Kagome bemerkte, wie das Licht langsam schwächer wurde und Panny etwas sagte. Auch wenn sie ihr Gesicht nicht zeigte, ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Dann hörte sie den Vorschlag von Panny. Sie war etwas verwirrt. Was wenn sie wieder aufwachen würde und Panny so erschrecken würde? Aber wie wäre es anders, wenn sie im Wohnzimmer wäre, sie würde nur für Chaos sorgen. Sie rollte sich etwas zur Seite, so das man ihr Gesicht nicht sah und nickte. Mittlerweile hatte sie sich nochmals beruhigt und hatte nun endlich wieder einen klaren Kopf und ihr verstand spielte ihr sicherlich keinen Streich mehr. Ein wenig zittrig war sie doch. Eine gewisse Angst war immer da gewesen, so war es ganz einfach. Sie kannte kein leben ohne diese Angst. Die Angst davor, jemandem zur Last zu fallen. Sie rollte sich wieder zu Panny und nahm sich auch nochmal einen Keks. Schließlich war es auch nicht gerecht, das Panny die ganzen leckeren Kekse alleine essen würde. Als sie diesen dann hatte, hatte sie sich auf den Rücken gelegt und den Keks geknabbert. Es dauerte nicht allzu lange und dann hatte sie diesen auch schon verzehrt. Sie legte die Tagesdecke dann ab und legte diese zusammen. Sie legte diese erst einmal einfach nur auf den Boden ans Bett, da sie einfach nicht wusste, wo diese hin sollte. Sie rutschte auf dem Bett zum Kissen und guckte dann zu Panny, welche noch an der Bettkante saß. So war ihre zittrige Haltung sehr viel besser zu erkennen, aber sie lächelte einfach nur glücklich.
"I-Ignorier einfach das ich so zittere, das ist normal so", sagte sie und legte sich dann hin, den Hinterkopf aufs Kissen, jedoch so, das Panny selbst auf dem Kissen noch riesig viel Platz hatte. Kagome war halt an mageres Gewöhnt, so auch wenig Platz zum schlafen. Trotzdem kam sie sich irgendwie unsicher vor und legte sich wieder seitlich, in Richtung Bettkante guckend, "Dann sollten wir schlafen gehen, oder? Ich will nicht das du wegen mir in der Schule absackst."

Panny nickte, wandte sich wieder ihrem Schreibtisch zu, schaltete den Strom ab und ging dann zu ihrem Bett. Es war wirklich höchste Zeit für sie zu schlafen, wenn sie morgen nicht übermüdet in der Klasse hocken wollte und bei Englisch und Religion einschlafen würde... Das würde schließlich kein gutes Licht auf ihre ständigen Schulwechsel schicken. Das war wiederum schlecht für sie, denn wenn sie nicht jede Schule mit bravour absolvierte in der Zeit in der sie sie besuchte, würde man ihr früher oder später die Schulwechsel verbieten oder sie garnicht erst ernst nehmen, wenn sie sich für die Wochen bewarb. Und wenn das eintreffen würde, dann wäre Panny erst einmal ganz schön am Ende. Es war ihr Bedürfniss, mehr noch als die Fotos zu machen, die Schule zu wechseln. Auch wenn ihre Kamera ihr bestes Stück war, mit dem sie ihre Realität einfangen konnte, ein Schulwechsel, war das absolut wichtigste sobald sie die fünf weiteren Wochen auf dieser Schule geschafft hatte. Dass sie Kagome dann für ein halbes Jahr wieder nicht sehen würde, oder sie auch allein lassen würde, befand sie im Moment als nicht richtig zu sagen und so ließ sie sich auf ihrem Bett nieder, schob die Decke zurück und krabbelte darunter. Sie ließ sich in ihr Kissen sinken und seuftzte zufrieden auf. Es gab nichts, was ein weiches Bett soleicht übertreffen konnte. Sie streckte den Arm aus, drehte sich dann leicht zur Seite und sah dann zu Kagome. Sie hielt auch auf ihrer Seite die Decke leicht hoch, damit sie darunter schlüpfen konnte. Sie wollte schließlich nicht, dass ihr Gast frieren würde. "Machs dir gemütlich. Schnarchen tu ich nicht, also hast du nichts zu befürchten!" Sie drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Sie döste erst weg, abwartend, ob Kagome noch etwas sagen würde, schlief dann aber schneller als erwartet ein. Sie war wirklich müde gewesen.

Kagome bemerkte, wie Panny die Decke anhob und nahm das freundliche Angebot auch direkt an. Schnell hatte sie sich unter die Decke gerollt, da merkte sie, wie diese auch wieder runter sackte und Panny auch schnell eingeschlafen war. Zwar wollte sie ihr eigentlich eine gute Nacht wünschen, aber daraus würde wahrscheinlich erst einmal nichts mehr werden. Sie guckte anders als sonst jetzt erst einmal nach oben an die Decke, als sonst immer ins Kissen und es dauerte auch nicht sehr lange, da war sie auch bereits wieder eingeschlafen. Diesmal war sie jedoch halbwegs ruhig, was genau sie träumte, das bemerkte sie nicht, da sie es auch wieder schnell vergessen hatte. Die ganze Nacht über blieb sie dann auch einigermaßen still liegen, bis sie nach einer Weile doch aufwachte und sich im Raum umguckte. Es war immer noch ziemlich dunkel, was aber auch nur an dem runtergelassenen Rolo lag. Sie rieb sich mit der einen Hand die Augen, als sie merkte, das sie sich scheinbar in der Nacht an den Rücken von Panny gekuschelt hatte. Es war ihr ein wenig peinlich, weshalb sie sich leicht distanzierte, hoffte dann aber eher, das es Panny nicht gestört hatte. Noch einmal rieb sich Kagome dann die Augen, egal wie surreal der gestrige Tag in ihren Erinnerungen wirkte, machte ihr das Aufwachen in dem Bett hier klar, das sie entweder noch träumte oder das sie tatsächlich eine Zeitlang ihrem Vater entfliehen konnte. Sie setzte sich leicht aufrecht hin, zog die Decke dabei aber nicht mit, da sie das noch schlafende Mädchen nicht wecken wollte und guckte sich im dunklen Zimmer um. Sie war an die Dunkelheit gewöhnt, da sie schließlich in einer Abstellkammer lebte, weshalb sie selbst in der Finsternis einiger maßen vernünftig sehen konnte. Dann guckte sie aber erst einmal nach unten, Däumchen drehend.
//Der Schlaf hat aber gut getan//, dachte sie und musste sich dann doch leicht strecken, //Ich fühl mich nicht so schlaff wie immer. Hoffentlich wird es Heute ein genauso guter Tag wie Gestern, oder vielleicht sogar besser...//
Irgendwie freute sie sich, aber trotz allem wollte sie sich lieber wieder in das gemütliche Bett legen und weiter schlafen.

Panny lächelte leicht während sie schlief, von einem langsamen Atem begleitet, begann sie in einen ruhigen Zustand des Träumens zu fallen.
Während der See plätscherte und sich die Bäume am Wasser leicht hin und her wiegten, saß Panny auf der Wiese. Ihre Kammera vor dem Gesicht dem Himmel entgegen streckend, waren auch ihre Arme von ihr gestreckt, während ihr Kopf im Gras ruhte. Und die Wolken flogen über sie hinweg. Und die Sonnenstrahlen, die ihren Körper sanft erwärmten flogen über sie hinweg und hinterließen eine wohlig warme Fläche an ihrem Rücken. Und die Gesichter flogen über sie hinweg. Das Gesicht ihrer Mutter, das Gesicht ihres Vaters, das Gesicht von jungen Menschen, das Gesicht von alten Menschen, das Gesicht von ihm und auch Kagomes Gesicht.
Langsam auf die andere Seite drehend, bemerkte sie, dass es nicht weiter ging, etwas blockte ihren Weg, obwohln neben ihr im Gras nichts und niemand zu sehen war. Sie stand auf und sah sich genauer um, ihre Linse direkt vor den Augen haltend. Ohne ihre Linse schien die Welt sehr verschwommen und grau, erst durch sie konnte sie die Farben und genaue Konturen erkennen. Es sah nicht nach ihrer Welt aus, weder mit Linse noch ohne, also ging sie weiter, weiter und immer weiter.
Erst als sich neben ihr im Bett etwas regte und ihr Rücken ein wenig kühler wurde, schien es, als würde sie beginnen aufzuwachen, wieder in der eigenen Welt anzukommen, sich selbst wieder aus ihren Augen zu sehen und die paar Sonnenstrahlen, die durch das Rollo fielen wahrnehmen zu können, auch wenn es doch eben noch sehr dunkel geschienen hatte und nach Nacht wirkte. Von genau der war nun nichts mehr zu sehen, als sie ihre Augen ganz langsam aufschlug, erst vorsichtig blinzelte, dann sich mit weit geöffneten Augen wieder ihrer Umgebung anpasste. Sie sah auf den Wecker, tatsächlich, es war Zeit um aufzustehen. Sie schlug die Decke leicht zurück und setzte sich langsam auf. Es brauchte eine Weile bis sie bemerkte, dass sie nicht alleine in ihrem Bett geschlummert hatte und abermals eine Weile bis ihr Geschichte und Grund für das geteilte Bett wieder einfielen. Sie hasste es, dass sie sich so langsam erinnern konnte. Sie sah lächelnd zu ihr und nuschelte ein "...mhmorgen..." durch die trockenen Lippen hindurch. Sie fühlte sich, als hätte sie Wochenlang keinen Ton herausbekommen. Im weitesten Sinne erinnerte sie die Situation an sämtliche Filme, bei denen der Kerl zunächst ein Arsch gewesen war, der dann am nächsten Morgen aufwachte, die Frau neben sich begutachtete, dann entschied dass er einen guten Fang gemacht hatte aber eindeutig zu viel getrunken hatte, sich dann seine Kleidungsstücke zusammensuchte und verschwand, bevor sie auch nur die Augen aufmachte - aber es war nunmal weder so, dass hier etwas gelaufen wäre, dass einer etwas getrunken hatte, dass einer auf genau die Weise verschwinden würde und am allerwenigsten war Panny männlich. Sie streckte sich leicht, schlug die Decke dann soweit zurück, dass sie herausschlüpfen konnte und ging dann aus dem Zimmer heraus, während sie wieder zu nuscheln begann. "...fertigmachen, wegen Schule...ich mach eben Frühstück..." Auf dem Küchentisch fand sie einen kleinen Zettel ihrer Mutter. Sie wünschte ihr viel Spaß auf der neuen Schule, hoffte dass Panny sich am gestrigen Tag gut eingelebt hatte und wenn Panny abermals vor hatte, länger aufzubleiben, sollte sie die Bettsachen danach wieder von der Couch wegräumen. Einen Dicken "Bussi" bekam Panny auch noch imaginär aufgedrückt und das Versprechen, dass sie sich heute Abend sehen würden. Aber genau das Versprechen, hatte sie gestern auch schon bekommen. Den Zettel in die Nachthemdtasche steckend, schlurfte sie zum Kühlschrank und öffnete ihn, einen kalten Luftzug direkt ins Gesicht peitschend bekommend.

"Guten Morgen", sagte sie etwas hastig als sie etwas erschrocken war, weil Panny so plötzlich vom einen Moment auf den anderen wach war. Sie guckte das Mädchen an, als diese die Decke zur Seite drückte und dann aus dem Bett aufstand. Sie selbst brauchte keinen Blick mehr auf den Wecker werfen, sondern legte die Decke auch zur Seite, bevor sie aufstand. Während Panny bereits in die Küche ging, rief sich Kagome nochmal in den Kopf, wie das mit dem Bett ging und breitete dann die Decke ordentlich aus und griff nach der Tagesdecke, welche sie darüber legte und glatt strich. Damit fertig ging sie dann leise in Richtung des Wohnzimmers, wo sie zum Wohnzimmer ging und sich ihre Sachen nahm und zu Panny guckte, welche in der Küche stand, "Ich gehe kurz ins Bad und mach mich etwas fertig."
Sie lächelte noch leicht verschlafen wirkend und ging mit ihren Anziehsachen auch in das Bad, in welchem sie erst gestern war. Dort stieg sie auch erstmal unter die Dusche, was nicht schwer zu überhören war. Wirklich lange brauchte sie dort jedoch nicht, als sie dann auch schon umgezogen wieder aus dem Bad heraus kam und dann zu Panny in die Küche ging, welche scheinbar mit dem Essen fertig geworden war. Kagome guckte sie an und guckte sich leicht nochmal in der Küche um.
"Gestern war ein toller Tag", sagte sie leise und hatte sich mittlerweile zum Fenster gedreht und guckte zu, wie die Sonne langsam wieder am Himmel stand und sie faltete die Hände hinterm Rücken zusammen, leicht auf den Fußspitzen wippend, "Denkst du das wir das irgendwann mal wiederholen, wenn Kira mir mit meinem Problem helfen konnte? Oder eher weniger?"

Panny hatte zwei Eier, und zwei Toastscheiben ausgepackt und die Toastscheiben dann in den Toaster geschoben. Sie hatte die Eier aufgeschlagen und in einer Pfanne auf dem Herz angebraten. Während das ganze köchelte, hatte sie sich in ihr Zimmer verzogen und sich in ihre Schuluniform geworfen. Sie hatte den Rock schnell geschlossen die weiße Bluse einfach darüber fallen lassen und ihre Jacke auf ihren Stuhl geworfen. Ihre Schleife hin noch offen ihren Hals herab, während sie sich wieder vor den Herd stellte und die Toasts auf zwei Teller legte und die Eier ein letztes mal würzte. Dann kam Panny bereits aus dem Bad heraus und stellte sich neben sie. Sie sah nicht direkt zu ihr. Ehrlich gesagt wusste sie nicht, ob sie besonders lange besonders viel mit Kagome zu tun haben würde. Klar sie war ein süßes Mädchen, das zugleich eine schreckliche Gegenwart hatte und ziemlich oft weinte...aber Panny war nunmal nicht immer da. In ein paar Wochen war sie vielleicht schon wieder aus ihrem Leben verschwunden...aber das war jetzt nicht so wichtig. Das hatte jetzt keinen hohen Rang, also würde sie es nicht sagen. Sie sah zu ihr zur Seite und lächelte ihr zu. "Bestimmt! - Dein Teddy ist übrigens zwischen den Kissen auf der Couch. Meine Mam hat wohl alles wieder gerichtet." Sie hob die Eier mit dem Schaber auf und legte sie dann auf die Toasts, stellte die Herdplatte aus und legte die Pfanne in die Spüle, dann schnappte sie sich die Teller, grinste ihr zu und deutete mit dem Kopf auf den Tisch, auf dem bereits Besteck lag. "Setz dich." Sie stellte die Teller ab und ließ sich dann nieder und schnappte sich den Salzstreuer. Dann sah sie zu Kagome auf "Denkst du wir müssen dich reinschmuggeln?" Sie schnitt sich ein Stück des Toasts ab und steckte es sich dann in den Mund, beim kauend abwartend zu Kagome sehend. Sie selbst konnte ihren Vater schließlich schlecht einschätzen. Aber machte sich sojemand die Mühe seine Tochter zu suchen? Sie abzufangen? Sie wieder einzufangen? Würde er sie auch in der Schule suchen, weil sie nicht als vermisst galt, solange sie eingeschummelt werden würde? Das waren zu viele Fragen für Pannys kleines Köpfchen. "Übrigens...danke fürs Bettmachen!"

Kagome guckte Panny noch leicht beim Essen machen zu, als der Hinweis mit dem Teddy von ihr kam. "Wah, ich hatte Percival ja gar nicht bei mir gehabt", fiel ihr plötzlich auf und sie schritt leicht erschrocken zurück, schüttelte sich aber kurz, als ihr auch schon gezeigt wurde, das sie sich an den Tisch setzen sollte, während Panny die Teller zum Tisch brachte. Sie ging zum Tisch und setzte sich kurz nachdem Panny meinte, dass sie sich hinsetzen sollte. Als sie die Frage hörte, hielt sie sich die Hand an den Kopf und tippte leicht mit dem Zeigefinger an ihre Schläfe. "Nein, ich glaube nicht, nicht wirklich zumindest", sagte sie und musste weiter überlegen, als Panny sich wegen dem Bett bedankte, "Ach, k-keine Ursache. Als Gast ist das ja noch das geringste, was ich tun kann."
Dann widmete sich Kagome wieder der Frage von davor, bei der sie sich mit der Antwort mittlerweile Todsicher war.
"Nein, zur Schule gehen geht ganz einfach", sagte sie leicht grinsend, "Tagsüber schläft mein Vater sowieso nur, weshalb ich mir morgens immer viel Zeit lasse. Außerdem macht er sich nicht die Mühe, mich zu suchen, da er wahrscheinlich einfach nur wieder vor der Schule wartet. Er ist manchmal ziemlich zurückgeblieben. Aber da ich jetzt weiß, dass ich ihn veräppeln kann, schleich ich mich vielleicht ein paar mal weg, wenn ich nicht mehr anders kann. Aber dürfte trotzdem seltener vorkommen."
Nachdem Kagome fertig gesprochen hatte, fing sie an zu essen und wirkte dabei leicht geistesabwesend. Ihre Geistesabwesenheit war jedoch auf einem ganz anderen Level als die von anderen Menschen. In diesem Zustand ist sie manchmal wie eine Statue, würde sie sich nicht ständig irgendwie bewegen, wenn auch ziemlich langsam. In Gedanken hing sie nur wegen Gestern an dem Gedanken, wie es wohl wäre, ein anderes Leben zu haben, als das Leben, welches sie momentan hat. Trotz allem sah das Essen ein Stück weit gefährlich aus, da sie dank ihrer Geistesabwesenheit auch wirklich Geistesabwesend war und nicht nur so aussah, wie man es bei anderen Personen immer gut betrachten konnte. Während sie daran dachte legte sich ein dezentes Funkeln in ihren Augen nieder.

Panny nickte und biss dann in ihr Toastbrot, Kagome zuhörend, während sie antwortete. Wenn sie genau darüber nachdachte, wusste sie immernoch nicht wirklich, was bei Kagome zu Hause passierte oder passiert war. Natürlich konnte sie sich denken, dass dort etwas krumm war. Was genau zwischen Vater und Tochter aber schief lief konnte sie sich nicht vorstellen.. Sie hatte mal davon gehört, dass es Sklaverei innerhalb der Familie gab, wenn man das Kind oder die Kinder innerhalb einer Familien-Diktatur erzog, sie hatte mal davo gehört, dass es Misshandlungen sowohl im sexuellen als auch im gewalttätigen Sinne gab, sie hatte mal gehört, dass Kinder vernachlässigt wurden, dass sie psychische Probleme oder Aufmerksamkeitsdefizite aufbautern, aber das hatte sie immerhin nur gehört. Beim besten willen konnte sie sich nicht vorstellen, was bei Kagome der Fall war, oder was eben nicht, vielleicht war es ja auch etwas, das über ihren Rand der Vorstellung hinausging, dass ihr vergessliches Hirn einfach zu begrenzte Ordneranzahlen dafür hatte...
Sie lächelte leicht, sich einen Krümel von den Lippen wegwischend. "Ich hab nicht oft Gäste hier. Und wenn, dann räumen sie nichts auf. Aber das bin ich gewöhnt, wodurch es mich eigentich nicht mehr kümmert. Umso überraschter war ich!" Sie biss abermals in ihr Toast und schnitt dann ihr Spiegelei in kleinere Stücke und aß dann eines der Stückchen. Generell überließ sie es Kagome erst einmal eine Weile zu sprechen, es war sowieso nicht ihre Gewonheit. Genrell war der Frühstückstisch meist nur für sie gedeckt, wenn sie abends ihre Mutter darum bat, ansonsten gab es nicht viel, was den Tisch schmückte, außer die Obstschale die Frühling, Sommer, Herbst und Winter überdauerte, auch wenn sich die Inhalte wechselten. Im Moment lagen ein paar Äpfel und eine Mandarine in der Schale, ihre Mutter hatte ihr aber versprochen noch ein paar Weintrauben zu kaufen.
Sie konnte nur gerade nicht nachvollziehen, dass jemand den ganzen Tag schlafen konnte. Wenn er tagsüber schlief musste er dann nicht Nachts arbeiten? Wie konnte Kagome dann so viele Probleme haben? "Wieso schläft dein Vater den ganzen Tag?" Sie hatte beschlossen dahinter zu kommen, auch wenn es ihr unangenehm war. Panny musste immerhin wissen, worauf sie sich hier eingelassen hatte, oder nicht? Nicht zu wissen wovor du jemanden schützt, wogegen du kämpfst ist ein trauriges Schicksal.

"Also wirklich, Gäste sollten sich aber darum kümmern und dem Gastgeber etwas Arbeit abnehmen, nur so entsteht doch eine faire und freundschaftliche Atmosphere", sagte Kagome und aß auch noch etwas, als die Frage von Panny kam. Direkt als die Frage kam, verschluckte sie sich auch und musste etwas husten. Fertig gehustet, ließ sie den Kopf kurz hängen und man konnte fast schon spüren, dass ihr bei der Sache nicht sonderlich wohl war, "Ich hab noch nie Jemanden davon erzählt, auch wenn ich dass schon seit langem hätte tun müssen. Er Schläft Tagsüber, um mir das Leben Nachts zur Hölle zu machen. Ich versuche schon nicht mehr schlafen zu gehen, weil er immer in der Nacht in mein Zimmer kommt, dass so schon ziemlich klein ist. Dort zwingt er mich dann zu Dingen, von denen ich mir wünschte, sie wären mir niemals passiert."
Während Kagome am Sprechen war, fing die Tränen an, aus ihren Augen zu quillen und über ihre Wangen zu fließen.
"Sobald die Tür zu meinem Zimmer geschlossen ist, missbraucht er mich. Immer und immer wieder...", fing sie an und stockte kurz, sich mit tiefen Atemzügen versuchend zu beruhigen, "Manchmal nur bis ich aufhöre zu weinen, manchmal die ganze Nachtlang, manchmal sogar noch länger. Deswegen darf ich auch nie aus meinem Zimmer raus, außer wenn es irgendwelche Befehle zu befolgen gibt, egal ob ich körperlich dazu in der Lage bin oder nicht. Wenn ichs nicht hinkriege, bestraft er mich zu erst mit Schlägen und im Anschluss missbraucht er mich."
Während sie weiter sprach, floßen die Tränen nur noch schneller und sie fing an zu zittern.
"Immer und Immer wieder, jeden Tag auf den nächsten", sagte Kagome leise und fing an, zwischen den gesprochenen Sätzen zu schluchzen, "Es gab schon Tage, wo ich wegen der andauernden Prozedur nicht mehr aus dem Bett gekommen bin, weil mir alles weh tat und bessern tut sich immer noch nichts. Es tut immer aufs Neue Weh und egal wie sehr ich schreie, hören tut es im Haus keiner und er tut mir dann auch nur weh."
Sie hatte wie ein Wasserfall geredet, doch jetzt konnte sie einfach nicht mehr. Sie rieb sich ja bereits mittendrin die Augen vor lauter Tränen aber jetztz ist der Wundepunkt wieder zu einer offenen Wunde geworden.

Panny wusste garnicht so recht was sie sagen sollte oder wie sie reagieren sollte auf das ganze, was plötzlich aus Kagome herauskam. Es war wie ein Damm bei dem plötzlich ein Bieber entschieden hatte, dass er dort nicht hingehörte und aus selbigem Grund ein kleines Loch gebort hatte, was dazu geführt hatte, das letzten endes die ganze dicke Wand einen riesigen Riss bekam von dem er sie schließlich zusammenbrach und eine gewaltige Menge Wasser auf den kleinen Bieber herabschoss. Das Wasser drückte ihn zu Boden und ehe er sich versah, brauchte er zu lange um rechtzeitig Luft zu erhaschen.
Sie legte ihr Besteck zur Seite und stand dann schließlich auf, während sie Kagome immernoch zuhörte. Sie nahm ihren Teller, stellte ihn in der Spüle ab, ging dann mit einer großen Box Taschentücher bewaffnet zurück zum Esstisch und ließ sich neben ihr nieder. Die Packung Taschentücher stellte sie auf den Tisch, zog das erste heraus und tupfte Kagomes Kinn ab, an dem sich die ganzen Tränen, die ganzen Wassermassen, sammelten und drohten ihre Uniform nass zu machen. Sie lächelte leicht, aber nicht weil sie das ganze schön oder amüsant fand, sondern weil sie selbst beschlossen hatte, nicht nur auf Rücksicht von Kagome , kein Foto von diesem Moment zu machen. Sie wollte sich garnicht an diese Situation zurück erinnern und ich glaube das war eine der besseren Entscheidungen, die sie in letzter Zeit getroffen hatte. Als das Taschentuch nass war, zerknüllte sie es, legte es auf den Tisch und zog ein neues heraus, es Kagome in die Hand drückend, während sie sich auf dem Stuhl neben ihr niederließ und an sie heranrückte. Sie breitete die Arme vorsichtig aus und legte den einen hinter sie auf die Stuhllehne, mit dem anderen tupfte sie weiter ein paar Tränen ab. Sie wollte sie nicht zu vorschnell anfassen um vielleicht damit noch größere Flutwellen auszulösen, vielleicht auch Flutwellen der Angst und Erinnerung.
Beruhigend begann sie etwas zu flüstern, erst einfach nur den Text, dann langsam auch zu singen. Sie war keinesfalls eine Meisterin darin, andere zu beruhigen und das zeigte der Text, der ihr durch den Kopf schoss und zudem auch noch der einzige war, den sie richtig konnte, den sie Kagome nun leise vorsang. "Let me breathe you in and breathe the words in your mouth. Inside your shivering. The silence shouts so loud. I just want to stay around. When my heart beats I promise I won’t let you down.
If I’m somewhere else, it doesn’t mean that I don’t see. That you don’t trust yourself, that’s why you don’t trust me. It makes me crazy - when your crazy you don’t speak. You think you know me. But what you know is just skin deep.
If you keep building these walls, brick by brick tower so tall, soon I won’t see you at all. ‘Til the concrete angel falls. I know who you are from the start, but now I don’t know who you are, soon there will be nothing at all. ‘Til the concrete angel falls."
Als sie aufhörte lächelte sie immernoch leicht und musste dann etwas verzweifelt schauen. "Es tut mir leid, aber so viele Lieder kenne ich nicht auswendig, ich hoffe du verzeihst mir das mal. Du bist ein liebes Mädchen, dass dir sowas zustößt ist alles andere als fair, aber wollen wir einfach mal den Tag betrachten? Ohne zu wissen, warum wir alles andere ausblenden?!" Sie strich ihr leicht über den Rücken und gab ihr ein neues Taschentuch, damit sie sich die Nase ausschnauben konnte.

Kagome war konsequent am Schluchzen und Heulen, auch als Panny noch dabei war, die Tränen von ihr abzutupfen, doch als diese plötzlich anfing, leise etwas vor sich hinzusingen, riss es Kagome ein wenig aus dem Konzept. Auch wenn der Text jetzt nicht unbedingt der passenste war, das verlangte Kagome ja keines Willens. Sie hätte eher erwartet, dass Panny meinen würde, sie müsste darüber nachdenken, würde sie dann rausscheuchen und danach nie wieder was mit ihr zutun haben wollen. Generell versuchten ja eher die wenigstens, sie zu trösten, da war es ihr vollkommen egal, ob das Lied nun nicht unbedingt das Lied wäre, welches sie aufmuntern würde. Das was sie aufmunterte, war der Versuch. Sie hörte dem Mädchen zu und wischte sich weiterhin die Tränen weg, welche nun auch weniger geworden waren, "Was sollte ich dir den Verzeihen? Du wolltest mich aufmuntern, da ist es mir egal, wie sehr ein Lied nun wirkung zeigen würde oder nicht, das was zählt ist schließlich der Wille, jemanden aufzumuntern", sagte sie und lächelte etwas, während sie die letzten Tränen wegwischte und schnaupte sich dann auch erst einmal die Nase, bevor sie sich weiterhin beruhigte, "Vielleicht kann man mich auch einfacher aufmuntern als andere, aber ich bin froh drüber, das du mich aufmuntern wolltest und wahrscheinlich hast du recht. Am besten blende ich einfach mal das ein oder andere aus und sorge mich über anderes, als das, was später passiert", sagte sie dann und holte noch einmal tief Luft, jetzt auch das Zittern abschüttelnd, "Am besten geh ich nochmal schnell ins Bad und wasch mir nochmal das Gesicht, die Tränen hinterlassen ja immer die bösen, salzigen Spuren und so will man ja nicht unbedingt zur Schule, nicht wahr", sagte sie etwas abwesend, bevor sie auch schon aufgestanden und ins Bad gehetzt war. Dort ging sie auch direkt ans Waschbecken und spritzte sich ein wenig Wasser ins Gesicht, dieses dann mit einem Handtuch trocken wischend und in den Spiegel guckend, //Sollte ich mir die Haare vielleicht nochmal schnell durchbürsten? Hach, warum denkst du den jetzt daran, außerdem wolltest du doch nur kurz ins Bad//, dachte sie sich und kam wieder aus dem Bad raus, zu Panny gehend, "Machen wir uns dann gleich auf den Weg?", fragte Kagome dann lieb und ging schnell zum Sofa, sich Percival schnappend und zu ihrer Tasche gehend.

(Sorry das mir nicht sonderlich was einfällt :x )