn legend und ihm ins Gesicht lächelnd, die Augen etwas geweitet.
"Es war ein echt schöner Abend...", sagte sie, ihre Worte in ihrem eigenen Kopf hallend, bevor sie sich umdrehte und im Anschluss in der Bahn verschwand, bevor diese dann auch bereits ins Rollen kam. Das Tadashi noch nicht gehen wollte, hatte sie sich einfach so gedacht und wahrscheinlich würde er sich noch ein wenig amüsiere können.
Liz setzte sich auf eine der Sitzbänke in der Bahn und lehnte sich nach hinten, den Kopf so gerichtet, dass sie aus dem Fenster in die dunkle Nacht gucken konnte. Irgendwie versuchte sie doch noch, nach dem Moment von grade eben zu fischen. Am liebsten wäre sie nicht gefahren, aber für den Moment gab es wichtigeres. Also rollten die Räder der Bahn auf den Schienen, die Ansage in der Bahn mehrfach zuhören, bis sie nach einiger Weile wieder dort ankam, wo sie Gestern mit Tadashi eingestiegen war. Mit ihren Augen glitt sie über den Bahnhof, Erinnerungen sehend, bevor sie dann nach draußen ging, in die Richtung laufend, in welcher auch das Haus von Tadashi war, als sie das Haus wiedererkannte, in dem das Mädchen wohnte, mit welchem sie diese 'Differenzen' hatte. Sofort rannte Liz zur Tür, die Klingel mehrfach betätigend, während sie nebenbei an der Haustür klopfte. Diese Prozedur dauerte ein wenig, bevor Liz dann vor der Tür auf die Knie sank und sich die Hände vors Gesicht hielt, den Tränen nahe.
//Bitte sei noch lebendig da oben, schlafe einfach und hör mich nicht, aber bitte, bitte hab dir nichts angetan//, dachte ich mir, als ich plötzlich das Geräusch eines Schlüssel knarren hörte und die Tür aufging, das Mädchen mit den lilanen Haaren zu Liz herabschauend.
"P-Pinkie, wa-was machst du den hier so tief in der Nacht?" "Gott sei dank geht es dir gut"
Als Liz das sagte, stand sie etwas verhaspelt auf und hätte dabei fast das andere Mädchen zu Boden gerissen, wo sie diese umarmte.
"W-Wieso sollte es mir den nicht gut gehen?", fragte das Mädchen dann und Liz guckte fast schon weinerlich zu ihr hoch, "W-Wegen vorhin... Als ich mich erinnert habe, dachte ich , dass du dir etwas hättest antun können." "Wieso sollte ich mir den etwas antun, schließlich hast du doch gesagt, das wir das nochmal komplett ausdiskutieren, deswegen hab ich mich einfach hingelegt." "N-nicht mal mit dem Gedanken hast du gespielt?" "Natürlich nicht. Egal wie wichtig mir jemand ist, das eigene Leben ist so kostbar, das man es beschützen muss, solange man niemanden hat, den man beschützen kann und selbst dann musst du am Leben bleiben, um den jenigen zu beschützen. Ich hab mir lieber eine große Schalle Eis geschnappt und diese gegessen, aber als ich schlafen wollte, da hab ich dich hier so gefunden." "Gott sei dank bist du so vernünftig." "Nebenbei, sollten wir nicht lieber rein gehen? In den kurzen Sachen wird dir nur kalt und bei deiner Gesundheit schnappst du dir noch eine Erkältung ein." "Okay."
Liz packte nach der Schulter von dem Mädchen und wollte sich hochziehen, als sie merkte, das sie auf dem Schnee an der Türschwelle wegrutschte und im Nächsten Moment in den Armen der Lilahaarigen lag, welche dabei umgerissen wurde. Wie es ihr oft passierte, wurde Liz knallrot, während die lilahaarige einfach nur lachte und Liz erst einmal hoch half, die Tür dabei schließend, um die Kälte abzuhalten.

Tadashi wurde von Liz ein wenig überrumpelt, als diese ihn zum Abschied unerwartet umarmte. Aber im Gegensatz zu Liz lächelte Tadashi nicht, sondern wartete schlicht, bis der Zug weg war, bevor er den Bahnhof wieder verlas. Wenn er sich jetzt noch ein Lächeln abgerungen hätte, hätte man ihn gleich in eine dieser seltsamen Soaps stecken können, in der er einem Mädchen hinterherrennt, vollkommen verknallt ist und am Ende wegen gebrochenem Herzen wegzieht, da der beste Freund das Mädchen letzten Endes bekommen hat, während er mit leeren Händen dasteht. Zwei Staffeln später würde er dann wahrscheinlich wieder kommen und hätte doch noch sein Happy End. Zumindest für drei Folgen, nach denen natürlich auch wieder irgendwelche Probleme auftauchen müssen. Tadashi hatte den Sinn von Serien noch nie so ganz verstanden, aber gerade diese Art von Fernsehsendungen fand er einfach nur schwachsinnig. Was sollte der ganze Scheiß. Man hatte ja wohl genug mit den eigenen Problemen zu tun. Warum sahen sich dann Leute auch noch die gespielten Probleme von fiktiven Personen an? Das ergab seiner Meinung nach einfach keinen Sinn und überhaupt lief mehr Müll im Fernsehn als Brauchbares.
Als er draußen auf die Uhr sah, die 4 Meter über ihm nicht zu übersehen war, stutzte er ein wenig. Es war wirklich spät geworden. Dass es nach Mitternacht war, hatte er ja gewusst, aber dass es schon fast wieder hell werden würde, hätte er nicht gedacht. Wenigstens war Wochenende. Da musste er nicht in zwei Stunden wieder in die Schule gehen, sondern konnte sich einfach in sein Bett legen und bis zwölf Uhr am Mittag schlafen. Länger lies ihn seine Schwester meistens nicht in den Federn liegen. Vor allem dann nicht, wenn ihre Mutter nicht da war, die sie für Gewöhnlich zu Hausaufgaben verdonnerte. Jetzt stellte sich zunächst für Tadashi die Frage, was er jetzt mit dem angebrochenen Abend anfing. Sollte er Heim gehen oder noch einmal zurück in den Club? Letzten Endes entschied sich Tadashi für Letzteres.

Am nächsten Morgen fand sich Tadashi natürlich nicht in seinem eigenen Bett wieder. Entgegen der üblichen Klischees, wusste er jedoch, wo er sich befand und wie er dort hingekommen war. Dennoch verschwand er, bevor das Mädchen neben ihm überhaupt aufgewacht war. Dann musste er sich erst gar nicht damit auseinander setzten. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es kurz nach zehn war. Seine Schwester würde also aller Wahrscheinlichkeit nach noch schlafen oder zumindest frühstücken. Da Tadashi heute für ein Mittagessen verantwortlich war, schaute er auf dem Rückweg noch im Supermarkt vorbei, wo er zwei Dosen Suppe und eine Tafel Schokolade besorgte. Es war ein selten schöner Tag. Es regnete nicht, wie London sonst so an sich hatte, sondern zwischen den Wolken schien hin und wieder sogar die Sonne hindurch. Irgendwie schade, dass er den Nachmittag wieder damit verbringen würde, Pizza auszufahren. Den Tag hätte er auch mit seiner Schwester im Park genießen können. Wäre mal etwas anderes gewesen.

Nachdem Liz mit in das Haus gekommen, war verlief der Abend unerwartet entspannt und sogar ziemlich freundschaftlich. Noch am Vortag hätte Liz sich das alles gar nicht vorstellen können. Sie hatte sich sogar einen Pyjama geliehen, da sie der lilahaarigen versprochen hatte, bis zum Morgen zu bleiben, damit die Beiden über das ganze Chaos von vorhin reden konnten und genau das taten sie auch. Sie diskutierten und diskutierten, bis Liz nach einiger Zeit wirklich Müde wurde und mitten im Gespräch einfach wegdöste und einschlief. So zog die Zeit einfach an ihr vorbei, bis sie aufwachte, als es bereits wieder hell war. Ein paar mal musste Liz zwinkern, bevor sie auch wirklich wach war. Sie guckte sich leicht in dem Zimmer um, was nur teils vom Licht geflutet war, da das Rolo noch herunter gelassen war und das Licht nur durch die Spalte hindurch drang, weshalb Liz vom ersten Licht strahl, der ihr in die Augen fiel, einen kurzen Moment geblendet war, bevor sie sich wieder gekriegt hatte. Sie lehnte sich auf die andere Seite, als sie nur leicht den Ansatz eines Kopfes unter der Decke hervorragen sah, welcher ziemlich nah an ihrer Taille war. Leicht hob Liz die Decke an, als sie den kompletten Kopf der lilahaarigen sah, welche sich richtig an Liz geklammert hatte. Würde sie jetzt versuchen aufzustehen, würde das Mädchen hundert prozentig aufwachen, aber wie war sie überhaupt dahin gekommen. Stören tat es Liz aber nicht wirklich, schließlich war es warm und gemütlich im Bett und etwas zu entspannen, nachdem der Vorabend so chaotisch war, war immer von Vorteil. Sie legte die Decke wieder ab, so das der Kopf von der Lilahaarigen nun komplett bedeckt war. Liz legte ihren Kopf auf die Seite, auf die Wand gucken, welche in dieser Richtung lag.
//Ob wohl etwas passiert wäre, wenn ich vergessen hätte, wieder her zu kommen und bei Tadashi geblieben wäre?//, fragte Liz sich innerlich und legte sich dann doch leicht auf die Seite, ihre Hände auf den Hinterkopf von der Lilahaarigen legend und leicht betrübt nach unten schauend, //Ob sie sich ab Heute vielleicht freundlicher mir gegenüber verhält? Schließlich haben wir uns doch darauf geeignet, das wir absofort einfach erstmal gute Freunde wären. Ob das gleiche bei Tadashi so wäre? Ob er sich wohl darauf einlassen könnte, in der Schule freundlicher zu sein? So wie er Gestern Abend war, wäre er wahrscheinlich nicht nur mir sympathischer. Aber wahrscheinlich würde er sich nicht darauf einlassen, schließlich ist er immer noch Tadashi und Menschen ändern sich ja schließlich nie wirklich, zumindest nicht, wenn man ihnen einen Ruck gibt.//
Liz schloss dann für einen kurzen Moment die Augen, schlug diese aber wieder auf, als sie eine Bewegung wahrnahm und plötzlich die warme Hand von dem lilahaarigen Mädchen auf ihrem Bauch spürte. Ihr gesamter Körper fing an zu zittern und sie schob die Hand leicht weg von der Stelle, wieder auf das Hemd des Pyjamas.
//W-Warum ist sie den so warm? Oder... bin ich etwa so kalt, das es mir warm vorkommt?//, fragte sich Liz und guckte wieder ein wenig betrübt nach unten und seufzte, bevor sie dann leicht an den Schultern von dem Mädchen rüttelte, wobei ihr auch einfiel, dass sie noch immer nicht nach dem Namen des Mädchens gefragt hat, "E-Es ist doch Wochenende, nur noch 5 Minuten Mami...", kam jedoch nur als träumerische Antwort von dem Mädchen. Als Liz das hörte, musste sie ein wenig Kichern und streichelte dem Mädchen den Kopf, "Aber nur 5 Minuten."
Irgendwie kam Liz ihre Antwort schon ziemlich komisch vor, aber es war schön, wenn man so dominante Personen so kindlich sehen konnte. Still blieb Liz liegen, im Kopf die Minuten zählend, bevor sie erneut an den Schultern des Mädchens rüttelte, welches sich direkt verschlafen hinsetzte, die Decke mit nach oben ziehend, wodurch Liz vollkommen ohne Decke auf dem Bett lag, während die Decke grade vom lilahaarigen Mädchen herunter rutschte und diese sich die Augen rieb.
"G-Guten Morgen", sagte diese, beim sprechen immer leiser werdend, bevor diese sich erneut ins Bett fallen ließ und erst einmal versuchte, wach zu werden.

Tadashi war langweilig. Er war gerade dabei eine Pepperoni-Drei-Käse und eine Funghi auszuliefern. Diese Beschäftigung war zar noch nie sonderlich unterhaltend gewesen, aber heute war es besonders langweilig. Vor allem weil das Wetter so dermaßen gut war, wie schon Wochen nicht mehr. In London konnte man von Glück reden, wenn es mal nicht regnete. Und einen solchen sonnigen Tag musste Kaito auf seinem Fahrrad damit verbringen, Pizzen auszuliefern. Klar, er bekam Geld dafür, aber im Moment würde er wirklich lieber irgendetwas anderes machen. In Gedanken versunken, wäre der Weißhaarige beinahe gegen einen Baum gefahren. Da er häufiger in Alleen unterwegs war, passierte ihm das nicht gerade selten. Doch dieses Mal konnte er in letzter Sekunde den Lenker rumziehen und sich und seinen Kopf somit von einer weiteren Beule bewahren. Doch daraufhin fuhr er, ohne es zu merken, an seiner Zieladresse vorbei. Erst, als er am Ende der Straße angelangt war, fiel ihm auf, dass er irgendwie das Haus verpasst hatte, dass die Hausnummer seiner Kunden trug. Daher kam er etwas verspätet an und brachte eine nur noch lauwarme Pizza. Doch dieses Mal hatte er Glück. Das Pärchen, das die Pizza bestellt hatte, war freundlich und beide wirkten irgendwie glücklich, weshalb er nicht wie sonst angosert wurde. Ohne zu fragen erzählten die Beiden ihm, dass sie gerade seinen Antrag angenommen hatte, was wiederum erklärte, warum sie so gut drauf waren.
Als Tadashi wieder auf seinem Rad saß, dachte er somit nicht mehr über das gute Wetter nach und wie er die Zeit besser nutzen könnte, sondern darüber, ob er jemals heiraten würde. Er selbst hielt es für unwahrscheinlich, während seine Schwester ihn wohl bei einer solchen Frage fröhlich anlächeln und nicken würde. Nein. Hochzeiten waren nichts für ihn. Er fand es schon schrecklich, wenn er nur auf einer zu Gast war. Aber auch noch selbst heiraten und im Mittelpunkt aller Gäste stehen zu müssen, war Folter. Es war sowieso fraglich, ob er jemals langfristig mit einer Frau zusammensein würde. Im Moment hatte er ja einen Hang zu äußerst kurzfristigen Begegnungen mit folgender Funkstille.

Als Tadashi seine letzte Ladung Pizzen ausgeteilt hatte, war es gerade mal später Nachmittag. Da er heute früher erschienen war, durfte er auch früher Feierabend machen, was bedeutete, dass er jetzt, wo es wieder kühler wurde, die Freizeit hatte, die er heute Nachmittag gerne gehabt hätte. Eine Option, die definitiv ausfiel, war, seine Mutter im Krankenhaus zu besuchen. Sie würde dann nur wieder rumjammern, wie miserabel es ihr doch ging und wie schlecht sie sich fühlte, ihre Kinder alleine daheim lassen zu müssen. Dabei würde Tadashi darauf wetten, dass sie die Entlassung so weit wie möglich hinauszögerte, einfach aufgrund der Tatsache, dass sie im Krankenhaus mehr Aufmerksamkeit bekam als daheim und des Weiteren nicht dafür sorgen musste, dass ihre Kinder über die Runden kamen. Wahrscheinlich hatte sie ihrem Bettnachbarn schon das Ohr abgequatscht und erzählt, wie viel sie doch daheim tun musste. Dabei tat sie nichts, außer hin und wieder mal eine Dose Ravioli warm zu machen, damit es wenigstens mal etwas anderes zu essen gab als Brot.
Schon allein beim Gedanken an seine Mutter, ballte Tadashi die Faust. Es wäre wahrscheinlich nicht sonderlich klug, sie wirklich besuchen zu fahren. Vielleicht hatte er ja Glück und er könnte noch eine Wohnung bekommen, bevor sie wieder nach Hause kommt. Dann müsste er sie nicht mehr sehen. Allerdings würde das auch höhere Kosten bedeuten und außer seinem Nebenjob hatte Tadashi ja bislang noch keine Einnahmequelle. Daheim angekommen, setzte er sich vor den Computer und suchte nach winzigen, dafür aber billigen, Wohnungen.

Als Liz bemerkte, wie die Lilahaarige wieder ins Bett kippte, nahm sie die Decke und deckte das Mädchen wieder zu.
"Schlaf dich ruhig noch etwas aus, es ist wohl das Beste, wenn du noch ein Stündchen oder so schläfst und wir dann im Anschluss nochmal versuchen, zu reden", sagte Liz lächelnd und bevor die lilahaarige auch nur Antworten wollte, war diese wieder eingedöst. Liz stand derweil vorsichtig vom Bett auf und schlürfte erst einmal noch leicht gähnend durchs Zimmer, um das Rolo zuzudrehen, damit das Licht nicht stören würde. Im Anschluss lief Liz leicht durch die Wohnung, während sie sich mit dem Duschen die Zeit vertrieb. Während das Wasser auf sie niederprasselte, hatte sie sich auf den Boden gesetzt, die Beine an den Körper angezogen und den Kopf auf den Knien liegend haben.
"Die Woche war so schön abwechselnd, aber irgendwie fühle ich mich komisch", sprach Liz mit sich selbst und fing an, an der beschlagenen Scheibe der Duschkabine Figuren aus mehreren Kreisen zu zeichen, als sie bemerkte, was sie da grade malte, wischte sie jedoch alles schnell weg, "W-Warum sollte ich?... Ach, wahrscheinlich bin ich nur ein wenig durch den Wind, weil die Woche anstrengender war, als mein sonstiger Alltag. Aber wenn ich ehrlich sein müsste... Ich würde mich gerne nochmal mit Tadashi treffen... Hmmm, schon komisch, dass ich hier unter der Dusche mit mir selbst rede. Naja, ist ja jetzt auch halb so wild. Am besten mache ich mich erstmal fertig und esse nen Happen zum Frühstück, auch wenn es für ein Frühstück mittlerweile etwas spät ist."
Liz wusch sich noch schnell fertig, bevor sie aus der Dusche kam, sich abtrocknete und die Haare föhnte. Dann kam sie im Handtuch eingewickelt aus dem Bad und huschte schnell in das Zimmer, in der das lilahaarige Mädchen noch am Schlafen war. Sie nahm sich dort das kurze Kleid, welches sie gestern getragen hatte und zog sich dann wieder an. Sie hatte das Kleid zwar erst einen Tag lang, aber schon jetzt verband sie mit diesem Kleid mehr als nur eine schöne Erinnerung. Als ich mich angezogen hatte, ging ich in die Küche, in den Kühlschrank guckend. Es gab nicht viel im Kühlschrank, aber es würde für ein einfaches Frühstück reichen. Liz fing also an, Frühstück zu machen, während der Geruch vom gesamten Essen in der Wohnung verstrich. grade als sie fertig wurde, hörte sie bereits ein Rappeln, gefolgt von einem Knallen. Liz schreckte leicht auf, ließ alles liegen und stehen und zischte in den Flur, als sie sah, wie das Mädchen aus dem Bett gefallen war und scheinbar langsam wach wurde. Schnell ging sie zu dieser und ging vor dieser in die Hocke, vorsichtig an ihren Kopf fassend und ihr die Stirn streichelnd.
"Hey Hey, alles in Ordnung?", fragte Liz nach und bekam ein Nicken als Antwort, "Autsch. Lediglich ein leichter Schock und ich glaube, ich bekomm ne Beule, aber nichts schlimmes."
"Gut zu wissen", antwortete sie und half dem Mädchen schonmal, auf die Beine zukommen, "Komm erstmal mit in die Küche, damit wir was essen können. Bevor ich vergesse zu Frage, wie ist eigentlich dein Name? Ich finde es so unpersönlich, wenn ich nicht mal deinen Namen weiß", sagte Liz und das Mädchen stupste ihr gegen die Stirn, "Nenn mich einfach Alex, ich bin nicht so die Freundin von langen Namen."
Dann verstriff die Zeit auch schon, während wir zusammen frühstückten und sich Alex dann auch noch fertig machte. Jetzt bestand jedoch die Ratlosigkeit. Was sollte man an einem eigentlich ziemlich schönen Tag wie diesem machen, als Liz einfiel, das sie noch einmal nachhause müsste. Als Alex die Idee kam, bei dem Wetter, könne man super ins Schwimmbad gehen. Der Idee zugestimmt nur noch die Zeit vereinbart und dann machte sich Liz auch auf den Weg nachhause, wo sie von ihrer teils verärgerten, teils besorgten Mutter begrüßt wurde, welcher sie erst einmal erklären musste, dass nichts passiert war, außer das sie von einer Klassenkameradin geküsst wurde und das sie sich mit den beiden Leuten von gestern sehr gut verstünde. Dann sagte sie noch, dass sie ins Freibad gehen würde, in dem wahrscheinlich viele Leute sein würden. Danach ging sie in ihr Zimmer, zog sich Schwimmsachen und normale Kleidung an und packte sich noch eine Tasche mit Snacks und dem nötigen halt. Dann machte ich mich auch auf den Weg, um mich mit Alex zu treffen.

Tadashis Suche lief nicht sonderlich erfolgreich. Zwar war die ein oder andere Wohnung dabei, die er sich eventuell mit ein wenig Mühe leisten konnte, jedoch waren diese immer unmögbliert und ohne Küche. Das konnte er sich nicht auch noch leisten. So eine Küche war ja schließlich nicht gerade billig. Selbst wenn er sich nur eine Spüle und zwei Herdplatten besorgen würde, wäre es immernoch zu teuer. Als seine Schwester dann ins Zimmer platzte und von ihm verlangte, mit ihr den Rest des begonnenen Tages zu verbringen, fuhr Tadashi den PC runter und gab die Suche fürs erste auf. Wie immer überlies der Weißhaarige seiner kleinen Schwester die Wahl und diese entschied, dass sie jetzt fürs erste der Eisdiele einen Besuch abstatten würden. Da Tadashi wusste, wie viel das kleine Monstrum manchmal essen konnte, nahm er vorsichtshalber den Rest seines Gehalts vom letzten Monat mit.
In der Stadt angekommen, setzten sie sich auf einen der wenigen freien Plätze vor der Eisdiele. Normalerweise hätte Tadashi ja darauf bestanden, ein paar Kugeln zum mitnehmen zu holen. Doch vorne war eine dermaßen lange Schlange, dass sie wohl eher ein Eis bekamen, wenn sie sich setzten und bedienen ließen. Auch wenn das bedeutete, dass es nicht bei zwei Bällchen Schokolade bleiben würde. Er selbst bestellte schließlich ein Spaghettieis, während die 10-Jährige sich einen großen Schokoladenbecher und ein Erdbeermilchshake bestellte.
In der ganzen Zeit, in der die Beiden dort saßen, öffnete Tadashi nicht ein einziges Mal seinen Mund. Er kam überhaupt nicht dazu. Hotaru erzählte dermaßen viel, dass er gerade mal nicken konnte, um ihr mitzuteilen, dass er ihr noch zuhörte. Dadurch erfuhr er, dass ihre beste Freundin im Sommer nach Italien fahren würde und das sogar ohne ihre Eltern. Sie erzählte noch allerlei, von dem Tadashi sicherlich die Hälfte nicht interessiert hätte. Beispielsweise hatte er nicht unbedingt das Bedürfnis zu erfahren, dass der Hund einer ihrer Freundinnen krank geworden war und operiert werden musste. Aber da er seiner Schwester so gerne zuhörte, unterbrach er sie nicht.
Als sie dann ihr Eis aufgegessen hatte, legte sie das erste Mal, seit sie hier angekommen waren, eine Pause ein. Höchst wahrscheinlich nur um zu verschnaufen. Immerhin hatte sie gerade ohne Punk und Komma gesprochen und vermutlich Luftmangel. Aber statt einfach weiter zu erzählen, stellte Hotaru dieses Mal eine Frage. Offenbar woltle sie, dass Tadashi ihr ebenfalls erzählte, was in den letzten Tagen so passiert war, denn sie fragte nach LIz. Sie fragte nach der einzigen Person aus Tadashis Umfeld, die sie kannte. Da er seiner Schwester gegenübersaß und nicht irgendwem anders, erzählte Tadashi ihr dann alles, was passiert war, seit sie auf dem Friedhof gewesen waren. Jeden anderen Menschen hätte er vor den Kopf gestoßen und wäre einfach verschwunden, denn für gewöhnlich sprach Tadashi nicht einfach so über sein Leben.