S T O R Y
Straffes Programm an Lutheran West High School in Ohio. Die Sommerferien sind beendet und es ist Zeit für die Oberstufe, die mit viel Stress, neu gemischten Kursen, neuen Bekanntschaften, neuen Schülern und vor allem Partys verbunden ist. Eine der Neuankömmlinge ist Hina, die von ihrem ersten Tag an ein echter Bekanntschaftsmagnet zu sein scheint und die Menschen ohne ein Wort zu sagen in ihren Bann zieht. Nach drei Wochen an der Schule ist sie bereits zur Schülersprecherin gewählt worden, Frontfrau des Cheerleaderteams und durch ihr besonderes Engagement ein direkter Ansprechpartner für den Schuldirektor geworden. Ein senkrecht Start, der für Bewunderung und Ansehen gesorgt hat, doch nicht auf jeden Schüler trifft das ebenso zu. In einer Ecke, sitzend auf einem Stuhl, die PSP dicht vor dem Gesicht, ein starrer Blick auf das Display gerichtet, das gespiegelt in seinen Augen blinkt und flackert. Hin und wieder hebt der Junge, dessen Gesicht kaum jemand kennt, der nicht mit ihm einen Kurs teilt, weil er jenes in jeder Pause hinter seinen elektronischen Gerätschaften verbirgt und abdriftet in seine eigene Welt. Ab und zu sieht der Junge auf, bis sein Blick an diesem Mädchen hängen bleibt, dessen lange braune Haare durch ihren zügigen Gang aus ihrem Gesicht wehen und ihr locker auf die Schultern fallen. Umringt von unzähligen Schülern, die ihr Gesichten erzählen, mit ihr lachen und sie beneiden. Ryuuji schiebt seine PSP in seine Jackentasche und sieht das Mädchen an. Sie würdigt ihm keines Blickes, hat ihn vermutlich nicht einmal gesehen und reißt ihn dennoch in eine Welt, in der er sich nie zuvor befunden hat. Heraus aus der Cyberwelt in die Leichtigkeit. Ein beflüpgelndes Gefühl holt Ryu seither ein, wenn er Hina über den Gang gehen sieht, doch kann sie auch noch so greifbar scheinen, wenn sie nur wenige Meter von ihm entfernt an ihrem Schulspint steht und ihre Bücher einräumt, in Wahrheit befindet sich zwischen den beiden eine solche Distanz, dass es schier unmöglich scheint diese zu durchbrechen. Ob der unbeliebte Ryu ein Mädchen wie Hina erobern kann, ohne sich in Grund und Boden schämen zu müssen?

S C H O O L
Wahlfächer: Kunst, Sport, Musik, Pädagogik, Geschichte, Erdkunde, Latein, Spanisch, Französisch, Japanisch, Deutsch, Biologie, Chemie, Physik, Computertechnik, Philosophie, Soziologie.

Pflichtfächer: Mathematik, Englisch, Religion.

Arbeitsgemeinschaften: Theater montags, Cheerleading dienstags und freitags, Orchester dienstags, Band mittwochs, Schach mittwochs, Basketball donnerstags, Football donnerstags, Technik donnerstags, Schülerzeitung freitags, SchulTV freitags, Zeichnen freitags, Literatur freitags, Partyplaung/Schulballplanung mittwochs und donnerstags.

Montag: 9 Stunden
Dienstag: 10 Stunden
Mittwoch: 7 Stunden
Donnerstag: 7 Stunden
Freitag: 10 Stunden

S T A R T P O S T
Hina rannte zum Bus, während sie noch Meter vor ihrem Ziel den durchnässten Regenschirm einklappte. Dieses Dreckwetter brachte sie noch um den Verstand. Sie wusste nicht was es war, aber in Japan hatten sie definitiv weniger Regen gehabt. Das Mädchen sprang in den Bus und hielt dem Fahrer erschöpft ihr Ticket unter die Nase, bevor sie sich auf einen freien Platz fallen ließ und sich konzentrierten nicht allzu laut zu atmen. Sorgfältig platzierte sie den Regenschirm auf dem Boden und trat leicht mit einem Fu0 darauf, sodass er sich nicht in der nächsten Kurve selbstständig machte. Ihr Blick schlich, wie jeden Tag, durch die Reihen des Busses und taxierte sorgfältig jedes einzelne Gesicht. Ein Junge grinste sie schräg an und zwinkerte ihr zu, sodass Hina verlegen lächelte und dann hastig aus dem Fenster sah, um sich die Nervosität nicht anmerken zu lassen. Es war ein Schüler aus der Klasser 13, äußerst beliebt und gutaussehend. Hina kannte kein Mädchen, das nicht auf ihn stand. Sie hingegen war mittlerweile nur noch verlgen darüber, weshalb er ausgerechnet sie aus der 10 Klasse jedes Mal wenn sie sich sahen so angrinste. Ihre Freundinnen sagten, sie solle sich etwas darauf einbilden, aber das tat Hina nicht. Er war ein Mensch wie jeder andere in diesem Bus. Nicht besonderer, nicht schlechter. Er hatte Fehler, Perfektion in manchen Dingen, schlechte Laune, gute Laune und alles, was zum Menschlichsein dazugehörte und ihn nur noch sympathischer machte.
Der Bus hielt und Hina griff nach dem Henkel ihrer Tasche, spannte den Schirm auf und schritt ins Schulgebäude, wo sie von Umherstehenden gegrüßt, angelächelt oder lediglich angestarrt wurde, während sie mit einer freien Hand nach ihrem Stundenplan kramte. Da! - Oh Gott, Chemie. Hina stöhnte auf und verdrehte entnervt die Augen. Der Montag fing ja schonmal gut an. Sie machte sich auf den Weg zum Raum, ließ sich auf ihrem Stuhl fallen und unterhielt sich mit einem ihrer Freunde über das vergangende Wochenende.

Es war 6 Uhr 47. Der Wecker klingelt bereits zum dritten Mal. Ryuuji machte seine Augen auf und begann zu Rechnen: "Aufstehen 2 Minuten, Anziehen 2 Minuten, Schulsachen packen 4 Minuten (falls ich alles auf Anhieb finde), Tür abschliessen und zum Fahrradständer laufen 2 Minuten, Weg mit dem Fahrrad zur Schule 9 Minuten, Fahrrad abschliessen und zum Schulzimmer laufen 4 Minuten...ähm..das macht insgesamt etwa plus minus...äähm....ach 30 Minuten wird schon stimmen...die Schule beginnt um 20 vor 8...ich kann also noch schlafen." Daraufhin schlug er nochmals auf den Wecker um den Schlummermodus zu aktivieren. 10 Minuten später klingelte dieser nochmal und Ryuuji stand auf. Dann zog er sich das T-shirt und die Hose von gestern an und suchte nach seiner Schultasche. Wo habe er diese gestern Nacht bloss hingeworfen. Nachdem er kurz gähnte erblickte er sie unter dem Tisch. Er blickte hinein und sah einen Notizblock, 2-3 Kugelschreiber und eine PSP. Mehr brauchte er nicht, die Schulbücher hatte er am ersten Tag auf dem Nachhauseweg verloren, als ihn ein Hund verfolgte und er diesen abzuwimmeln versuchte indem er seine Schulbücher nach ihn warf.

Nun ging er ins Wohnzimmer und blickte kurz auf die Uhr: "7 Uhr 24." Er starrte ein paar Sekunden darauf. Dann ging er zurück in sein Zimmer und blickte auf den Wecker: "7 Uhr 04". Er starrte ihn ein paar Sekunden an und ging zurück ins Wohnzimmer und blickte erneut auf die Uhr: "7 Uhr 25". "AAAAAAAAAAh, ich komme zu spät". Ryuuji geriet in Panik, rannte in sein Zimmer, packte seine Tasche und schlüpfte in seine Schuhe ohne sie zuzubinden. Daraufhin verliess er das Haus und rannte über die Wiese zum Fahrrad. Er stieg auf, wollte sofort losfahren, doch musste er wieder umkehren um die Tür abzuschliessen. Beim Zurückweg stolperte er wegen eines offenen Schnürsenkels und fiel dadurch direkt in den Matsch. "Mist," dachte er und blickte nach oben. Es regnete wie aus Eimern. Er rappelte sich langsam auf, trottete zur Tür und ging hinein um sich kurz umzuziehen.

"Dong" hörte er von einem nahe liegenden Kirchenturm, es war bereits 7 Uhr 30 und er war noch zu Hause. Frisch angezogen verliess er das Haus und trottete Richtung Fahrrad, beeilen musste er sich ja nicht mehr, zu spät war er sowieso. Nun stieg er auf sein Fahrrad und fuhr gemütlich zur Schule. Dort schloss er sein Fahrrad ab und ging Richtung Schulhaus. "Hm, Chemie." Vor dem Zimmer angekommen lauschte er mit einem Ohr und hörte den alten Chemielehrer reden. Er fasste allen Mut zusammen und öffnete die Tür.

Zuerst erblickte er den Lehrer, dieser ermahnte ihn: "Noch ein Mal zu spät und du fliegst aus dem Kurs." So senkte Ryuuji den Kopf und trottete langsam in die hinterste Reihe um sich hinzusetzen. Doch jetzt hatte er endlich Zeit für das, weswegen er überhaupt noch zur Chemiestunde gekommen war und diese nicht einfach geschwänzt hatte: Er blickte nach vorne, um sie zu sehen, sie, die wunderschöne Hina. Er suchte nach ihr und als er sie endlich fand, fiel es ihm auf: Sie starrte ihn an.