"Willkommen liebe Schüler und Schülerinnen, im neuen Schuljahr.", hallte es durch die große Aula der Matsuri High School. Der werte Herr Rektor schwang, wie jedes Jahr aufs Neue, seine typisch langweilige und monotone Willkommensrede. Tsukasa kannte den Text mittlerweile schon auswendig, da er jedes Jahr exakt derselbe war. Dennoch verspürte er dieses eine Mal keine gähnende Langeweile beim zuhören, sondern eher eine Mischung aus Aufregung, Freude und Melancholie. Für ihn und viele andere Schüler und Schülerinnen seines Jahrgangs läutete diese Rede den Anfang vom Ende ihrer Schulzeit ein. Nicht einmal mehr ein Jahr verblieb noch, in dem sie von Hausaufgaben, Prüfungen und Lehrern geplagt die Schulbank zu drücken hatten. Der Tag der Befreiung war also in sichtbare Ferne gerückt. Innerlich durchströmte Tsukasa in diesem Moment eine ungeheure Freude und Motivation, da er nicht sonderlich gerne zur Schule ging, dennoch schmerzte der näherrückende Abschied auch, denn, auch, wenn er es zu leugnen versuchte, schöne Erinnerungen an die Schulzeit waren auch in ihm vorhanden. Sein Blick schweifte durch die Sitzreihen rund um ihn herum auf der Suche nach Ling und Megumi.

Das letzte Schuljahr. Für Ling war es also endlich soweit. Nach diesem Jahr müsste er auf keiner Klausur wieder seinen Namen lesen, zumindest nicht auf dieser Schule. Die Rede des Rektors kannte er bereits. Zu oft musste er sie hören, als das er jetzt noch irgendwelche Aufregung verspüren könnte, wenn er die Worte in dem monotonen, einschläfernden Ton vorsprach. Locker könnte Ling die gesamte Rede mitreden oder sogar selber halten. Jeder aus seinem Jahrgang könnte das tun, zumindest war das die Meinung von Ling. Wer die Rede nicht auswendig konnte, der hatte wohl nie wirklich aufgepasst. Wie oft saß er während der Rede entfernt von Megumi und Tsukasa. Es war schon fast Tradition, dass sich die Drei erst nach der Rede sehen und nicht davor. Ausnahmen gab es zwar immer wieder, aber in diesem Fall war es der gewöhnliche Vorgang. Ling hatte seinen Kopf einfach nur leicht nach Rechts gelehnt und hörte den Worten des Rektors zu, auch wenn es eher nach dem Motto "Hier rein, da raus" war. Die letzte Nacht war jedoch etwas zu lang für den Chinesen, weshalb er noch immer etwas müde wirkte. Seine Verschlafene Haltung hatte er auch bereits auf einem Bild expressioniert. Das Bild hatte er auch im Zeichenbuch auf seinem Schoß, doch noch war das Bild nicht wirklich fertig, da die Farbe fehlte und alles grob war, aber so fing er seine Bilder immer an. Wie sollte man sie auch sonst anfangen? Alles andere wäre ja banal.

Es war Montag und für Megumi brach das letzte Schuljahr an. Megumi hasste erste Schultage. Schlichtweg, weil sie nicht wusste ob der letzte Schultag genauso enden würde, wie der Erste. Denn in einem Jahr konnte immer so vieles passieren, was man nicht erwarten würde. Diese Ungewissheit, diese Tatsache, dass man nicht weiß was auf sich zukommt, hasste sie am ersten Schultag. Nichts, dass sie erahnen konnte, keine Vermutung über Schulnoten- nichts.
Die Schüler saßen motiviert da und freuten sich vermutlich auf einen neuen Start, hatten neue Vorsätze für das Schuljahr, doch Megumi gehörte nicht zu denen. Nach einer sehr langen Weile, wie es Megumi schien, war die Rede des Rektors beendet und die Schüler durften die Aula verlassen. Megumi ging langsam die Treppen runter, den Anblick des Gebäudes genießend und kam schließlich am Schulhof an. Sie sah sich die vielen Schüler an, die aufgeregt miteinander redeten und vermutlich ihre Urlauberlebnisse erzählten. Sie sah zu einer Gruppe von Mädchen, die zusammen lachten und sich umarmten. Wie gebannt beobachtete sie die Clique und stellte fest, dass sich ihr jedes Jahr der gleiche Anblick bot. Megumi wand den Blick langsam von der Gruppe ab und ging weiter durch den Schulhof. Vor der Tischtennisplatte warteten Ling und Tsukasa schon auf sie.
Es gibt nur ein paar Dinge auf der Welt, die Megumi wirklich am Herzen liegen; nur ein paar Sachen, für die sie kämpfen, vielleicht sogar töten würde. Eine Sache ist natürlich ihre Musik. Eine andere Sache ist die Halskette ihrer Mutter, die sie von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte. Aber das letzte Ding, das Wichtigste, das waren ihre zwei besten Freunde… Tsukasa und Ling.
Megumi winkte den beiden eifrig zu und lief freudig zu ihnen. Mit einem Lächeln auf den Lippen war sie bei ihren besten Freunden angekommen. " Na wie geht‘s meinen beiden Helden?!" fragte sie gut gelaunt und umarmte einen nach den anderen.

Tsukasa, der gerade auf der Tischtennisplatte herumlümmelte und sich mit Ling unterhielt, hörte plötzlich jene vertraute Stimme von Megumi und richtete sich ruckartig auf. Als Megumi ihn umarmte macht sein Herz einen Sprung und fing an schneller zu schlagen. Da war es wieder, dieses Gefühl, dass er jedes Mal verspürte, wenn sie in der Nähe war, jenes Gefühl tiefer Zuneigung und Freude, mehr sogar noch als bei reiner Freundschaft. Er empfand schon seid längerer Zeit so, wusste dies aber nicht genau zu deuten. Hatte er sich verliebt? Nein, das war unmöglich! Sie kannten sich doch schon so endlos viele Jahre und nie er in deratiger Weise empfunden gehabt. Wird wohl einfach die Euphorie sein, dass der ganze Schulmist und so bald vorbei ist... Er schob den Gedanken über die emotionalen Zustände in sich beiseite und setzte stattdessen ein fröhliches Lächeln auf, "Naja wäre die Schule nicht, sicherlich besser, aber ansonsten fühle ich mich im Moment echt großartig.", meinte Tsukasa und schaute zu Ling. Genau, wie Megumi kannte er Ling schon seid seiner frühen Kindheit. Er war ihm in all den Jahren, wie ein Bruder gewesen, für den Tsukasa wirklich alles getan hätte, hätte dieser danach gefragt. Ling und Megumi, sie waren sein Ein und Alles, sein Licht, dass jeden Tag erhellte, einfach die zwei wichtigsten Menschen in seinem Leben.

Ling hatte es sich nach der ellen langen Rede des Direktorsennisplatte auf einer Tischtennisplatte gemütlich gemacht, wo er bereits dabei war, sein Bild zu vervollständigen, als Tsukasa auch bereits da war. Ein Handschlag und das Gespräch der Beiden nahm seinen Lauf, während Ling noch am Zeichnen war. Wie immer zeigte sich die Qualität seiner Zeichenkunst erst, als das selbstportrait fertig war, da war Megumi auch bereits da, erst Tsukasa umarmend und danach wurde er auch bereits umarmt. Er hörte die Antwort von Tsukasa und hielt sich dann das Bild vors Gesicht und gähnte.
"Ich glaube, dass hier sagt alles", meinte er dann und nahm das Bild wieder runter, ein leichtes Lächeln aufbringend, "Aber sonst verhältnismäßig gut."
Der erste Schultag fing am Anfang zwar blöd an, aber schon nach dem Treffen auf die Beiden war der Tag ein Stück schöner. Ling guckte die Beiden an und zückte dann auch seine Packung Zigaretten aus der Jackentasche und zückte eine, welche er sich auch direkt anzündete und anfing, diese zu Rauchen. Er hatte schon vor den Ferien angefangen zu Rauchen, es half gegen den Dauerstress von der Arbeit, der Schule und allem anderen, aber viel rauchte er nicht. Nur wenn es nötig war.
"Na, was habt ihr noch so in den letzten Tagen der Ferien gemacht?", fragte er dann freundlicher, als wenn er mit anderen reden würde, "Ich habe meinen Manga-Band, den ich noch am fertig machen war jetzt endlich fertig gezeichnet. Hoffentlich schlägt der bei den Leuten besser ein als der vorige."