Zalena Break
"Die Nacht hüllt das feiernde Volk in ihre sanften Wogen, während die Menschen gar nicht sehen, wie schlecht es anderen geht. Es wird getrunken, gefeiert, getanzt und gesungen, die Gute Laune in Hülle und Fülle. Die Uhr schläft zur ersten Stunde des neuen Tages und das Licht brennt in Jedem Haus, die Kinder auf der Straße, die letzten Raketen verfeuernd, die Erwachsenen noch immer sturzbesoffen feiernd, aber die Einsamen bleiben Einsam, selbst am Neujahrstag. Die Kälte schleicht in leichten Brisen durch die Straßen, doch die Gesellschaft verspürt nur die Wärme des Alkohols und der feierlustigen Menschen. Jeder macht überstunden, ohne es recht zu bemerken, nur ich bin hier alleine und versuche zu schlafen", sagte das Mädchen, welches sich in mehrere Jacken gewickelt unter der Decke in ihrem Zimmer versteckte, das Licht aus, die Fenster zu und die Heizung aufgedreht, doch trotzdem war sie am Zittern, von Kopf bis Fuß, leicht zusammen gekugelt, "Warum ich den so etwas nicht feiere? Ich kann einfach nicht. Vorhin habe ich zwar gefeiert, aber mein Körper hat schneller nachgelassen als ich wollte. Nun liege ich hier seit Stunden in Bett, mein Körper totmüde, doch schlafen kann ich nicht. Es ist zu laut und das Licht scheint unter der Tür und durch die Fenster hindurch. Ich will schlafen, kann aber nicht. Vielleicht sollte ich einen angenehmen Spaziergang oder so machen. Vielleicht ist die Müdigkeit dann ja stärker."
Das Mädchen schob die Decke vorsichtig von sich runter und schrieb auf einen Zettel, das sie bald wieder da sei und ein wenig Ruhe suchen würde, bevor sie dann auch ihre Medikamente in die Jackentaschen packte und das Fenster aufschob. Der kalte Wind stieß ihr in einem starken Stoß ins Gesicht, wodurch sie leicht zurück kippte, sich aber festhalten konnte. Als sie dann stand, immer noch zitternd und durch die Kälte leichte Tränen in den Augen sammelnd, kletterte sie aus dem Fenster auf die Feuerleiter, welche nicht sonderlich sicher wirkte, aber von der sie wusste, das sie sicher war und kletterte an dieser herunter, bis sie auf der Straße stand. Hier draußen war sie vom ganzen kalten Wind erfasst. Sie guckte zur Hauptstraße des Bezirks, welche voll wirkte und guckte dann in die andere Richtung der Gasse. Wo diese hinführte, das wusste sie nicht, also ging sie etwas in die Richtung, als sie hinter sich ein Klirren hörte und sich kurz umdrehte.
"Hey Süße, willst du nicht etwas Spaß mit uns haben?", fragte der eine Mann, dem der Alkohol aus dem Gesicht sprach und der die Flasche an der Steinwand klirren ließ und ein anderer Mann guckte hinter diesem hervor, "Ja, komm mit uns und wir amüsieren uns."
Wie ein Stein war Zalena festgefroren. Sie merkte, wie die Torkelnden Gestalten auf sie zu kamen und in langsamen Schritten ging sie in Richtung der Gasse, auch leicht wankend.
"Wo willst du den hin?", fragte der eine dann hicksend und der andere lachte, "Du läufst in die falsche Richtung kleines."
Zwar wollten die Männer sie eigentlich nur zur Party einladen, doch aus dem Gerede kam das nicht sehr gut hervor und Zalena drehte sich um und ging etwas schneller, bevor sie anfing zu rennen. Die Männer guckten sich gegenseitig an, während Zalena bereits in der Dunkelheit verschwunden war. Auch wenn sie meist Naiv ist, sie hatte Angst vor den Männern, also rannte sie, bis sie merkte, wie ihr eines Bein plötzlich schlapp machte und sie vor einer Tür stark ins Wanken kam, mit dem Kopf gegen diese knallte und dann am Boden zusammen sackte, sich den Kopf haltend im Dreck liegend. Es war eine Hintertür. Wozu diese gehörte, das wusste sie nicht, aber man hörte auch hier Geräusche. Das Mädchen zog sich leicht nach vorne, um die Tür nicht zu blockieren und lehnte sich seitlich liegend an die Wand und fing an zu husten. Die Kälte und der Konditionsverlust, wie auch die Anstrengung setzten ihr zu und sie musste im Husten auch keuchen und hielt sich die Hand vor den Mund, während sie in Richtung der Tür guckte und mit der einen Hand in ihrer einen Jackentasche nach einem Medikament wühlte.

Alina stolperte völlig übermüdet hinter dem Thresen, der gut besuchten Cosplaybar "NeoNeko" umher. Normalerweise war hier nicht sonderlich viel los, außer es fanden spezielle Events statt. Solche Events, wie an eben diesem Tag. Anlässlich der Neujahrsfeier hatte ihr Chef sie und sämtliche Koleginnen in noch knappere Kostüme gesteckt, als er es sonst tat. Jede der Kellnerinnen verkörperte ein chinesiches Tierkreiszeichen... auf sexy Art und Weise natürlich. Alina hatte das "besondere Glück" den Tiger spielen zu dürfen. Sie trug einen flauschigen Pelzbikini in Tigeroptik, Tigeröhrchen und einen Tigerschweif. Peinlich war noch eine glatte Untertreibung, die junge Frau starb beinahe vor Schamgefühl. Nicht genug, dass jeder Kerl sie anschaute, als wäre sie ein Stück schmackhaftes Fleisch, nein, auch die Frauen durchbohrten sie mit ihren Blicken. Jene Blicke waren aber eher Blicke der Eifersucht und der Rivalität. Alina selbst hielt sich zwar auch nicht gerade für hässlich, aber besonders attraktiv fand sie sich nun auch nicht. Seufzend öffnete sie eine Dose Red Cow Energydrink und kippte sich diese hastig rein. Jeder, der sie kannte hätte, ohne mit der Wimper zu zucken, behauptet, sie wäre Abhängig von den Dingern, da sie ständig welche dabei hatte und diese, wie ein gestandener Alkoholiker konsumierte. Naja, irgendwie musste man ja wach bleiben. Mit einem eleganten Wurf beförderte sie die leere Dose in den kleinen Basketballkorb, der über Müllsack hing und mit einem vertrauten klappern landete die Dose im Leergutfang. Ein junges Mädchen neben ihr, im Drachenoutfit, applaudierte lauthals, "Unglaublich, sogar nach einer Nacht, wie dieser bist du noch zielsicher und grazil!", grinste sie. Alina zuckte mit den Schultern, "Das ist die Feierabendmotivation.", erklärte sie müde lächelnd und schaute auf die große Wanduhr. Es verblieben noch zwei Minuten bis sie es für heute geschafft hatte. "Ich bring den Müll noch eben raus und dann hau ich ab. Also, bis Morgen!", sagte Alina fröhlich und winkte ihren Koleginnen zum Abschied zu. Sie eilte schnell, mit dem großen Müllsack in der Hand, in den Umkleideraum. Dort angekommen stieg sie sich hastig in die schweren Lederstiefel und warf sich ihren Mantel über. Alinas Wohnung war nicht sehr weit weg, daher verzichtete sie heute mal auf das komplette Umziehen, ungeachtet der eisigen Temperaturen. Sie wollte einfach nur schnell nach Hause, um vielleicht noch kurz mit ihrer Nachbarin auf das neue Jahr anstoßen zu können. Außer ihrer Nachbarin hatte sie in dieser Stadt sonst Niemanden, ihre Familie und Freunde wohnten alle sehr weit entfernt und einen Geliebten hatte sie auch nicht. Mit Männern hatte sie noch nie Glück gehabt, was mittlerweile doch ziemlich frustrierend war. Alle ihre Kindheitsfreundinnen waren bereits verheiratet, oder hatten doch zumindest schon eine feste Beziehung gehabt, nur sie nicht, sie war die glatte Ausnahme. Stürmisch riss sie die Hintertür auf und lief dabei fast in ein Mädchen, welches vor ihr am Boden kauerte. Sofort warf sie den Müllsack achtlos beiseite, kniete sich neben das Mädchen und legte ihr eine hand sanft auf die Schulter, "Alles okay, bei dir? Brauchst du Hilfe?", fragte Alina besorgt und musterte die Fremde.

Zalena Break
Zalena lag noch eine Weile regungslos auf dem Boden, als auf einmal die Tür auf ging, vor welcher sie zusammen gebrochen war. Der Lärm der Feier drang aus dieser, wie auch das gejaule besoffener Hunde, als sie hörte, wie ein Beutel auf den Boden krachte und plötzlich eine Frau in ihrer Nähe war. In der Dunkelheit konnte Zalena mit ihrem hellblauen Auge nur schwer erkennen, wie diese aussah, jedoch war zu erkennen, das sie nicht sonderlich viel Kleidung an hatte. Das Mädchen hörte die Fragen der jungen frau und spürte die Hand auf ihrer Schulter. Noch immer hielt sich das Mädchen den Mund zu, während man das unterdrückte, schwache husten von ihr heraus hören konnte. Sie öffnete auch das pinke Auge nun leicht und guckte die Frau an, leicht an den Mantel greifend und sich etwas hochziehend, immer noch hustend und guckte nach unten, als sie sich etwas aus der liegenden Position in eine Sitzlage gebracht hatte und hielt sich selbst nun mit einem Arm fest, die Kälte unterdrückend.
"E-Es ist kalt", sagte sie leise und versuchte weiterhin sitzen zu bleiben, "mir tut alles weh wegen der Kälte und der Anstrengung und der Lärm von drinnen schmerzt in den Ohren. Warum ist es den nirgends ruhig? Ich bin müde und will doch einfach nur schlafen..."
Das Mädchen brach im Satz mehrere male ab und hustete mehrfach, bevor sie weiter sprechen konnte, bis sie den Satz beendet hatte. Ihre körperliche Verfassung war wirklich alles andere als gut. Im Grunde genommen war sie sogar grotten schlecht. Sie merkte, wie ihr Arm, mit dem sie sich stützte nachgab und sie schräg nach vorne viel und gegen Alina prallte, was jedoch nicht wirklich etwas bewirkte, da sie schon so ein Fliegengewicht war. Wieder hielt sich Zalena die Hand vor den Mund und musste weiter husten.
"I-Ich kann nicht mehr", sagte sie keuchend und versuchte sich immer noch etwas an Alinas Jacke festzuhalten. Das Mädchen merkte, wie schlaf ihr Körper bereits war und bei jeder Umgebung nachgebend, "Warum zeigt den keiner ein wenig Mitgefühl gegenüber Jemanden, der vor Müdigkeit fast stirbt."
Das Mädchen spürte die Kälte mittlerweile noch intensiver, da sie erst grade in eine Pfütze gefallen war und nun das ganze eiskalte Wasser bereits durch die Jacke gesickert war. Sie spürte das kalte Gefühl am ganzen Körper, wodurch sie stärker zitterte und sie immer müder wurde, was man an den ständig zufallenden Augen sehen konnte, während sie noch immer am husten war. Nun spürte sie auch, wie sich ihr Griff komplett löste und sie wieder in Richtung Boden fiel, die Augen leicht aufgerissen.

Alina reagierte schnell und fing Zalena auf, bevor diese ganz zu Boden fallen konnte. Sie geriet leicht in Panik und wusste nicht, was sie nun mit dem Mädchen anstellen sollte. Wer war sie bloß und warum lag sie hier so angeschlagen in einer düsteren Hinterstraße herum? Möglicherweise war Zalena von zu Hause weggelaufen... oder vielleicht doch eher aus einem Krankenhaus geflohen? Wer sie auch sein mochte, sie erweckte jedenfalls Mitleid und einen ausgeprägten Beschützerinstinkt in Alina. Sie konnte das Mädchen nicht einfach so hier auf der Straße zurücklassen und die Polizei zu rufen schein auch keine sonderlich gute Option zu sein. "Du könntest mit zu mir kommen, wenn du möchtest und dich dort etwas schlafen legen.", schlug Alina, mit vor Kälte zitternder Stimme, vor und drückte Zalena etwas fester an sich, um sie warm zu halten, "Ich heiße übrigens Alina, Alina Lafleur. Verrätst du mir deinen Namen?"

"Z-Zalena Break", sagte das Mädchen hustend, während sie sich mit aller Kraft an Alina festhielt und ihr die Augen wieder ein paar mal vor Erschöpfung zu fielen, "D-Dürfte ich?... wie freundlich..."
Das Mädchen hatte weder sonderliche Motivation, noch Kraft zum reden und merkte noch immer jeden Moment, wie ihr die Kälte zu setzte, aber wenigstens war es nicht mehr so eisig wie vorher, da Alina ja aus einem aufgeheizten Lokal heraus gekommen war. Sie war irgendwie froh, das ihr das Angebot gemacht wurde, da sie dann auch direkt von der jungen Frau angehoben wurde, als Zalena im nächsten Moment bereits einen stechenden Schmerz in ihrer Brust spürte, welcher sich förmlich durch den Körper hindurch fräste. Sie krallte sich mit der einen Hand an die Stelle über dem Herz, von der aus der Schmerz kam und verzog Schmerzverzerrt ihr Gesicht. Die Augen hatte sie fest zusammen gedrückt und sie konnte ihren rapiden Herzschlag förmlich in ihrer Hand fühlen. Mit der einen Hand krallte sie sich in den Mantel von Alina und der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen, als sie in der nächsten Reaktion mit der Hand an Alinas Mantel abließ und schnell nach einer Ampule in ihrer einen Jackentasche suchte, welche sie an der Form erkennen konnte und heraus holte, den Deckel dabei öffnend und nahm nur einen ganz kleinen Schluck von der Flüssigkeit, wobei etwas des blauen Sekrets an ihrer Lippe hängen blieb und sie im nächsten Moment einmal stark verkrampfte, aufschreiend, bevor der Schmerz ablinderte und sie noch erschöpfter als vorher keuchend in den Armen von Alina lag.

"Freut mich, dich kennenzulernen, Zalena.", sagte Alina und schaute besorgt auf Zalena, die augenscheinlich mit einer Herzattacke zu kämpfen hatte. Mein Gott, sie muss totkrank sein... ich muss sie schnell ins Warme schaffen, diese Kälte ist pures Gift, für ihre angeschlagene Gesundheit. Sie entschied sich insgeheim gleich einen Notarzt zu rufen, sobald sie erstmal Zuhause sein würden. Neugierig begutachtete Alina die Ampulle mit dem blauen Serum drin, welches Zalena sich verabreichte. Was mag das für eine Medizin sein? Oder ist das vielleicht sogar eine neue Art Droge? Die Möglichkeit, dass es sich bei dem Mädchen in ihren Armen wohlmöglich um eine Drogenabhängige handeln könnte, war Alina bereits zuvor in den Sinn gekommen, aber was machte das schon für einen Unterschied? Hier Draußen konnten sie jedenfalls nich verweilen. Behutsam nahm Alina das Mädchen huckepack und lief vorsichtig mit ihr zusammen los. Die Straßen waren noch immmer gefüllt mit feiernden Leuten und hier und da explodierten noch einige Feuerwerkskörper in wunderschönen Farbtönen. "Soll... soll ich dich nicht doch eher in ein Krankenhaus bringen? Dir scheint es ziemlich schlecht zu gehen...", fragte Alina zögerlich, während sie in eine Querstraße einbog.

Also sie von Alina Huckepack genommen wurde, klammerte sie sich schwach an das Mädchen und setzte sich die Kapuze vorher auf. Sie hielt sich fest, als sie die Frage hörte und anfing zu wimmern. "Ich will in kein Krankenhaus", gab sie leise wimmernd von sich und krallte sich etwas fester, wobei die Fläschchen in ihren Jackentaschen sich langsam an ihre Haut pressten. Sie musste weiterhin husten und ließ sich von dem Mädchen weiterhin tragen, bis sie an einer Haustür ankamen. Plötzlich merkte sie, wie sie unbeabsichtigt etwas Blut auf die Schulter von Alina spuckte. Manche Medizin hatte einfach nur einen schlechten Nachgeschmack, aber ihre Medizin war da anders. Sie schmeckte zwar nach nichts und hatte auch keinen Nachgeschmack, jedoch hinterließ diese übele Spuren bei dem Mädchen. In ihren Augen sammelten sich die Tränen und sie griff sich an den Halz, krächzend.
"Aua", wimmerte sie leise vor sich hin und fing an zu weinen, ihr Körper zitternd. Ihre Hand bewegte sich jedoch nicht zu ihrer Tasche, da sie nichts hatte, was gegen die Nachwirkungen der anderen Medikamente hilft. Da half es lediglich, den Schmerz zu unterdrücken, auch wenn es sich anfühlte, als würde sich eine zu groß geratene Wespe durch ihren Hals toben. Immer wieder musste sie leicht Spucken, was sie eigentlich gar nicht wollte. Zwar schwächte auch das Zittern ab, doch die Schmerzen schwanden davon nicht. Was um sie herum passierte, das bekam sie jedoch nicht wirklich mit, als würde der Schmerz sie in einer Illusion gefangen halten. Deswegen merkte sie auch nicht, wie ihr Griff sich allmählich lockerte.

Alina erschrak, als Zalena plötzlich anfing Blut zu husten. Das war endgültig das Zeichen, dass sie keine normale Grippe plagte, nein, es musste etwas weitaus schlimmeres sein. Alina versuchte das Blut auf ihren Schultern so gut es ging zu ignorieren und kramte hastig in ihrer Manteltasche herum, auf der Suche nach dem Wohnungsschlüssel. "Keine Sorge, wenn du nicht in ein Krankenhaus möchtest, werde ich dich auch nicht dorthin bringen", keuchte sie, während allmählich die Kraft aus ihrem Körper schwand. Zalena mochte vielleicht wenig wiegen, aber so langsam setzte ihr Gewicht Alina doch zu. Schließlich bekamen ihre Finger den, in den völlig überfüllten Manteltaschen verborgenen, Schlüssel zu fassen und beförderten ihn zielsicher ins Türschloss. "Gleich geschafft...", seufzte Alina erleichtert und durchquerte den langen Flur, der schließlich zu ihrer Wohnungstür führte. Nach dieser zweiten Tür, war es endlich geschafft, sie waren bei Alina zuhause angekommen. Die letzten Meter zum Schlafzimmer legte sie hastig im Laufschritt zurück, während Zalena auf ihrem Rücken allmählich herunterzufallen drohte. Vorsichtig ließ sie das Mädchen auf dem großen, weichen Futonbett herunter, bevor sie sich auf den Fußboden neben dem Bett fallen ließ. Ihr Herz raste, wie verrückt und sie war völlig nassgeschwitzt. "Da wären wir, fühl dich ganz, wie Zuhause.", keuchte Alina glücklich lächelnd und schaute zu Zalena.

Das nächste was Zalena bemerkte war die Tatsache, das sie plötzlich in einem Bett lag und nicht mehr an Alina fest hielt. Schnell hielt sie sich eine Hand auf den Mund, während sie krächzend hustete und mit der anderen öffnete sie die Beiden Jacken und schlug sich 3 mal kräftig mit der Hand zur Faust geballt auf ihren Brustkorb, wo sich ihr Herz befinden würde. Für Laien möge dies komisch wirken, aber es half, auch wenn die methode schmerzhaft war. Nach dem letzten Schlag hatte sie einen weiteren Hustenanfall bekommen, welcher jedoch schnell abgeklungen war und vollkommen geschwächt sackte sie dann ins Bett, ihre Augen bereits halb geschlossen. Langsam und eher zaghaft streifte sie sich die beiden Jacken vom Körper und ließ den Kopf dann zur Seite fallen, Alina mit ihren klaren Augen anguckend.
"Danke...", sagte sie fast wortlos und streckte den einen Arm in ihre Richtung, tiefe Atemzüge nehmend. Mittlerweile hatte sich ihr Herzschlag allmählich beruhigt und mit der Hand des Arms, der an ihrem Körper lag, griff sie sich leicht an den Kopf, da sie jetzt erst bemerkte, dass sich ihre Kopfschmerzen wieder meldeten, doch diese störten sie eigentlich nicht wirklich. Was sie dabei aber auch bemerkte war, wie stark sie die ganze Zeit am schwitzen war. Sie nahm die Hand vom Kopf und legte sich diese auf den Bauch und musste leicht seufzen, "Danke das du mich aufgesammelt hast... Ich finde mich nirgendwo wirklich zu Recht..."
Ihre Augen fielen leicht zu, gingen aber wieder auf. Dann nahm sie die Hand auch wieder von ihrem Körper und angeschlagen legte sie sich auf die Seite um Alina anzugucken, was ihr jedoch nicht sonderlich gut tat. Doch wacher wurde sie dadurch.
"Ich weiß nicht ob es so gut ist, so verschwitzt hier rum zu liegen...", sagte sie leise und musste sich dann auf den Bauch weiter rollen, nun an der Kante des Futonbettes liegend und ließ die Hand auf den Schoß von Alina sinken, da diese noch am Sitzen war.

Alina schaute verlegen lächelnd zu Zalena, "Ach dafür brauchst du mir nicht zu danken, ich bin immer froh, wenn ich helfen kann.", sagte sie, gefolgt von einem langen Gähner. Mittlerweile war es wirklich schon sehr spät... oder viel eher früh. Am Horizont wurde der Nachthimmel allmählich heller und heller. Dennoch würde es noch einige Stunden dauern, bis Sonnenaufgang. Zalena hatt mit ihrer Äußerung natürlich recht, so verschwitzt konnten die Zwei hier nicht rumlümmeln. Für Alina würde dies vermutlich in einer Erkältung enden, die sie sich rein jobtechnisch nicht leisten konnte und für Zalena... nun ja, eine noch kränklichere Phase wollte sich Alina lieber gar nicht erst vorstellen. "Du hast recht.", sagte sie schließlich und umschloss Zalenas verschwitzte Hand mit ihren Händen, "Wir sollten unsere Klamotten wechseln." Es war ja schließlich nichts dabei, sie waren beide junge Frauen und es gab keinen Grund sich zu schämen. Aber ein wenig unangenehm war es Alina doch, sich so einfach vor Zalena zu entblößen. Langsam streifte sie ihren schweren Wintermantel ab und zum Vorschein kam wieder der plüschige Bikini-Zweiteiler in Tigeroptik.

"Das sollten wir", erwiderte sie leise und fühlte die Hände, die um ihre Hand gelegt waren, sie leicht errötete, dies jedoch nicht zeigte und sah, wie Alina sich bereits den Mantel ausgezogen hatte und nun im Bikini dort rumstand.Sie sah schön aus, ein ganz normaler Gedanke wenn eine Person akzeptierte, das Jemand anderes schön aussah. Das Zalena grad auf dem Rücken lag kam dem Mädchen auch nur zu Vorteil. Sie wendete den Kopf zur anderen Seite, da sie sich noch nicht mal vor ihrer letzten Pflegefamilie nackt gezeigt hatte. Dann griff sie mit der einen Hand an ihren Rücken und zog den Reißverschluss am nicht wirklich langen Top nach unten und öffnete dieses damit und mit einem Knipser auch direkt den BH, welcher darunter lag. Nun stützte sie sich mit den Armen auf das Bett, den Oberkörper nach oben drückend, wodurch ihre Oberbekleidung auf dem Bett liegen blieb und sie zog einen Arm aus dem Ärmel, welchen sie sich vor die Brust drückte, weil sie sich einfach nicht gerne zeigte und in einer flüssigen Bewegung hatte sie sich aufs Bett gesetzt, die Beine noch leicht seitlich liegend. Etwas errötet guckte sie zur Seite und der Schweiß lief ihr noch immer über den gesamten Körper.
"Dürfte ich ins Bad, ich würde mich gerne waschen, wenn dir das nichts ausmacht", sagte sie und zuckte dann noch kurz zusammen, "Und ich müsste auch mal..."
Nachdem sie fertig gesprochen hatte, kam sie sich total peinlich vor und wäre eigentlich am liebsten nur im Boden versunken und guckte mit hoch rotem Kopf auf den Boden, als ihr ein Gedanke durch den Kopf schoss.
//Ich kann mich in so einer Verfassung doch nicht waschen, Arghss, mein Kopf...//, dachte sie sich und seufzte leicht, //Aber ich kann sie nicht fragen und will auch nicht... Ich will ihr ja nicht zur Last fallen und sie ist noch müde... nebenbei würde sie alles sehen...//
Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr konnte man ihr die Peinlichkeit und Hilfslosigkeit der Situation im hochrotem gesicht ansehen.

Alina schaute anstandshalber zur Seite, als Zalena sich auszog, jedoch konnte sie es sich nicht verkneifen, den ein oder anderen neugierigen, dezenten Blick auf sie zu werfen. Zalena war wirklich sehr zierlich gebaut, sie hatte wunderschöne glatte, perlweiße Haut und ihr gesamtes Erscheinungsbild glich dem einer edlen Prinzessin, wie sie in jedem Märchen beschrieben wurden. Sie sieht wirklich sehr gut aus, ich wünschte, ich hätte auch so schlanke Hüften... Alina verlor sich leicht in Gedanken, bis Zalenas Frage sie wieder zurück in die Realität riss. "Ja natürlich darfst du das. Soll ich dir Wasser in die Wanne einlassen?", fragte Alina hastig, mit knallrotem Gesicht. Sie hat bestimmt gemerkt, dass ich sie so angestarrt habe, wie peinlich...

"Das wäre nett", sagte sie und hatte den Kopf zur Seite gedreht, die Augen zusammenkneifend und sie wirkte, als würde ihr die Situation nur peinlicher werden, anstatt sich zu bessern, "U-und könntest du aufpassen, dass ich nicht im Bad untergehe oder mir sonst irgendwas passiert, während ich mich wasche?"
Das Mädchen fing nun wieder an, leicht zu zittern, da ihre Körperwärme wieder nachließ und es ohne Oberteil doch ein wenig kühl war. Das Mädchen stand dann mit flüssigen Bewegungen auf und fasste vorsichtig auf dem Boden Fuß, bevor sie richtig stand. Immer noch mit dem Arm vor der Brust ging sie dann zu Alina mit langsam, kurzen Schritten, immer noch leicht taumelnd wirkend, was von der Erschöpfung kam und sie hielt sich mit dem anderen Arm dann an ihr fest, um nicht noch auf dem Weg umzukippen und sich irgendwie zu verletzen, weil so würde sie nur für noch mehr Probleme sorgen, als sie es so schon tat. Dann ging sie mit dem Mädchen zum Bad, sich auf dem Weg immer noch an ihrem Arm festhaltend und sich auch leicht an sie lehnend.
//Sie ist so warm...//, dachte sich Zalena und kam dann nach kurzem gang mit Alina beim Bad an und hielt sich an der Tür fest, während Alina schonmal das Wasser einlaufen ließ. Wo sie sich hinsetzen könnte, darüber dachte sie grade nicht nach, eigentlich wollte sie sich nur entspannen und ausruhen, damit es ihr etwas besser gehen würde, //Aber wieso hilfts sie mir eigentlich? Normalerweise werden Leute, die man auf der Straße findet doch einfach liegen gelassen, im besten Fall hilft man diesen noch auf? Hatte sie vielleicht Mitleid, weil ich noch ein Kind bin? Oder Angst das ich sterbe? Arghh, denk einfach nicht weiter drüber nach, dass hilft deinen Kopfschmerzen auch nicht weiter//
Das Mädchen musste leicht seufzen und merkte, wie die Badewanne mittlerweile gut gefüllt war. Ihr Blick fiel auf Alina und in dem Moment stieg ihr die Röte wieder zu Kopf.
//Ich kann mich doch vor ihr nicht komplett ausziehen. S-Schließlich kennen wir uns doch erst seit vielleicht 10 Minuten//, dachte sie und schlug sich die Hände vors Hochrote Gesicht, unbewusst das sie ihre Brust nun nicht mehr verdeckte, doch dafür interessierte sie sich grade weniger, weil ihr die Sache mega peinlich war.

Alina stand ebenfalls mit einer mehr, als gesunden Gesichtsrote neben Zalena und wusste auch nicht, wie es nun weiter gehen sollte. Das letzte Mal, dass sie sich komplett vor Jemandem ausgezogen hatte, war noch damals während ihrer Schulzeit, in der Sportumkleide gewesen. Sie hatte es schon immer gehasst, sich vor den Augen Anderer zu entblößen. Im Bikini rumzulaufen war die eine Sache, aber völlig nackt und dann auch noch vor einem Mädchen, welches sie erst seid gut einer Stunde kannte, war sehr befremdlich. Was soll ich machen? Wir können doch nicht zusammen in einer Wanne baden, das ist für Kinder vielleicht okay, aber für Erwachsene Frauen... Ein kurzer Blick auf Zalena verriet ihr, dass sie in diesem Augenblick vermutlich sehr ähnlich dachte und fühlte. Der Schlafmangel und die Kälte der Bodenfliesen, auf denen sie stand leisteten dann schließlich doch erfolgreich Überzeugungsarbeit und Alina begann ihren orange-schwarz-gestreiften Bikini langsam auszuziehen, immer darauf bedacht, dass die wichtigsten Stellen mit ihren Armen verdeckt waren. Als sie damit fertig war, setzte sie sich auf den Rand der Badewanne, schlug die Beine übereinander und verschrenkte die Arme vor der Brust. "Möchtest du zuerst reinsteiegn?", fragte Alina mit einem aufgeregten Tonfall in der Stimme und schaute dabei schüchtern zu Boden.

Zalena wurde schnell wieder bewusst, wie sie da stand und sie hielt sich fast schon blitzartig den Arm wieder vor die Brust und sie versuchte sich wieder etwas zu beruhigen. Die ganze Aufregung tat ihr nicht gut, nicht im geringsten. Zwar war sie auch nicht gefährlich, aber alles andere als gut. Plötzlich hörte sie die frage und sah zu Alina, als sie bemerkte, dass diese doch schon den ersten Schritt gemacht hatte. Zalena versank kurz in Gedanken.
//Jetzt hab dich nicht so und mach schon, du willst dich schlafen legen, sie will sich schlafen legen und außerdem schämt sie sich zwar, aber trotzdem hat sie sich ausgezogen//, dachte sie und fing dann auch an, sich ihren Rock und die Unterhose herunter ziehend, dabei die Hand, mit welcher sie noch vorher ihre Brüste verdeckt hatte, nun vor wichtigere Stellen zu halten, bis sie nun auch nackt da stand und sich mit dem einen Arm wieder schützend verdecken konnte, bevor sie nur Badewanne ging, sich auf die Kante des beckens setzend und dann von Alina abgewendet sich zum Wasser drehte und ins Wasser rutschte. Dort seufzte sie erleichtert und hielt die Arme nicht mehr ganz so verkrampft, sondern sackte etwas Unterwasser, den Kopf so tief drinne, das eigentlich nur noch ihre Augen herausguckten und ein Teil ihrer Nase, mit dem Blick leicht zu Alina gerichtet.
"K-Kommst du mit rein oder wartest du bis ich fertig bin?", fragte sie, während sie Unterwasser die Finger aneinader stupste, "Schließlich ist es ja nicht ganz so schlimm, wenn wir uns nicht sehen, aber die Zeit fürs Waschen einsparen, anstatt uns separat zu waschen und damit Zeit zu vergeuden. Au-Außerdem ist es unhöflich, wenn ich mich vordränge, während du da sitzt und möglicherweise frierst und das Wasser dann wieder kalt ist, wenn ich fertig bin..."

Alina nickte zaghaft, "D-du hast Recht und... außerdem ist ja auch nichts dabei, wir sind ja beide erwachsene Frauen...", stammelte sie aufgeregt vor sich hin und glitt nun zügig in das herrlich warme Badewasser. Als das Wasser und der übermäßige Schaum der Badelotion ihren Körper größtenteils bedeckten, entkrampfte sie sich allmählich und das Schamgefühl wich einem angenehmen Gefühlvon Entspannung und Ruhe. Na also, war doch gar nicht so schlimm. Ich sollte mich schämen, mich so dermaßen anzustellen... Alina begann unterbewusst mit dem Schaum herumzuspielen und schaute dabei zu der, fast völlig abgetauchten Zalena. Es war Zeit, für ein wenig kennenlern-talk. "Bist du eigentlich auch extra von Außerhalb angereist, wegen der Feierlichkeiten, oder wohnst du auch hier in der Stadt?", fragte Alina zögerlich, etwas unsicher, ob sie nicht zu tief in Zalenas Privatsphäre herumstocherte.

Zalena wich etwas zur Seite, als Alina da zu kam, um nicht den gesamten Platz wegzunehmen und machte es sich dann gemütlich, Alina dabei zu guckend, wie sie mit dem Schaum herumwischte. Zalena hörte die Frage ihres Gegenüber und zur Antwort streckte sie ihren Kopf etwas aus dem Wasser heraus, sich mit einem Finger leicht an den Kopf tippend.
"N-Nein, angereist bin ich nicht und ein großer Fan der Feierlichkeiten bin ich auch nicht, weil ich eigentlich lieber schlafen wollte", sagte sie und fing dann auch an, leicht mit dem Schaum herum zu spielen, "Aber weil es mir im Haus meiner Betreuer zu laut wurde und ich wegen dem Lärm nicht schlafen konnte und mir kalt geworden war, weil sich alle eher dafür interessierten, zu feiern, anstatt das ich mich erholen kann. Um das zu verstehen sollte ich erwähnen, dass ich ein richtiges Pechkind bin. Ich halte nicht viel aus und ab einer bestimmten Körpertemperatur verweigert mein Körper komplett die Funktion, weshalb ich da so gelegen habe. Aber ich musste einfach raus, damit meine Kopfschmerzen nicht noch schlimmer geworden wären. Aber ich wollte die Beiden nicht daran stören, mit ihren Freunden zu feiern und wahrscheinlich hätten sie mich nur rein gezerrt, das ich mit feiere, aber ich gehe leider so schnell ein wie eine Blume, wenn man sie zu starker Hitze oder Kälte aussetzt. Aber zu eigentlichen Frage, ich bin nicht eingereist, weiß aber momentan auch nicht mehr so genau, wo ich jetzt gelandet bin. Eigentlich wollte ich mich ja nur zurück ziehen, aber jetzt habe ich mich total verlaufen. Es ist zwar nicht so schlimm für mich, weil es hier wärmer und ruhiger ist als zu Hause, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich hier am falschen Ort bin. Also allgemein gesehen, nicht wegen deiner Wohnung oder so? Darf ich fragen, in welchem Bereich wir grade sind?"

Alina hörte sehr interessiert den Schilderungen von Zalena zu. Sie hatte nicht erwartet, dass sie so ganz ohne weiteres fast alles über ihre Herkunft verraten würden. Ein wenig enttäuscht war Alina von dieser Antwort schon, ihre abenteuerlustige Seite hatte insgeheim schon die wildesten Theorien aufgestellt und brannte bereits auf eine verworrene Mysteriegeschichte. Doch wie so oft schien alles simpler und normaler zu sein, als es zunächst den Anschein hatte. Ihre Betreuer scheinen nicht gerade mit besonders viel Einfühlsamkeit gesegnet zu sein, armes Mädchen... Alina wusste genau, wie sich Zalena gefühlt haben musste, durch ihren Job und die blöden Arbeitszeiten, kam sie bereits mehr als genug in den Genuss, wie es sich anfühlte, wenn Andere wild feiern und man selbst einfach nur seine Ruhe haben wollte. Aber es war nicht an ihr über diese Leute zu urteilen, sie hatten es gewiss nicht absichtlich getan. Als Zalena nach dem Bereich fragte, in dem sie sich aufhielten, schaute Alina sie verdutzt an. "Wir befinden uns natürlich im Wahrheitsbereich. Es ist doch nahezu unmöglich einfach so von einer Seite zur Anderen zu gelangen.", sagte Alina etwas nachdenklich. Ja es war nahezu unmöglich, aber man hörte doch immer wieder Geschichten von Leuten, die es irgendwie in den Jeweils anderen Bereich schafften, "Sag bloß, du kommst aus dem Kopiebereich?!"

"Wahhh, wie bin ich hier gelandet?!", fragte das Mädchen plötzlich etwas lauter und musste sich dann an den Kopf fassen, leicht schmerzverzerrt, "Arghh, das kann doch einfach nicht sein. Jetzt krieg ich sicherlich total den Ärger und versorgen kann ich mich auch nicht, falls mir die Medikamente ausgehen. Das ist gar nicht gut... Aber ich will auch nicht zurück, weil dann tut mir nur alles wieder weh und ich leide. Ahh, ich muss weniger nachdenken."
Zalena hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf und ihr rollten leicht die Tränen übers Gesicht, während sie etwas untertauchte.
//Verdammte Kopfschmerzen, ich muss mich beruhigen, ich muss mich dringend beruhigen//, dachte das Mädchen und tauchte wieder auf, die Augen schließend und tief ein und ausatmend, "Ganz ruhig Zalena, ganz ruhig. Wenn du dich nicht beruhigst, dann ändert das nichts. Es ist kein Problem, dass du hier bist, es ist absolut nichts dabei, du kommst da schon durch."
Es sah bestimmt komisch aus, wie das Mädchen mit geschlossenen Augen mit sich selbst redete. Man sah ihr wieder an, wie sie leicht am Zittern war und sie tauchte nochmal ab, dann aber wieder auf und atmete etwas leichter, aber nicht sonderlich ruhiger und man konnte leicht erkennen, wie schnell sich ihr Oberkörper anhob und wieder senkte. Sie hielt sich an den Kopf und versuchte erst einmal, die Tränen zu unterdrücken.

Alina konnte sich ein amüsiertes Lachen nicht verkneifden, als Zalena ihre Bemerkung über das weniger nachdenken gemacht hatte. Genau dasselbe hatte sich Alina auch schon des öfteren Gedacht. Sie wusste zwar, dass die Situation eigentlich todernst war, aber Zalenas unruhige Verwirrtheit und die Selbstgespräche waren einfach zu niedlich und witzig mit anzusehen. Behutsam tätschelte Alina, Zalenas Köpfchen und lächelte sie sanft an, "Mach dir darüber mal keine Gedanken, wir kriegen das schon irgendwie wieder hin. Nachher gehen wir erstmal in aller Ruhe zu Bett und morgen sieht die Welt schon ganz anders aus.", sagte sie optimistisch, wurde dann aber etwas ernster, "Möchtest du denn auch wieder zurück auf die andere Seite? Man hört ja immer die wildesten Geschichten, wie es dort zugehen soll..."

Als Zalena merkte, wie ihr Kopf getätschelt wurde, schlug sie die Augen weit auf und hörte Alina zu. Als diese fertig gesprochen hatte, musste Zalena lächeln, doch dann kam die ernstere Frage und Zalena senkte etwas den Kopf, die Zeigefinger aneinander stupsend.
"Eigentlich nicht", sagte sie und sie war auf einmal total ruhig und bewegte sich eigentlich auch nicht, "Schön und gut, die Leute machen zwar, was man ihnen sagt, aber ich komme dort einfach nicht zurecht. Es ist laut, chaotisch und vollkommen durcheinander. Ich verirre mich dort ständig, weil ich einfach vergesse, wo die leute sind, an die ich mich halten kann."
Das Mädchen holte tief Luft und tauchte unter, diese anhaltend, die Augen geschlossen. Sie verweilte etwas unter Wasser.
//10, 9, 8, 7,....., 2, 1,0//, bei der letzten Ziffer tauchte sie wieder auf und mit den Füßen zog sie sich ein kleines bisschen zu Alina hin und guckte sie mit schief gelegtem Kopf an, "Aber ich muss ja zurück. Schließlich würde ich dir nur Probleme bereiten, wenn ich hier bleibe und wenn meine Medizin ausgeht, dann halte ich es selbst hier nicht durch, außer wenn ich die ganze Zeit nur herum liegen würde, gut 14 Stunden schlafen würde und selbst wenn ich wach bin bräuchte ich ständig Hilfe von dir oder sonst wem, weil mein Körper ganz schnell mal entscheidet, die funktionen einzustellen, wenn es mir nicht unglaublich gut geht."

Aha! Wusste ich es doch! Wie Alina schon vermutet hatte, gefiel es Zalena wirklich nicht sonderlich auf der anderen Seite. In diesem Moment keimte erneut eine Mischung aus Beschützeninstinkt und abenteuerlust in Alina auf. Sie würde nicht zulassen, dass Zalena gegen ihren Willen zurück musste, so etwas war schlicht und einfach ungerecht. "Wenn du möchtest, kannst du erstmal hier wohnen, hier ist genug Platz, für uns beide.", meinte Alina entschlossen, "Niemand sollte gegen seinen Willen gezwungen sein, an einem Ort zu sein, an dem es ihm nicht gefällt. Und das mit deinen Medikamenten bekommen wir auch schon irgendwie hin. Sag mir einfach, was du brauchst und ich besorg das Zeug aus der Apotheke." Ein wenig wunderte sie sich bei diesen Worten und dem enormen Tatendrang selbst über sich. Sonst war es überhaupt nicht iher Art, so überstürzt und planlos zu handeln. Aber Zalena war doch irgendwie etwas Besonderes und bereits jetzt hegte sie große Sympathien für das Mädchen.

"D-Das würdest du wirklich machen und es würde dir nichts ausmachen?!", fragte Zalena plötzlich etwas hastig und hatte sich dabei verhaspelt, "Ich meine, dass heißt doch mega viel Stress für dich und wahrscheinlich auch noch neben deiner Arbeit schlaflose Nächte und wie sollte ich gut Geld dazu verdienen, schließlich kann ich nicht sonderlich irgendwie arbeiten. Selbst das mit der Schule ging ja nur ein paar Wochen, dann war es auch schon zu schwer. A-Aber wenn du das machen würdest... dann wäre das super", sagte sie dann mit einem funkeln in den Augen, "Hier ist es viel angenehmer als drüben. Die Leute hier sind viel rücksichtsvoller, von dem was man so hört und du bist so freundlich zu mir, obwohl wir eigentlich Fremde sind."
Als sie das Wort Fremd in den Mund nahm, wurde sie plötzlich wieder rot und guckte beschämt zur Seite, von Alina wegguckend.
"Jetzt ist es mir doch irgendwie peinlich, so zusammen mit dir in der Badewanne zu sitzen", sagte sie leise, "Ich weiß ja, das eigentlich nichts dabei ist, aber irgendwie ist es doch komisch, so hier zusammen zusitzen, nur vom Schaum vor dem Blick des anderen geschützt und Schaum ist auch nicht ewig da. Zwar hatte meine erste Ziehmutter immer gesagt, es sei nichts schlimmes dabei, wenn ein Mädchen ein anderes nackt sieht, doch selbst habe ich weder ein nacktes Mädchen gesehen, noch hat mich irgendwer nackt gesehen und sogar ich gucke mich selbst eher selten nackt an. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie fühle ich mich mulmig, wenn man mich so sieht. Es liegt wohl daran, dass ich mich so stark von den anderen unterscheide, schließlich bin ich die einzige auf der anderen Seite, die so ist, wie ich bin. Alle anderen sehen so viel lebendiger aus."

Zalena hatte zweifelsohne Recht, es würde nicht sehr einfach für Alina sein, jetzt für zwei Personen zu sorgen und nebenbei auch noch Job und ihr Studium auf die Reihe zu bekommen. Dennoch war sie zuversichtlich, irgendwie würde es schon klappen. Die Aussage über die ach so rücksichtsvollen Leute in diesem Bereich entlockten ihr ein verlegenes Lächeln. Alleine schon in der kleinen Bar, in der sie arbeitete, kamen jeden Abend genügend Personen vorbei, die das genaue Gegenteil darstellten. Alina entschied sich jedoch Zalena vorerst nicht eines besseren zu belehren, sie würde die Schattenseiten der Menschen hier schon noch früh genug kennen lernen. "Vertrau mir, ich bekomm das schon auf die Reihe, für uns beide zu sorgen.", meinte Alina entschlossen, "Und einen Job für dich... hm naja wie wäre es mit Heimarbeit? Gibt ja inzwischen viele Unternehmen, die sowas anbeiten." Als Zalena das Thema Nacktheit anschnitt, kam in Alina wieder etwas von dem Schamgefühl auf, welches sie zuvor schon stark gespürt hatte. Erst jetzt wurde ihr wieder die Ausgangssituation bewusst: Ihnen Beiden war es unangenhem sich vor dem jeweils anderen nackt zu präsentieren und zusammen zu baden. "Deine Ziehmutter hatte Recht, es ist wirklich nichts dabei, wenn zwei Mädchen sich nackt sehen.", meinte Alina mit wenig überzeugender Tonlage und erröteter Gesichtsfarbe, "Mir geht es da genau, wie dir, ich mag es auch nicht sonderlich, wenn andere mich nackt sehen, deswegen meide ich auch öffentliche Bäder, oder ziehe mich auf Arbeit immer als Letzte um." alina schaute nun wieder neugierig zu Zalena, "Wie meinst du das, dass du die Einzige bist, die so ist, wie du?", fragte sie interessiert und spielte sich mit einer Hand im klitschnassen Haar herum.

Zalena hörte die Frage und wirkte direkt erst einmal verdutzt und guckte dann wieder zu Alina, das Schamgefühl wieder vergessend, "D-Das sieht man doch sofort?", antwortete Zalena etwas geschockt und sackte kurz nochmal unter Wasser, tauchte aber wieder auf und zeigte dann auf ihr eigenes Gesicht, "Guck doch einfach mal ganz genau hin. Ich komme von der anderen Seite, habe aber eine absolut absurde Naturhaarfarbe und dazu noch meine zwei unterschiedlichen Augenfarben. Das nicht genug, ich habe außerdem habe ich auch eine ganz andere Hautfarbe als alle anderen von diesen Klonen. Zudem bin ich die kleinste in meinem Alter von allen Mädchen, die ich kenne und von den Jungs sowieso und dann kommen da noch meine ganzen Krankheiten, weswegen die anderen sich vor mir fernhalten..."
Enttäuscht ließ sie den Kopf hängen und in ihrem Gesicht zeichneten sich erste Tränen ab.
"Die ganzen Ärzte haben mich sogar als Kind schon nicht respektiert", sagte sie schon leicht schluchzend, "Ein kompletter Fehlschlag, ein misslungenes Experiment, eine Schande für die Forschung, Eine Reagenzie ohne Hoffnung. Die meisten von ihnen wollten mich schon töten, weil mein Organismus so gut wie nicht lebensfähig war. Ich hab lauter Krankheiten, brauche täglich unmengen an Medikamenten und die ganzen anderen Zuchtmenschen kehren mir den Rücken zu, weil ich anders aussehe als sie, weil ich anders bin als sie", während sie sprach, fing sie an zu weinen, die Augen zusammen gekniffen und Arme um sich gelegt fest an sich haltend, "Was kann ich den dafür, dass die Natur etwas gegen das Einwirken der Menschen in den geplanten Zyklus hat? Wieso bestraft sie mich, als unschuldiges Mädchen, welches deswegen nie ein wirkliches Leben leben kann? Was habe ich ihr getan, damit ich eine zerbrochene Zukunft als Geburtsgeschenk bekomme?"